Marsimoto - Verde

Green Berlin / Sony
VÖ: 27.04.2018
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Nachdenklichkeit mit Grünspan

Marten Laciny und die Rollen seines Lebens: Model, Angler, U17-Nationalspieler, Retter des deutschsprachigen HipHop. Und bei der letzteren Aufgabe mit doppelter Besetzung: Marteria und Marsimoto. Während der 35-jährige Rostocker in der ersten Inkarnation mit "Roswell" gerade erst ein herausragendes Album veröffentlichte, zieht jetzt mit "Verde" wieder der grüne Nebel seiner anderen Kunstfigur auf. Gestartet als Hommage an Quasimoto zählt die Diskographie Marsimotos nun fünf Werke. Das Konzept bleibt wie bekannt: Die Stimme gepitcht, die Beats basslastig, die Live-Shows einmalig. Dazu hielt Marsimoto stets das Hanfblatt nach oben. Und bei all den merkwürdigen aufgeworfenen Fragen in den Tracks blieb so die grüne Agenda eindeutig.

Lancinys Nahtoderfahrung vor drei Jahren machte Marsimoto trotz angekündigter Abstinenz übrigens nicht den Garaus: "Ich habe aufgehört, Alkohol zu trinken, Drogen zu nehmen – außer Kiffen natürlich, das sind keine Drogen für mich", sagte er in einem Interview vor einigen Monaten. So folgt das nächste Kapitel dieses Themas. "Immer wenn ich high bin" steigert sich textlich in die Singularität, Unterstützung gibt es dabei von Trettmann. Allerdings atmet der Track eher Dub und Beat. Die frühere Wucht wie etwa auf "Grüner Samt" findet sich an gar keiner Stelle des Albums. "Chicken terror" mag zwar eine Hymne gegen die Käfighaltung sein, allerdings geht der Nummer ziemlich schnell die Puste aus. Der Sound läuft im mittleren Tempo trotzdem. In "Aus dem Nebel" zieht Lanciny den Hörer eben genau wieder in diese Unsicherheiten, die er mit Worten erschafft: "Doch das Weed verwandelt meine Sportschuhe in einen Liegestuhl und so habe ich Zeit zum Denken."

Die Surrealitäten führen zwar nie in einen Horrortrip, jedoch in eine merkwürdige Welt, in der sich an jedem Gegenstand der Grünspan zu schaffen macht. Das Positive der früheren Alben bleibt, doch jeder Track hat seine Risse, seine Paranoia, seine Ängste. In "Der beste Freund des Menschen" rasieren Lanciny und Audio88 mal eben die Gegenwart und ihre tumben Hoffnungen auf Zukunft wie Staat, Technik wie Menschen. Die Ratlosigkeit zieht ein. Grün ist keine Antwort mehr.

Die Features sitzen allerdings mehr als perfekt auf diesem Album, alle stilecht ebenfalls mit Pseudonymen ausgestattet. Besonders hervorzuheben: Jadula Rasa und The Friendly Ghost. Und obwohl das alles zu einem guten Album zusammenwächst, fehlt "Verde" ein innerer Zusammenhalt, eine Energie. Vielmehr kommt die Platte am Stück noch spleeniger und zerfahrener als die früheren Marsimoto-Alben daher. Doch hier steigert Lanciny die Sache weiter, der Flow sitzt an manchen Stellen einfach nicht. "Go Pro" läuft so gar nicht zusammen. Gewöhnungsbedürftig, so lautete das Lieblingsattribut der Indie-Musikschreiber zu den ersten Marsimoto-Platten. Das Wort dürfen sie gerne wieder auspacken. Für Marsimoto lässt sich nur festhalten: "Verde" ist definitiv nicht die Rolle seines Lebens.

(Björn Bischoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Samstag der 14te (feat. The Friendly Ghost)
  • Der beste Freund des Menschen (feat. Menschenfreund88)

Tracklist

  1. Samstag der 14te (feat. The Friendly Ghost)
  2. Photoshop
  3. Go Pro (feat. Salsa 359)
  4. Verde
  5. Immer wenn ich high bin (feat. Walking Trett)
  6. Chicken terror
  7. Der beste Freund des Menschen (feat. Menschenfreund88)
  8. Hollyweed
  9. Aus dem Nebel
  10. Friede sei mit dir
  11. Email & die Detektive (feat. Virusboy)
  12. Vespa Gang (feat. Jadula Rasa)
  13. Solang die Vögel zwitschern gibt's Musik
  14. Die letzten 30 Sekunden
Gesamtspielzeit: 43:06 min

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Armin

2018-05-10 19:50:44- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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