Teitur - I want to be kind
Ferryhouse / WarnerVÖ: 08.06.2018
Die Verschrobenheits-Klausel
Wer zumindest etwas mehr von den Färöer Inseln gehört hat als Gespräche zwischen Günter Netzer und Gerhard Delling anlässlich der an einer Hand abzählbaren Qualifikationsspiele gegen Deutschland, sollte Teitur nicht nur für eine willkürliche, etwas ulkig klingende Aneinanderreihung von Buchstaben halten. Denn nicht viele Färöer Musiker können einen internationalen Erfolg vorweisen wie der Singer-Songwriter mit dem etwas ulkigen Namen, der schon seit "Poetry & aeroplanes" für zarte, verschrobene Kleinode und spätestens seit seinem letzten Solo-Werk "Story music" sowie der Kollaboration "Confessions" mit Nico Muhly auch für Experimentierfreude steht. "I want to be kind" ist so ein würdiges weiteres Kapitel in Teitur Lassens Schaffen, experimentiert er hier doch vemehrt mit Falsett und vereinzelt mit Auto-Tune, ohne dabei allerdings diese herzerwärmende Verschrobenheit zu verlieren, für die man ihn einst lieb gewann.
Dass man sich auch nach fünf Jahren ohne Solo-Album keine Sorgen um Teitur machen musste, verkündete ja schon der mit Judith Holofernes, die sich wohl für Teiturs Mitwirken an "Ich bin das Chaos" revanchiert, entstandene, unaufdringlich betörende Vorab-Bote "Sara", dessen Mixtur aus Schwermut, Zuversicht und Sehnsucht den stimmungsvollen Grundstein für "I want to be kind" legt. Trotz der zahlreichen schönen Melodien ist allerdings nicht jeder Song so zugänglich, beispielsweise klimpert sich die schlicht-schöne Pianolinie von "Quite a lot, only slightly, very much" erst nach und nach wohlig im Gehörgang fest und wird dann wohl auch so schnell nicht mehr verschwinden. Der Opener "Looking for a place" wiederum mag mit seinem repetitiven "Looking for a place / Looking for a place / Looking for a place" und seiner kaum variierten Melodie in den knapp fünf Minuten auf den ersten Blick langweilig wirken. Ein mehrmaliges Hören lohnt sich jedoch, denn erst so kann der subtile Facettenreichtum dieser anfangs nur von Klavierakkorden begleiteten Nummer wertgeschätzt werden, die sich gemächlich aufbäumt, bis aus der Ferne ein Saxophon herbeieilt, um Teiturs frisch gefassten Optimismus zu unterstützen.
"I want to be kind" ist so sicher kein Album voll offensichtlicher Hits geworden, dafür sind Schönheiten wie "I would love you all the same", "Playing house" oder auch der Titeltrack einfach zu unauffällig und "Businessmen and aeroplanes" wiederum vielleicht etwas zu merkwürdig. Genau das ist es allerdings, was Teitur vom oftmals effekthascherischen, von einer Hook zur nächsten jagenden Radio-Einheitsbrei abhebt, weshalb "I want to be kind" eben ein wirklich schönes Album für den eher ruhigen Genuss im kleinen häuslichen Kämmerlein ist. Vielleicht mit einem feinen Tropfen? Der tolle Closer "I have found my happiness" gibt mit "beer and gin and wine" zumindest schon einmal ein paar gute Getränketipps, bevor es sich in der Stille verliert und einen mit einem entspannten Lächeln zurücklässt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Sara
- I would love you all the same
- I have found my happiness
Tracklist
- Looking for a place
- To be of use
- If your heart's not in it
- Sara
- Quite a lot, only slightly, very much
- I would love you all the same
- Businessmen in Aeroplanes
- I want to be kind
- Bird calls
- Playing house
- I enjoy the little things
- I found my happiness
Im Forum kommentieren
Armin
2018-05-31 17:58:21- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Armin
2018-05-29 12:06:36- Newsbeitrag
Teitur - der Singer/Songwriter von den Färöer Inseln ist wieder zurück
Neues Album "I Want To Be Kind" erscheint am 8. Juni
Mit Kollaborationen mit Judith Holofernes und Aloe Blacc
Produziert von Thomas Bartlett
(Sufjan Stevens, Martha Wainwright, Glen Hansard, etc.)
Nach der ersten Single "Sara",
ab sofort neues Video "I Want To Be Kind"
Armin
2018-03-02 14:07:04- Newsbeitrag
Teitur veröffentlicht sein erstes Album seit fünf Jahren – „I Want To Be Kind”
Teitur ist einer dieser Künstler, der in gewissen Kreisen ein Haushaltsname ist, aber nie zu weit an die Oberfläche gespült wurde. Als ruhigere Singer/Songwriter-Töne Anfang der 2000er wieder hipper wurden und Künstler wie die Kings of Convenience oder Damien Rice in aller Munde waren, war da eben auch dieser junge Mann von den Färöer Inseln, diesem abgelegenen Archipel, von dem die wenigsten wissen, wo sie es verorten sollen. Mit seinem Debüt „Poetry & Airplanes” spielte er sich weltweit in die Herzen von Freunden ruhigerer Töne.
Es folgten vier weitere englischsprachige Soloalben. Seal coverte seine Songs, er schrieb mit Aloe Blacc, nahm ein Konzeptalbum mit dem Neo-Classic Wunderkind Nico Muhly auf und schrieb mit Judith Holofernes ihr letztes Album „Ich bin das Chaos”. Das ist wohlgemerkt nur ein Auszug aus der endlosen Liste der Dinge, die Teitur so getrieben hat in den letzten Jahren.
Gemeinsam mit seinem langjährigen Freund, Produzent Thomas Bartlett (Sufjan Stevens, Martha Wainwright, Glen Hansard, etc.), hat Teitur nun sein erstes Album seit fünf Jahren in New York aufgenommen – „I Want To Be Kind”. Die erste Single hieraus – „Sara” – entstand gemeinsam mit Wir sind Helden Frontfrau Judith Holofernes. Die beiden lernten sich kennen nachdem Teitur zu Ohren kam, dass Holofernes auf Tour eine deutsche Version seines Songs „Catherine The Waitress” spielte: „Jonathan der Kellner”. Hierüber wurden die beiden schnell enge Freunde und schrieben diverse Songs für Holofernes letztes Album. Darüber hinaus entstand unter anderem „Sara”. Ein wunderschöner Piano-Song, der im besten aller Sinne an James Taylor erinnern mag. Im April ist Teitur in Deutschland auf Tour.
„Sara” ist der erste Song aus Teiturs Album „I Want To Be Kind”:
Teitur live
26.04. Hamburg - Mojo Cafe
28.04. Düsseldorf - FFT
29.04. Berlin - Quasimodo
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