Death Grips - Year of the snitch

Caroline / Universal
VÖ: 10.08.2018
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Not suitable for work

Die folgende Rezension enthält Links zu Bild- und Videomaterial, das weder für Kinder noch für Arbeitsplätze geeignet ist. Nunja, es geht um Death Grips – was hast Du erwartet?

Seit 2012 haut das Trio im Schnitt pro Jahr ein Album voller herrlich-fieser Gemeinheiten zwischen HipHop, Hardcore, Elektro und gemischtem Gemüse raus. Dazu toppte die Band das genderverdrehte SM-Cover ihres Debüts "The money store" mit dem Artwork des Nachfolgers "No love deep web", wo der Albumtitel auf dem erigierten Penis von Drummer Zach Hill prangte. Das Bandgefüge präsentierte sich dazu als instabile Konstruktion, mehrfach wurde die Auflösung angekündigt, durchgezogen, gleich wieder zurückgenommen, dazu tauchte die Truppe durchaus auch mal nur zu zweit, allein oder gar nicht zu Gigs auf. Eine explosive Mischung also – die bei Plattentests.de leider bislang schändlich verschlafen wurde. Auf die Großartigkeit von "The money store" oder das ambitionierte und verblüffende Doppelalbum "The powers that b" müssen wir also an dieser Stelle noch einmal nachträglich hinweisen. Wo es doch eigentlich um die mittlerweile sechste LP "Year of the snitch" gehen soll.

Für Death-Grips-Kenner mag der Sound schon ein alter Hut sein, zumal die Chaoten ihr Konzept nicht wirklich umkrempeln. MC Rides aggressiver Vortrag trifft auf Hills durchgeknalltes Schlagzeug – der Fakt, dass er anderweitig auch bei den Noiserockern von Hella die Klöppel schwingt, überrascht nicht wirklich. Garniert wird das ganze durch die kranken Laptop-Auswüchse von Andy Morin und fertig ist eine unberechenbare Suppe, die sich jederzeit in jede Richtung bewegen kann. Die Assoziationen beim Hören sind vielfältig: Neben hartem Rap schmirgeln sich Punk-Versatzstücke, Mathrock oder Minimal-Elektro durch den Gehörgang, das Instrumental "The horn section" kippt sogar in Richtung Jazz-Rhythmik. Dabei vergessen die drei aus der kalifornischen Hauptstadt Sacramento nie die gelegentliche Hook, die nicht allzu abgebrühte Hörer dennoch bei der Stange hält. In Zeilen wie "Eat it like the devil's cunt" oder durch harsche Störeffekte manifestiert sich die konstant vulgäre, schmutzige Ästhetik, welche jedoch nur die Oberfläche bildet, hinter der sich – Entschuldigung – einiges an Grips befindet. Dass "Year of the snitch" bei aller Diversität einen tollen Fluss entwickelt, ist bemerkenswert.

Die im Verhältnis hohe Dichte an leicht verdaulichen Momenten sowie die kompakte Länge machen das Werk womöglich auch zu einem guten Einstiegspunkt für Nichtkenner der Band, auch wenn die Brachialität der ersten beiden Alben oder der Scope zwischen Björk-Samplen und Hardcore-Rotzen von "The powers that b" nicht erreicht wird. "Hahaha" ist in der verzerrten Death-Grips-Welt schon Pop, wird danach unsanft vom wunderbar stumpfen Geboller "Shitshow" verdrängt, dessen Video im Übrigen dank diverser Fäkal-Spielereien von YouTube gebannt wurde. Dass danach auf "Streaky" ein benebelt umhertorkelnder Synthbeat die Richtung angibt und die Platte erneut um 180 Grad dreht – kein Wunder. "Dilemma" kommt sogar zwischendurch mit einem spacigen Synth fast vollkommen zur Ruhe. Der Opener "Death Grips is online" fällt ja als Omen für den Rest von "Year of the snitch" bereits zwischen süßlichem Elektropop und Freakout-Parts hin und her, am anderen Ende findet sich mit "Disappointed" ein umso energischeres klassiches Death-Grips-Stück – wenn es denn so etwas überhaupt gibt –, in welchem MC Ride sich selbst die Zeilen um die Ohren spuckt. "Machine, human, malformed machine." Irgendwie ja schon.

(Felix Heinecker)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Death Grips is online
  • Shitshow
  • Little Richard
  • Disappointed

Tracklist

  1. Death Grips is online
  2. Flies
  3. Black paint
  4. Linda's in custody
  5. The horn section
  6. Hahaha
  7. Shitshow
  8. Streaky
  9. Dilemma
  10. Little Richard
  11. The fear
  12. Outro
  13. Disappointed
Gesamtspielzeit: 37:13 min

Im Forum kommentieren

hexed all

2019-08-03 23:20:12

stimme meinem vorredner zu, musik kann gar nicht stressig genug sein. ich hör das zeug doch nicht zum einpennen.

o. spengler (offiziell)

2019-08-03 08:28:49

umso stressiger, umso besser. grade in öpnv-situationen. seperate the men from the boys.

Lateralis84skleinerBruder

2019-08-02 23:51:55

Kann ich absolut verstehen

Plattenbeau

2019-08-02 19:07:27

Der Unterhaltungswert des Albums ist schon sehr hoch. Für mich sind einige Songs allerdings so hart an der Stressgrenze, dass ich diese Form der Unterhaltung eher selten genieße.

o. spengler (offiziell)

2019-08-02 16:14:49

kann ja mit rap (auch im weiteren sinne wie hier) nichts anfangen, aber versteh schon, warum man das interessant findet. eine band, die man bitte nicht haiden soll!

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