Satanic Surfers - Back from hell

Mondo Macabre / Regain / Soulfood
VÖ: 13.04.2018
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Brüche, Breaks und Bretter

"Zurück aus der Hölle" wäre eine Titelstory für ein Punk-Fanzine, die Satanic Surfers schmunzelnd abnicken würden. Dabei trifft – bei aller teuflischen Schärfe des Artworks ihrer neuen Platte – viel eher zu, dass die Kultband einst aus einer schwedischen Skate-Halle purzelte und wie aus dem Nichts plätzlich zu den heißen Punk-Eisen in Europa gehörte. Damals in den Neunzigern sprossen die Blüten des schnellen melodischen Punkrocks von Kalifornien bis über den Atlantik nach Skandinavien, wo auch Millencolin oder No Fun At All aufkamen. Als Fan trug man Dreiviertel-Hose und labberige, weite Bandshirts und war froh um jede neue Kombo, fixierte jede noch so DIY-mäßige Produktion auf Tape, um vor den Kumpels zu glänzen. Auch wenn Melodycore nie besonders komplex, immer bloß schnell, laut und melodisch war, prägte diese Musik das Lebensgefühl einer ganzen Generation – die es tatsächlich hinbekam, sich ohne Internet oder Smartphone zu verabreden. Verrückt!

Tatsächlich real dagegen ist das Comeback-Album "Back from hell", das fast 13 Jahre nach der letzten Platte "Taste the poison" den bewährten Satanic-Surfers-Sound zurückbringt. Der Forderung der ersten Auskopplung "Catch my breath" ist dabei nicht unbedingt leicht folgezuleisten, denn das Stück geht mit Stakkato-Punk ab der ersten Sekunde in die Vollen, Frontman Rodrigo Alfaro singt und shoutet sich unverkennbar und in Slalomstangen-Taktik um die zahlreichen Breaks herum. "The usurper" ist als Wellenbrecher an vorderster Front perfekt platziert und inmitten von haarigen Riffings, Brüchen und Refrain-Harmonien keinen Deut weniger intensiv. "Madhouse" orentiert sich in seinem Abwechslungsreichtum an den wahnsinnigen Propagandhi, der kreativsten Band des Genres, spendiert dazu wie auch das wilde Titelstück ein paar saftige Iron-Maiden-Riffs. Und "Paying tribute" geht wie weite Teile dieses gelungenen und dazu fein produzierten Albums ganz offen damit um, dass Satanic Surfers hörbar Spaß daran finden, dem US-Hardcore-Punk der späten Achtziger und frühen Neunziger Tribut zu zollen.

Wie vor gut zwanzig Jahren wird auch die heutige Elterngeneration heftig die Nase rümpfen und sich die Haare raufen, sollte "Back from hell" in den Jugendzimmern erschallen, und unter Protest den Raum verlassen, während Fans der ersten Stunde eh längst ein wohliges Grinsen im Gesicht haben. Geht ja auch nicht anders, führt man sich die Midtempo-Hymne "Self-medication" zu Gemüte, deren feinen Refrain man sich noch häufiger gewünscht hätte, oder "Going nowhere fast", das alles mitbringt, was Satanic Surfers ausmacht: Gaspedal am Anschlag, unfassbare Brüche streuen und aus dem Nichts ein hymnisches Finale eintüten, das selbst den aggressivsten Konzert-Pogo zu einem Wohlfühl-Kreis formiert, bei dem man sich auch mit leicht ergrauten Haaransatz in den Armen liegt. "Oh how quickly time has passed / While we were going nowhere fast." So ist es. Während die Roten Teufel aus Kaiserslautern langsam in den Niederungen des deutschen Profifußballs versinken, schießen Satanic Surfers als untote Teufel aus der Versenkung empor. Nur Vorsicht im Pit – die alten Knochen werden es danken.

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The usurper
  • Self-medication
  • Going nowhere fast

Tracklist

  1. The usurper
  2. Catch my breath
  3. Self-medication
  4. All gone to shit
  5. Ain't no ripper
  6. Madhouse
  7. Going nowhere fast
  8. Paying tribute
  9. Pato loco
  10. Back from hell
Gesamtspielzeit: 30:46 min

Im Forum kommentieren

fakeboy

2021-11-22 20:38:58

Grosses Fuck.

eric

2021-11-22 20:37:51

Ja. Fuck.

fakeboy

2021-11-22 16:09:29

Fuck, jetzt wurde die 2mal verschobene Tour mit No Fun At All komplett abgesagt... Hätten sie sie doch nur auf Herbst statt auf Winter 2021 verschoben! Hatte mich so gefreut...

fakeboy

2021-04-19 16:33:06

Übrigens: mittlerweile spielt Rodrigo wieder Schlagzeug ;-) Back to the roots also. Freu mich drauf, die Band Ende Jahr endlich mal wieder live zu sehen (Tour mit No Fun At All, wurde zweimal verschoben, hoffe bis Ende Jahr kriegen wir's hin...)

fakeboy

2020-06-15 12:28:52

Huch, ich hatte oben geschrieben "Rodrigo spielt schon seit "Going Nowhere Fast" (1999) nicht mehr Schlagzeug."

Das war falsch... Rodrigo spielte auf "Fragments & Fractions" (2000) auch noch Schlagzeug. Erst für die "Unconsciously Confined" (2002) gab er die Sticks ab...

Die "Back From Hell" ist übrigens vorzüglich gealtert. Tempo, Songwriting, Produktion - da stimmt einfach alles. Ist derzeit sogar meist meine erste Wahl, wenn ich Satanic Surfers hören mag.

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