Wolvennest - Void
Van / SoulfoodVÖ: 01.06.2018
Nichts zu lachen
In kaum ein anderen Genre werden derart viele Alben als Meilensteine und Klassiker bezeichnet wie im Metal. Dass dabei die Grenze zwischen absolutem Trash und einem Klassiker oftmals nur fließend ist, ist ebenfalls ein typisches Genrephänomen. Wo sonst werden Lo-Fi-Kassettenaufnahmen, welche in den Ohren der meisten Menschen nur wie noisiger Lärm aus dem tiefsten Hinterwald klingen, derart abgefeiert? Wenn dann also eine neue Veröffentlichung einer Band namens Wolvennest per Pressetext als "Masterpiece" angekündigt wird, ist erst einmal Vorsicht geboten.
Dabei ist die Bezeichnung für Wolvennests zweites Album gar nicht so abwegig. Der erste Track "Silure", welcher gleichermaßen als rein instrumentales Intro betrachtet werden kann, entfaltet ab der ersten Sekunde eine hypnotische Sogwirkung und düstere Endzeitstimmung, die vor allem zum Schluss ernsthaft beklemmend und kaum auszuhalten ist. Die Gitarrensounds werden gestapelt, bis ein doom-artiges Soundgebirge entsteht, die Stimmung wird innerhalb der elf Minuten von Sekunde zu Sekunde bedrohlicher. Zwischen den Gitarrenwänden gibt es regelmäßig kreischende E-Gitarren und orientalisch anmutende Klänge, welche die düstere Ästhetik zusätzlich untermauern. Erst zum Ende des Tracks kommt es zum kurzen Druckabfall, der sich direkt zu Beginn des zweiten Songs "Ritual lovers" wieder aufbaut. Die mantraartigen Gitarren beginnen erneut, die Stimmung bleibt gleich, zusätzlich gibt es eine Mischung aus Spoken Word und Gesang von Sharon Shazzula und psychedelischen 70er-Gitarrensounds. Im Titeltrack "Void" erklingen zusätzliche Synthesizer und ein bereits vom selbstbetitelten Vorgängeralbum bekanntes Theremin.
Trotz der Black-Metal-Ästhetik lassen sich die Belgier nur bedingt diesem Genre zuordnen. Das gesamte Album ist durchsetzt mit Neofolk-Anleihen, Stoner-Elementen und psychedelischen Ambient-Parts, lediglich im Song "L'heure noire" gibt es einen an frühe Wolves In The Throne Room erinnernden Part. Vielmehr ist immer noch der Einfluss von Der Blutharsch And The Infinite Church Of The Leading Hand zu hören, aus deren Dunstkreis die Band entstanden ist. Neben der fast physisch erlebbaren Beklemmung ist vor allem die instrumentale Dichte auf "Void" bemerkenswert. Drumming, Gitarren, Synthies, Gesang und gelegentlich einsetzende Chöre sind zwar allesamt einzeln wahrnehmbar, wirken aber im Gesamtbild symbiotisch und erzeugen eine nahezu transzendierende Stimmung, die nach der Gesamtdauer von etwas über einer Stunde erst einmal verarbeitet werden muss. Die Intensität des Albums wird zum Ende von "The gates" noch weiter intensiviert, wenn der männliche Gegenpart zu Shazzula in bester Lifelover-Manier fleht und leidet und damit sogar für einen kurzen Depressive-Suicidal-Black-Metal-Moment sorgt. Der Abschlusstrack "The mort" dauert 17 Minuten und fasst die Kernelemente Angst und Beklemmung noch einmal zusammen. Wieder gibt es gefühlte 1000 Gitarrenspuren zu erleben, wieder einen bedrohlich zähen und nie endenden Songaufbau auszuhalten und wieder das Gefühl, vom Lkw überrollt zu werden. Um dann abschließend doch festzustellen: Wolvennest haben mit "Void" ein kleines Meisterwerk erschaffen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Silure
- The gates
Tracklist
- Silure
- Ritual lovers
- Void
- L'heure noire
- The gates
- La mort
Im Forum kommentieren
Mann 50 Wampe
2021-03-11 19:37:42
Ganz großartiges neues Album "Temple". Hab ich gerade durchgehört und bin begeistert. Extrem Düster, Black Metal Gitarren aber auch seltsam psychedelisch / spacig-krautig. Großartiger Gesang, auf dem Track "Succubus" singt auch noch King Dude aka TJ Cowgill.
molch
2018-08-07 16:52:45
@helvete: und angekommen?
HELVETE II
2018-07-18 10:23:56
Album ist bestellt, ich bin mehr als gespannt!
Armin
2018-07-17 16:43:46- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- Wolvennest - Void (4 Beiträge / Letzter am 11.03.2021 - 19:37 Uhr)