Chefket - Alles Liebe (nach dem Ende des Kampfes)

Vertigo / Universal
VÖ: 17.08.2018
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Respekt, Digga

Eine Glückwunschkarte mit Bedingungen, eigentlich keine schlechte Idee. Gibt's sowas? Damit ließe sich billige Höflichkeit umgehen, stattdessen äußerte man eine Gegenerwartung für die eigene Leistung. Ein guter Grund dafür wäre beispielsweise Selbstschutz. So von wegen: "Wenn Du in Zukunft nicht so mehr so scheiße bist, dann können wir Freunde werden." Chefket möchte ja im Einklang mit der Welt sein, aber vorher gibt es eben noch einiges zu erledigen, so darf man wohl den Titel seines Albums "Alles Liebe (nach dem Ende des Kampfes)" interpretieren. Den Heidenheimer Rapper, mittlerweile in Berlin ansässig, umtreiben auf seiner neuen Platte die großen Themen: Nähe und Distanz in der Gesellschaft, in der Liebe, oder auch im Verhältnis zu sich selbst.

Als Deutscher mit türkischem Hintergrund bringt Chefket in "Fremd" zielsicher sein Gefühl auf den Punkt, nie irgendwo dazuzugehören, im Fremdsein findet der Rapper schließlich ein Stück seiner Identität. Wie schade, dass es so weit kommen musste. Ein Gruß geht raus an Mesut Özil. Am Anfang des Stücks steht ein offenbar im Taxi aufgezeichneter Dialog, bei dem der Fahrer die Zerrissenheit vieler junger Menschen, deren Eltern einst immigrierten, auf den Punkt bringt. Der gesungene Chorus überlagert den pulsierenden Beat, ein Piano veranschaulicht die Tragik der Geschichte, die sich mit Händen und Füßen gegen das Abstumpfen zur Wehr setzt und dennoch resignativ auftritt. Zwischen den Hooks setzt Chefket seine bekannte Double Time ein, die der Aufgabe die Wut entgegenstellt. Ein musikalisch wie inhaltlich gleichermaßen bockstarker Track.

Auch im Opener, dem vorab bekannten "Gel keyfirm gel", das von Marsimoto gefeatured wird, fließen Chefkets Wurzeln ein und sogar das Marteria-Alter-Ego rappt ein paar Lines auf Türkisch in diesem mit orientalischen Klängen unterfüttertem Titel – vielleicht der dickste Kopfnicker auf dem Album. Anderswo spricht der Rapper einem jeden Klimmstengelafficionado aus der Seele, wenn er in "So gut" das Prinzip des naiven Optimismus zum eingängigen Breakbeat lebensnah zusammenfasst. In "Strobo" singt und rappt er von Annäherung und Ablehnung zwischen Künstler und Öffentlichkeit. "Work it" ist ein sexy Zu-Bett-Geh-Track, den Mac Miller auf "The divine feminine" nicht besser hingelegt hätte. Die Single "Sowieso" kommt trappiger und mithin rotziger an als gewohnt, die dritte Auskopplung "Alles klar" ist hingegen eine glasklare Ballade zwischen Hoffen und Bangen im Beziehungsumfeld. In "Müde & rastlos" hustlet Chefket gemeinsam mit Sido und Crackavelli durch den Kiez und erzählt zwischen Metronom und Piano-Line vom Leben von der Hand in den Mund, Geschäften, diesdas.

Wie gewohnt bewegt sich der Rapper auf "Alles Liebe (nach dem Ende des Kampfes)" zwischen HipHop, R'n'B und Soul und beweist abermals sein vielfältiges Talent. Thematisch ist die neue Veröffentlichung deutlich schwermütiger, aber auch tiefgängiger, als noch das 2015er "Nachtmensch". Der Kampf, den Chefket ausficht, ist vor allen Dingen ein komplexer innerer Konflikt, der hier seine Ausdrucksform findet und für alle Zuhörer offengelegt wird. "Seht meine Mühe und belohnt sie endlich", möchte Chefket womöglich sagen. Das ist schonungslos ehrlich, man kauft es ihm ab, er bleibt freundlich und fordert doch Respekt ein. Den hat er sich mit diesem Album allemal verdient!

(Pascal Bremmer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Gel keyfim gel (feat. Marsimoto)
  • So gut
  • Fremd

Tracklist

  1. Gel keyfim gel (feat. Marsimoto)
  2. Aufstehen
  3. High
  4. Sowieso
  5. Alles klar
  6. Immer
  7. So gut
  8. Wo Du stehst
  9. Fremd
  10. Strobo
  11. Work it
  12. Müde & rastlos (feat. Sido & Crackaveli)
  13. Scheinwerferlicht
Gesamtspielzeit: 41:35 min

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Peacetrail

2021-03-01 07:00:23

Grammatik 1/10

Geproti

2021-03-01 01:31:53

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Armin

2018-08-05 19:10:52- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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