(Smog) - Supper

Drag City / Domino / Zomba
VÖ: 07.04.2003
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Löffelfertig

Es ist nicht mal ein halbes Jahr her, daß uns Bill Callahan einen Blick ins Archiv gewährte. In den ausgewählten B-Seiten und Überbleibseln von "Accumulation: none" blitzte seine mal knurrige, mal sich verloren gebende Verschrobenheit immer mal wieder auf. Doch trotz so manches schönen Moments freute sich der Fan, der ja ohnehin jeden Fetzen des Meisters sammelt, doch mehr auf frischen Nachschub. Und da Callahan - egal, was er so singt - kein schlechter Mensch ist, reicht er nun auf "Supper" neun neue Ausflüge in die Welt von (Smog).

Und so langsam merkt man, daß tatsächlich etwas anders geworden ist, seitdem Callahan sein Pseudonym von Klammern umarmen läßt. Statt knarzigen Versuchen, die Schönheit seiner Songs zu verstecken, hört man nun einer zurückgelehnten Truppe beim beinahe disziplinierten Spiel zu. Die Arrangements bekommen nach und nach etwas Fett auf die dürren Knochen. Und noch etwas: Der kauzige LoFi-Schrammler ist doch tatsächlich ans Licht gekommen. Zumindest umflattert er die knisternde Glühbirne wie die unvermeidlichen Motten.

Nehmen wir nur mal das luftige "Our anniversary". Leichtfüßige Akkorde hüpfen dort umher und begleiten uns auf einen seltsamen Ausflug. "It's our anniversary / I leave it in a jar" knödelt Callahan zur Feier des Tages. Immer noch etwas neben der Schnur, aber längst nicht mehr so gebrochen wie einst. Natürlich stecken ein paar der alten Selbstzweifel noch immer in ihm. "I can't be held responsible for the things I say", hadert er in "Vessel in vain" mit sich selbst. Und doch singt ein fast fröhlicher Chor das passende "My ideals have got me on the run" dazu.

Wenn schon die Sujets die Schultern hängen lassen, probiert es Callahans Band mit vermeintlich passender Lässigkeit. Da poltert "Butterflies drowned in wine" mit gebrochenem Stakkato los, da dröhnt "Ambition" verzagt durch die Gegend, da bluesrockt sich "Morality" authentische Schweißflecken ins Hemd. Mehr als nett sind die lauteren Augenblicke diesmal jedoch leider nicht. Allerdings taucht dort mit Zeilen wie "What would my wife say / If I was married?" Callahans schräger Humor mal wieder aus der Versenkung auf. Viel ansprechender gerieten da schon das taumelnde "Truth serum" ("Is death really the end?") oder der ergreifende Opener. "You're losing your wings / Feather by feather" klagen Callahan und Neu-Partnerin Sarabeth Tucek zum Schwelgen der Steelguitar. Ein echtes Seufzen. Für ein angeblich gerupftes Suppenhuhn macht (Smog) also doch noch so einiges her.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Feather by feather
  • Vessel in vain
  • Truth serum
  • Our anniversary

Tracklist

  1. Feather by feather
  2. Butterflies drowned in wine
  3. Morality
  4. Ambition
  5. Vessel in vain
  6. Truth serum
  7. Our anniversary
  8. Driving
  9. A guiding light
Gesamtspielzeit: 43:29 min

Spotify

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