Mike Shinoda - Post traumatic

Warner
VÖ: 15.06.2018
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Egale Elegie

Das Themenspektrum des eindeutig betitelten Soloalbums "Post traumatic" von Linkin Parks Mike Shinoda dürfte im Vorhinein klar gewesen sein. Der Tod des Bandmitglieds Chester Bennington war alles andere als leicht zu verkraften, eine große Lücke klaffte im Leben, die Zukunft der Truppe ist nach wie vor ungewiss. Und doch überrascht die Klarheit, mit der Shinoda in "Over again" die Zeit nach dem Verlust konkretisiert: "Supposed to go to the Bowl, get on stage, dim the lights / With our friends and our family, in his name, celebrate / There's no way that I'll be ready to get back up on that stage." Unerwartet hart spuckt er Giftigkeiten wie "Everybody that I talk to is like / 'Wow, must be really hard to figure what to do now' / Well thank you genius, you think it'll be a challenge / Only my life's work hanging in the fucking balance" in die Welt hinaus. "Over again" mag kein kompositorisches Meisterwerk sein, aber Shinodas energische Wut in Sachen Lyrics und Vortrag beeindruckt und reißt mit. Sie bereitet darauf vor, in eine Verarbeitungsplatte einzutauchen – die sich leider nicht manifestiert.

"Post traumatic" kann man seine düsteren Momente wie das raplastige, unbequeme "I.O.U." nicht absprechen, doch ein großer Teil des Album schielt lieber auf die nächstbeste Hook von der Stange, die ad infinitum wiederholt wird. Zwischen Versatzstücken aus Rock, Rap und einer ordentlichen Dosis Pop führt Shinoda meist nur die verseifte Linie von "One more light" fort. Auf gewisse Weise vielfältig, aber doch größtenteils eine Soße. Originelle Einfälle, wie das eindringliche "Nothing makes sense anymore" ohne Percussion zu belassen, werden durch das Totreiten des schnell nervenden Refrains negiert. Nicht der einzige Song zudem, der jegliche Introspektion und Düsternis durch flache Melodien und Allerweltsplätze à la "I used to think that I knew who I was" oder den zum Verwechseln ähnlichen Zeilen "I thought I had the answers / I thought I knew the way" zunichte macht. Keine Frage, dass Shinoda es ehrlich meint. Aber Emotionen machen noch lange keinen guten Poeten aus. Man wünscht sich oft die entwaffnende Direktheit von "Over again" zurück.

Die Momente, in denen Understatement waltet, stechen dabei heraus. "World's on fire" belässt es bei einem sanfteren, spartanischeren Backingbeat in TripHop-Nähe und erreicht damit mehr als jeder mit der Brechstange gewollte Weltumspannungsrefrain. In "Lift off" gastiert Deftones' Chino Moreno und gibt dem Rap-Track eine verträumte Note mit: "I'm off of the Earth / On a ride, alone / I'm driftin' away / Out of time, afloat." Der ebenfalls hier eingespannte Machine Gun Kelly übertrifft zudem Shinodas Rapskills bei weitem. Mehr Mut zum Experiment hätte das Album so über den Durchschnitt heben können. Es fehlt jedoch an konsequent ausgebauten guten Ansätzen auf "Post traumatic". Womöglich ist das zu viel verlangt, schließlich sind diese 16 Songs ganz klar ein Teil von Shinodas eigener Therapie und Risiko kommt darin vielleicht nicht vor. Doch der strauchelnde Linkin-Park-Kopf schafft es zu selten, seine innere Aufgewühltheit auf Platte zu pressen. Zu brav, zu beliebig, zu egal.

(Felix Heinecker)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Over again
  • Lift off (feat. Chino Moreno & Machine Gun Kelly)
  • World's on fire

Tracklist

  1. Place to start
  2. Over again
  3. Watching as I fall
  4. Nothing makes sense anymore
  5. About you (feat. Blackbear)
  6. Brooding (Instrumental)
  7. Promises I can't keep
  8. Crossing a line
  9. Hold it together
  10. Ghosts
  11. Make it up as I go (feat. K.Flay)
  12. Lift off (feat. Chino Moreno & Machine Gun Kelly)
  13. I.O.U.
  14. Running from my shadow (feat. Grandson)
  15. World's on fire
  16. Can't hear you now
Gesamtspielzeit: 53:12 min

Im Forum kommentieren

Armin

2018-06-21 20:51:15- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Affengitarre

2018-06-15 16:28:35- Newsbeitrag


tjsifi

2018-06-15 15:59:41

https://youtu.be/5LPVbD-ThSY

"Lift Off" (feat. Chino Moreno / Machine Gun Kelly)

Affengitarre

2018-05-25 17:54:58- Newsbeitrag

üagh

2018-05-09 12:55:19

jetzt wollen die bandmates noch möglichst viel geld mit dem tod von chester scheffeln.

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