
Wand - Perfume
Drag City / H'ArtVÖ: 25.05.2018
Hier wird gedübelt
Kein Bohrer und auch kein Hammer: Die kalifornische Psych-Rock-Combo Wand braucht für ihren sympathischen Lärm kein Werkzeug, auch wenn der Bandname freilich derlei Rückschlüsse ziehen lässt. Nö, Bass, Gitarre und Drums reichen vollkommen aus, um die Nachbarn zu frühen Morgen- und späten Abendstunden auf die Palme zu bringen. Auch die fünfte Platte des Quintetts, "Perfume", rumpelt und rauscht wieder rüpelhaft los, ist aber lustigerweise immer genau dann am besten, wenn sich Wand ein wenig ruhiger, introvertierter zeigen. Was wir daraus lernen? Die vermeintlich Vorlauten sind besonders dann liebenswert, wenn sie sich von ihrer anderen Seite zeigen. Oder so.
"Perfume" kann man irgendwo zwischen EP und Mini-Album ansiedeln, entsprechend kurz ist die Lunte: Der Titeltrack und Opener nimmt keine Rücksicht auf schwache Gemüter und prescht direkt energiegeladen voran, durch die dünnen Adern pumpt eine gefährliche Mischung aus Aufputschmitteln und berauschtem Noise-Rock, der seine Pilze auch lieber halluzinogen mag. Irgendwann in der Mitte bricht der Song dann auseinander, so porös und auf Kalk gebaut ist hier alles, doch nach einem erneutem Anlauf geht es wieder mit dem Kopf durch die, dickes Sorry an dieser Stelle, Wand. Der musste sein.
So richtig ernst nehmen sich Wand ja auch selber nicht. Das Covermotiv ist Quatsch und auch die Songs wirken bei aller Dynamik und Durchschlagskraft oftmals eher ironisch. Knacken muss es halt und richtig interessant wird es ohnehin erst, wenn der Nachbar zum dritten Mal die Polizei gerufen hat. "Town meeting" rüttelt entsprechend nachhaltig an den Nerven, wild wird hier durcheinander gesungen, die Gitarre dreht völlig hohl und Melodien wird man zwar finden, nicht aber ohne akribisch agierenden Suchtrupp. In der zweiten Hälfte erinnert das Stück dann sogar ein wenig an die durchgeknallteren Momente von Queens Of The Stone Age.
"The gift" zeigt in der Folge auf, wo es für Wand hingehen könnte, wenn sie sich öfters unter Kontrolle hätten: Zarte Melancholie bricht sich Bahn, der wüste Psychedelic-Rock ersäuft in süßem Wohlklang. Ein Fingerzeig in Richtung der frühen Neunzigerjahre und mit Abstand das bestechendste Stück einer zügellosen Platte. Richtig gelungen ist letztlich auch der Closer "I will keep you up": Wand lehnen sich darin zurück, blicken in den nächtlichen Sternenhimmel und nehmen mal komplett das Tempo raus. Die akustische Gitarre übernimmt die Hauptrolle und lässt gemeinsam mit dem einsetzenden Piano eine atmosphärisch dichte Lagerfeuerstimmung entstehen. Wie das Piano ans Lagerfeuer kam? Da ist nun Ihre Fantasie gefragt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The gift
- I will keep you up
Tracklist
- Perfume
- Town meeting
- The gift
- Hiss
- Pure romance
- Train whistle
- I will keep you up
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Armin
2018-07-08 21:39:38- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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