Gary Numan - Hybrid

Jagged Halo / Artful / Universal
VÖ: 05.05.2003
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Ölwechsel

Stets vorneweg und doch meist nur in der zweiten Reihe, wenn es um die Verteilung der Pfründe ging. Das Schicksal der Vorreiter. Meist sind es ihre Nacheiferer, die den großen Erfolg einfahren, wenn es denn erst einmal soweit ist. Wie bei Gary Numan. Damals, Ende der Siebziger, war er die schillerndste unter den vielen schillernden Figuren der britischen Elektronik-Szene. Zu Ruhm gekommen durch Hits wie "Down in the park" oder "Cars". Faszinierend durch unterkühlte Androgynität und eiskalte Klänge aus analogen Gerätschaften. Doch es half alles nichts, denn nur ein paar Jahre später griffen ehemalige Anhänger wie Depeche Mode den großen Synthpop-Kuchen ab.

Und selbst als sich Bands wie Nine Inch Nails oder Marilyn Manson von der düsteren Seite Numans inspirieren ließen, dachte außer den Eingeweihten kaum noch jemand an den einstigen Pionier. Seine eigenen Versuche, mit stetig modernisierten Sounds an alte Zeiten anzuknüpfen, wurden kaum mehr als leidenschaftslos registriert. Man könnte an eine Ironie der Geschichte glauben, denn der vermeintlich leidenschaftslose Gesang war immer eines der Markenzeichen des Briten. Seine klinischen Sounds jedoch feierten erst kürzlich in Form eines Samples aus der Replikanten-Hymne "Are friends electric?" bei "Freak like me" von den Sugababes unvermutet erfolgreich Wiederauferstehung.

Was also lag näher, als pünktlich zum fünfundzwanzigjährigen Jubiläum einen Schwung alter Beinahe-Schlager aus der Gruft zu exhumieren und in runderneuerten Versionen zu neuem Glanz zu verhelfen? Und so machten sich Experten wie Curve, Flood, Alan Moulder oder Sulphur an die Tonspuren. Neben den drei Hitalben von damals ("Replicas", "The pleasure principle" und "Tubeway Army") wird auch Numans Schaffen der Achtziger und Neunziger mit angemessen finsteren Bearbeitungen zwischen Industrial, Electro und Darkwave gewürdigt. So kommen "Dominion day" und das unheimliche "Absolution" (beide von "Exile") zu späten Ehren, und auch das zerrissene "Bleed" vom letzten regulären Album "Pure" gewinnt an Energie.

Zwiespältiger erscheint da schon die merkwürdig abgerundete "Cars"-Fassung, für die Flood zwar imposantes Grummeln, aber auch einen Weichmacher aus dem Schrank holte. Auch das verschenkte "Are friends electric?", in dem die elektronische Signatur völlig im Hall versinkt, oder Sulphurs aufdringliche Neubeleuchtung von "Down in the park" können nicht ansatzweise gegen die Originale anstinken. Schon besser machten es da Curve, die dem gleichen Song ein fast relaxtes Flair verpaßten. Doch auch wenn sich Numan für neue Songs wie "Crazier" oder besonders das famose "Ancients" noch einmal ordentlich ins Zeug legt, zeigt sich, daß die beabsichtigte Verjüngungskur auf "Hybrid" nicht immer funktioniert. Frische ist in diesem Fall nämlich ziemlich relativ.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Down in the park (with Curve)
  • Absolution (with Andy Gray)
  • Ancients (with Andy Gray)
  • Dominion day (with Sulphur)

Tracklist

  • CD 1
    1. Hybrid (with Sulpher)
    2. Dark (with Andy Gray)
    3. Crazier (with Rico)
    4. Bleed (with Sulpher)
    5. Torn (with Sulpher)
    6. Down in the park (with Curve)
    7. Every day I die (with Andy Gray)
    8. Absolution (with Andy Gray)
    9. Cars (Flood version)
  • CD 2
    1. Ancients (with Andy Gray)
    2. Dominion day (with Sulpher)
    3. A prayer for the unborn (Andy Gray)
    4. Me! I disconnect from you (Alan Moulder version)
    5. Listen to my voice (with Rico)
    6. Rip (Andy Gray)
    7. This wreckage (with New Disease)
    8. Are friends electric? (Andy Gray)
    9. M.E. (New version)
    10. Down in the park (with Sulpher)
Gesamtspielzeit: 95:34 min

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