
Left Boy - Ferdinand
Downbeat / WarnerVÖ: 06.04.2018
Weil er's kann
Es gibt eine Reihe von Redewendungen und geflügelten Wörtern, die gehen gar nicht. Die sind ein absolutes No-Go. Zum Beispiel, wenn jemand meint, etwas ginge gar nicht und sei ein absolutes No-Go. Oder wenn jemand die Frage nach dem Grund seiner Tätigkeit folgendermaßen beantwortet: "Weil ich's kann." Aha. Vielleicht sollte mal einer Left Boy fragen, warum er "Ferdinand" musikalisch so gestaltet hat, wie er es eben hat. "Weil er's kann", wäre wohl die Antwort, die der Wahrheit am nächsten käme.
Das neue Album des Wieners ist alles, was "Permanent midnight" nicht war. Der Berufsbezeichnung "Rapper" jedenfalls wird Left Boy, der mit bürgerlichem Namen Ferdinand Sarnitz heißt, mittlerweile noch weniger gerecht als schon 2014, weil er jetzt bis auf eine Ausnahme immer singt. Statt auf sample-lastige Elektro-Beats setzt der 29-Jährige nun auf AC/DC-Riffs. Auch ist "Ferdinand" relativ nachdenklich. Das Partymonster scheint gezähmt. Dennoch ist die zweite Platte des André-Heller-Sohns alles andere als unspannend. Gerade das Thema "Familie" ist dabei ein wiederkehrendes: Etwa im Opener "Father of god", das nach glasklarem Hard-Rock-Schema verfährt oder auch in "God damn", das Selbstfindung behandelt und den Protagonisten zwischen Blues-Gitarre und Handclaps zurück ins Elternhaus ziehen lässt. Mit einer Akustischen kommt die Ballade "Kid" aus, die sich ebenfalls den Ausmalungen der platonischen Liebe widmet und zu krachiger Percussion eine Laudatio hält.
"Gold chain" groovt sich nach kurzem Intro mit geklauter Red-Hot-Chili-Peppers-Gitarre ein und hofft darauf Frieden zu finden, spricht dazu ein Gebet. Auch der Glaube ist eine wichtige Thematik auf "Ferdinand". Wie auch in "17" packt Left Boy gar die Kopfstimme aus. Ungewohnt funky kommt das rüber. Der einzige Disco-Stampfer auf dem Zweitwerk des Musikers ist "Dance with the devil", das erst nimmermüde klackert und sich dann ein Saxofon gönnt. Einzig das Ende von "Superstar" kann da in Sachen Club-Tauglichkeit noch mithalten, wenn der Beat zwischen wilden Drones und Kuhglocken außer Kontrolle gerät, etwas schmalbrüstig präsentiert sich das ebenfalls elektronisch vertonte "Rose garden". "Book club" schlägt in die andere Richtung aus: Ein flotter HipHop-Rap-Track mit federführendem Piano – das war dann die zitierte Rap-Ausnahme.
Also: "Ferdinand" widmet sich der Introspektion. Das kann man schon so sagen, und darum trägt das Album wohl auch Left Boys Vornamen. Wäre "Sweet goodbye" nicht so ein gänzlich unerträgliches Stück, das völlig substanzlos die Wolllust ins Licht rückt, wäre vielleicht sogar noch mehr möglich gewesen für den Wiener. Man muss natürlich akzeptieren, dass hier kein Bob Dylan die Songs schreibt, sondern ein Rich Kid, dem es halt auch mal nicht so dolle geht. Dennoch umschwingt "Ferdinand" eine gewisse Anständigkeit und Ehrlichkeit, die "Permanent midnight" so nicht mitbrachte, dafür gerät das Produktionstalent des Musikers etwas ins Hintertreffen. Aber wen muss Left Boy hier schon zufrieden stellen? Er hat das Album für sich aufgenommen und für niemand anderen. Warum? Ihr wisst schon.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Father of god
- God damn
- Dance with the devil
Tracklist
- Father of god
- Sweet goodbye
- Got damn
- Rose garden
- Kid
- Gold chain
- 17
- Dance with the devil
- Book club
- Chemistry
- Superstar
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Armin
2018-05-10 19:49:54- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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