Lik - Carnage

Metal Blade / Sony
VÖ: 04.05.2018
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

School's not out

Schon oft wurde an dieser Stelle über Göteborg referiert. Nein, natürlich nicht mit Blick auf die zahlreichen historischen Sehenswürdigen der zweitgrößten Stadt Schwedens. Sondern insbesondere über jene Spielart des Death Metal, die theoretisierend die "Göteborger Schule" genannt wird oder auch liebevoll "Elchtod". Das besondere daran: Hier schwelgen wir nicht etwa permanent in sentimentalen Erinnerungen, sondern erfreuen uns immer wieder neuer Bands, deren Riffs den Elchen die Schaufelgeweihe abschrauben. Womit wir bei Lik wären. Der Name – schwedisch für "Leiche" – dürfte unschwer programmatisch sein, während die Band erst 2015 das erste Mal von sich hören machte. Doch obacht, hier handelt es sich nicht um milchbärtige Jungspunde, sondern allesamt um gesetzte Herren, die zuvor bei Bands wie Witchery, Katatonia oder auch Bloodbath aktiv waren.

Man darf dem Trio also ohne weiteres unterstellen, dass es sein Handwerk versteht. Und "Carnage", so der Titel des zweiten Albums, hält dieses Versprechen, so viel steht schnell fest. Der Death-Metal-Connoisseur wird umgehend die großen Vorbilder der Skandinavier erkennen: Dismember. Es dauert nur wenige Sekunden, dann brettert der Opener "To kill" alles in Grund und Boden, zitiert, nein, verbeugt sich gekonnt vor Dismembers Debütalbum "Like an everflowing stream", so dass Nostalgikern umgehend warm ums Herz wird. So sie denn nicht spätestens beim fantastischen Break im Mittelteil in den Pit gesogen werden, heißt das.

Denn keine Sorge, früher oder später wird genau das passieren. Vermutlich eher früher angesichts solch triefender Schlachtplatten wie "Rid you of your flesh" oder "Celebration of the twisted". Jedes Riff sitzt punktgenau, dumpf dröhnen die unfassbar tief heruntergestimmten Gitarren, und das Schlagzeug bollert wie zu besten Zeiten des legendären Sunlight-Studios, dessen Besitzer Tomas Skogsberg einer ganzen Generation von Metal-Bands seinen akustischen Stempel aufdrückte. Auch wenn die beiden Gitarristen Niklas Sandin und Tomas Åkvik – letzterer zeichnet sich im übrigen auch für die blutgurgelnden Vocals verantwortlich – ihr Handwerk hervorragend verstehen, Innovation oder gar Progression ist hier auf keinen Fall zu erwarten. Sondern ausschließlich rohe, wüste Energie.

Diese Energie äußert sich nicht nur etwa in Abrissbirnen wie dem rasenden "Cannibalistic infancy", sondern auch in zähflüssig malmenden Stampfern wie "The deranged" oder dem abschließenden "Embrace the end" – manchmal ist es eben viel effizienter, kurz vom Gas zu gehen, als ermüdend durchzuballern. Und damit diese Eruption in ihrer Gänze so beeindruckend wie möglich wird, ist nach 36 Minuten direkt Schluss. 36 Minuten, nach denen man sich den müde gebangten Schädel hält und sich fragt, was hier eigentlich gerade passiert ist. Nun, die Frage wollen wir gerne beantworten. Frisches Blut ist hier passiert, im doppelten Wortsinne zumal, wobei sich die Formulierung "neues Leben einhauchen" eigentlich per se verbietet. Und vor allem lassen Lik die im Grunde genommen nicht wirklich schlechte letzte Platte der Kollegen von At The Gates wie ein müdes Alterswerk aussehen. In der Göteborger Schule scheint die Zeit zur Pausenglocke noch sehr lang zu sein.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Rid you of your flesh
  • Celebration of the twisted
  • Embrace the end

Tracklist

  1. To kill
  2. Rid you of your flesh
  3. Celebration of the twisted
  4. Dr Duschanka
  5. Left to die
  6. Cannibalistic infancy
  7. Death cult
  8. The deranged
  9. Only death is left alive
  10. Embrace the end
Gesamtspielzeit: 36:44 min

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Armin

2018-06-07 21:06:16- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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