Sorority Noise - YNA_AYT

Big Scary Monsters / Al!ve
VÖ: 30.03.2018
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Still missing

Da klafft und prangt sie wieder auf dem Albumcover, diese ominöse Lücke. Oder besser: noch immer. Wie sollte das auch anders sein, gerade mal gut zwölf Monate nach Sorority Noises "You're not as _____ as you think" tiefschürfendem dritten Album, auf diesen Seiten damals mit dem "Album-der-Woche"-Titel gewürdigt. Doch keineswegs nur qualitativ hält das Werk vor, natürlich wiegt das Thema der Platte mindestens so schwer: Wenn ein guter Freund aus freien Stücken aus dem Leben tritt, und man sich nicht einmal verabschieden konnte, weil der Kontakt zuvor ein wenig abebbte. Und nun? Selbstzweifel bleiben. Die Gedanken kreisen hartnäckig, immer rückblickend auf der Suche nach Momenten, in denen man hätte da sein sollen, in denen man die Dinge vielleicht in andere Bahnen hätte lenken können?

Cameron Boucher jedenfalls scheinen die Songs des aktuellen Studioalbums nach wie vor aufzuwühlen. Und so knöpfte sich der Songschreiber die traurigen, aber noch aus dem Bauch heraus und mit Wut agierenden Stücke vor, um sie nun auch musikalisch mit der ihnen innewohnenden Trauer und Verzweiflung zu übergießen. Das ohnehin tolle "A portrait of" überrascht in reduziertem Gewand erneut und macht alleine mit zart gezupfter Akustischer, Piano und mehrstimmigem Gesang deutlich, welch Potenzial in Bouchers Kompositionen steckt. Spätestens, wenn zum Finale die Streicher einsetzen, ist der Trauerkloß im Hals dicker denn je. Während dem famosen "No halo" sein kratzbüstriger Indierock-Anzug ohnehin super steht, überrascht die zarte und luftigere Kleidung mit gedämpften Herren-Chor und emotionsgeladenem Streicher-Kehraus. Dass die schonungslosen Lyrics das Innere der Seele gerade bei reduzierter Instrumentierung noch stärker nach Außen winden: logisch. Ganz sicher auch kullern die Tränchen beim zerbrechlichen "First Letter from St. Jean", bei dem ein in satten Melancholiefarben gestrichenes Piano die Leadmelodie zelebriert und Boucher gegen Ende nur ein halbherziges, erschöpftes "I'm alive" herausbekommt.

Seinen flotten Charakter hingegen bewahrt sich "Disappeared" mit akustischer Gitarre und luftig-positivem Gruß aus besseren Zeiten. Während "A better sun", ebenfalls Highlight auf "You're not as _____ as you think", es dem Hörer in der reduzierten, nackten Fassung leichter macht, dem zynischen wie ernüchterten Vortrag Bouchers zu lauschen. Andererseits entwickelt das Stück einen fast hypnotischen Sog, da tief in Melancholiefarben getünchte Synthieflächen und begleitende Streicher wunderbar ineinandergreifen. Mit "Chelsea Hotel No. 2" huldigen Sorority Noise eben noch Leonard Cohen, doch schon im Hintergrund bereitet dieser Boucher bereits die nächste Lücke vor: Weil es sich derzeit besser anfühlt, kündigte er eine Pause seiner Band an. Um das alles nochmal sacken zu lassen. Und er weiß: Diese zehn schönen Stücke wirken lange nach. Traurig machen sollte uns das daher nicht, denn Sorority Noise kommen wieder. Bestimmt.

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • No halo
  • A portrait of
  • First letter from St. Jean
  • A better sun

Tracklist

  1. No halo
  2. A portrait of
  3. First letter from St. Jean
  4. A better sun
  5. Disappeared
  6. Car
  7. Chelsea Hotel No. 2
  8. Second letter from St. Julien
  9. Leave the fan on
  10. Windowwww
Gesamtspielzeit: 34:01 min

Im Forum kommentieren

Das waren doch die oder?

2018-05-03 21:08:58

Gibt's bei denen eigentlich was neues zu den übergriffsvorwürfen?

Armin

2018-05-03 21:00:47- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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