Fools Garden - Rise and fall

Jazzhaus / In-Akustik
VÖ: 20.04.2018
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die Weltunverändertlasser

Ob es diese Rezension überhaupt geben würde, war lange umstritten. Das ging per E-Mail ungefähr so vonstatten: Linder sagt "komm schon", Bremmer sagt "ach, nö", Linder weiter "komm schon", Bremmer fleht "bitte nicht", Linder wendet eine List an und meint: "Wenn es jemand schafft, Fools Garden mit Erotik in Verbindung zu bringen, dann Du." Ja, ok. Also Fools Garden, es gibt sie noch. Sie haben ein neues Album auf dem Markt, und es trägt den selbsterotischen, hoppla, selbstironischen Titel "Rise and fall".

Ein jeder, der in den Neunzigern pubertierte, weiß, dass man "Lemon tree", die 1995er Übersingle des Vierers aus Pforzheim, durch das simple Ersetzen von "head" durch "hand" in den Lyrics in eine wahnsinnig klangvolle Masturbationshymne verwandeln konnte. Und auch abgesehen davon, der Hype war real: Platz 1 in Deutschland und Österreich, sogar im UK auf 26. Das ist der Teil der Bandgeschichte, den man wohl als "Rise" bezeichnen kann. Der "Fall" war ungleich länger, denn nach dem einen Hit kam eigentlich nichts mehr Nennenswertes. Und eigentlich ist es auch uncool, immer wieder darauf herumzureiten, und erst recht ist es fies, zu versuchen, zwanghaft Penis-Witze in diesem Text unterzubringen.

Was viele One-Hit-Wonder von früher umschwingt, ist eben auch eine gewisse Tragik. Wenn der Rezensent das Quartett immer mal wieder auf den Festen der hässlichsten Stadt Deutschlands (Pforzheim) sah, stellte sich bei ihm allzu häufig das gleiche Gefühl ein, das aufkommt, wenn eine Frau im Fernsehen "Territorium" nicht vorlesen kann. Was man den Mannen aus Baden-Württemberg aber lassen muss: Mit beeindruckender Konsequenz machen sie weiter Musik. Und vielleicht geht es da sogar irgendwo um Leidenschaft. Denn so richtig peinlich waren Fools Garden mit ihren Post-"Lemon tree"-Songs eigentlich nie, es hat sich halt nur keine Sau dafür interessiert, und das machte es so unangenehm, ihre Auftritte mitanzusehen.

Die Wahrheit ist, dass "Rise and fall" ein völlig okayes Rock-Pop-Album ist, das sich zu unrecht immer wieder an dieser einen Großtat messen lassen muss. "New world" zum Beispiel könnte auch eine nicht ganz so schlechte Keane-Single sein, allenfalls die Streicher übertreiben es ein wenig, genauso wie später in "Shame", das wie schon vorherige Songs der Truppe die Beatles-Analogie sucht. "I burn" macht halbgar einen auf Coldplay, dafür swingt der Blues "Save the world tomorrow" gar nicht mal so unangenehm, und "High again" gönnt sich ein ganz nettes Gitarrensolo. "Boys" tut das genauso, da nerven aber die Handclaps gen Ende schon recht. "Course of ages" sucht ebenso lange seine Klimax und findet sie schließlich zwischen "Lala-Lala"-Chören. Ein bisschen elektronische Klänge gibts zwischendurch in "Still running" oder im Intro von "Boomtown", das danach klassischere Rock-Strukturen aufnimmt und einen Marlboro-Slogan zitiert. Das Titelstück steht am Ende der Platte und handelt vom Hinfallen und Wiederaufstehen, joa, na ja.

Zusammengefasst: Nichts weiter Schlimmes. Kein Verriss möglich. Aber eben auch Unerheblichkeit vom Feinsten. Für Platz 97 in den deutschen Charts hat es immerhin gereicht. Die Welt wäre nicht besser ohne "Rise and fall", schlechter aber halt auch nicht. Das wird sie dann, wenn Unheilig ihr 48. Comeback verkünden, also lassen wir Fools Garden ein für allemal in Ruhe. Aber noch kurz was anderes: Was machen eigentlich Liquido? In deren Hit "Narcotic" gings damals wenigstens wirklich ums Schnackseln.

(Pascal Bremmer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • New world

Tracklist

  1. Prelude
  2. I burn
  3. New world
  4. Save the world tomorrow
  5. High again
  6. Boys
  7. Marie Marie
  8. Boomtown
  9. Course of ages
  10. Shame
  11. Still running
  12. All we are
  13. Embrace
  14. Rise and fall
Gesamtspielzeit: 56:25 min

Im Forum kommentieren

quasinebenbei

2018-05-09 12:44:07

@Groundhog
Also ich finde, der Text, 3x durch "hand" aktualisiert, wäre inhaltlich stimmig. :D

Groundhog

2018-05-07 11:29:43

@04.05.2018 - 06:23 Uhr

Das stimmt nicht.


Und davon abgesehen, wenn jemand bei einer kurzen Recherche mal nachgeschaut hätte, um was es im Text von Lemon Tree geht, würde man sich die doofen Witze darüber vielleicht auch verkneifen.

Auf zum Zitronenbaum

2018-05-04 16:02:28

8/10

The Mars Walter

2018-05-04 14:13:38

musst es ja net fressen

Beatrix von Reiher

2018-05-04 06:23:11

Ich widerspreche Pascal Bremmer. Natürlich ist ein Comeback von Unheilig nicht zu begrüßen und würde aktives Weghören erfordern.

Aber Fools Garden ist die Pest, die Pest, die Pest und gehört zum Schlimmsten, was ein menschliches Ohr zu erleiden hat. Der einzige Vorteil im Vergleich zu Unheilig ist der, dass diese Platte nach spätestens drei Wochen vermutlich keinen Menschen mehr interessieren und demzufolge auch die mediale Präsenz gegen Null gehen wird.

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