No Fun At All - Grit

Bird Attack
VÖ: 11.05.2018
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Teilzeitpunks

Als Hanni und Nanni, oder anders formuliert, Bundesregierung und Automobilindustrie, einst im Jahr 2009 die Köpfe zusammensteckten und die Idee zur Abwrackprämie hatten, um den massiven Einbruch bei Neuwagenverkäufen finanziell aufzufangen, reagierten sie auf die Auswirkungen der globalen Finanzkrise des Jahres 2008. Kurzarbeits- und Teilzeitmodelle prägten diese Monate auf Seiten der Beschäftigten. In jene Zeit fiel auch das letzte Lebenszeichen der skandinavischen Kultband No Fun At All, sehr lange gab es keine neuen Songs mehr. Dieser Umstand hatte weniger mit Kurzarbeit zu tun, vielmehr mit einem schleichenden Sich-zur-Ruhe-setzen. Zehn Lenze nach "Low rider", der nicht wirklich auf der Qualitätsspur alter Glanztaten unterwegs war, erscheint mit "Grit" nun tatsächlich klammheimlich das zweite Comeback-Album der Schweden, die mit Bandpausen von sieben und zehn Jahren nun offiziell als Teilzeitarbeiter gelten dürfen.

Auch wenn kaum jemand im Vorfeld von den Plänen der Mannen um Ingemar Jansson mitbekam, wollen wir mal nicht meckern, denn schließlich brauchten die nordischen Kollegen Satanic Surfers in Sachen Comeback-Platte einige Zeit mehr, um "Back from hell" zu sein. Auch wenn mittlerweile zu fünft: No Fun At All klingen anno 2018 so, als seien seit Nineties-Skatepunk-Hits wie "Stranded" oder ihrer 1994er-Kultplatte "No straight angels" gerade mal ein paar Monate vergangen. Denn Gitarrist Micke Danielsson hat in der Zwischenzeit einige feine Songs geschrieben. Und seine Band kann noch so oft etwas von "No fun intended" faseln, für Genrefans hat "Grit" nicht nur das Zeug zur "netten" neuen Platte, sondern macht tatsächlich Spaß. Weil melodischer Punkrock, sei er noch so nah an die Erfolgsfomel von Bad Religion gekoppelt, gefühlt viel mehr ist als simple schnelle Rockmusik, wie der euphorische Opener "Spirit" mit knallendem Hau-Ruck-Schlagzeug, cleveren Twists, Chören und Gitarrensolo unterstreicht.

Überhaupt ist es neben Janssons markanter Stimme auch den beiden Neuen, Basser und Ex-Atlas-Losing-Grip-Mann Stefan Bratt sowie Gitarrist Frederik Eriksson und seiner mitunter wilden Inspiration zu verdanken, dass dieses Comeback glückt – auch wenn natürlich niemand, der ohne dieses Album bleibt, Existenzängste haben braucht. No Fun At All rühren neben Hopfen, Malz und Wasser nichts wirklich Neues an, aber zeitweise geht "Grit" trotzdem runter wie das gut gekühlte Lieblingspils: "Runner's high" als feine Midtempo-Hymne im Stile eines "Should have known" etwa, oder das schnelle, mit einem dieser typischen NFAA-Refrains garnierte "The humdrum way", dessen Hitpotenzial auch "Forth" und "Simple" bei dem Sturm, der den Stücken innewohnt, nicht hinwegfegen können. Und wer im Alter den Schmiss hat, das von Riffs aufgestachelte "You're in control" mit seinem feinen Finale oder den dreckscoolen Melodiehaken im Refrain von "Lonely stranger" bis zum Schluss aufzusparen, der hat die Ruhe weg. Und einiges verdient – aber nicht unbedingt eine Abwrackprämie.

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Spirit
  • The humdrum way
  • Lonely stranger
  • You're in control

Tracklist

  1. Spirit
  2. No fun intended
  3. Runner's high
  4. The humdrum way
  5. Forth
  6. Fortunate smile
  7. Suitable victim
  8. Sucker (for a plan)
  9. Simple
  10. A wonderful affair
  11. Lonely stranger
  12. You're in control
Gesamtspielzeit: 32:25 min

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fakeboy

2018-05-22 12:10:51

NFAA as usual. Schöne Melodien, viel Tempo, aber die Songs rattern ziemlich rasch durch ohne Eindruck zu hinterlassen. Im aktuellen "return of the swedish melodic-punks"-Zweikampf haben Satanic Surfers eindeutig die Nase vorne.

Armin

2018-05-03 20:59:16- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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