Embrace - Love is a basic need
Cooking VinylVÖ: 16.03.2018
Herzscheiße
Herzschmerz-Pathos an sich ist nicht das Problem. Ohne wäre die Musikgeschichte schließlich um einiges ärmer. Embrace selbst setzten 2004 mit dem gelungenen "Out of nothing" zum emotionalen Höhenrausch an. Und auch dessen 2006 veröffentlichter Nachfolger "This new day" ging noch als Gefühlsüberschwang der angenehmeren Sorte durch. Seither sind die einst als das nächste große Ding gehandelten Briten aber deutlich vom Kurs abgekommen und haben besonders ab 2014 mit ihrem dreist von vermeintlichen Trends abgekupferten, viel zu aufgeblasenen und ausgerechnet selbstbetitelten Album manche Fans vergrault.
Und schon dass der erste Song im Wesentlichen aus "Oh-oh-oh"s besteht, lässt erahnen, dass mit "Love is a basic need" keine Besserung zu erhoffen ist, wobei "The finish line" noch eines der dezenteren Stücke des Albums ist. Und auch das mit der schottischen Songwriterin Kerri Watt im Duett vorgetragene "Never" geht trotz seiner überraschungsfreien Hymnenhaftigkeit als erträglich durch.
Das eigentliche Melodrama beginnt mit "Wake up call", bei dem deutlich wird, dass die Brüder McNamara vor allem über die Refrains inzwischen weitgehend die Kontrolle verloren haben. Unerträglicher Schmalz, der den Hörern mit Gewalt in die Ohren gestopft werden soll. Da ist es schon beinahe wohltuend, dass das nachfolgende "Snake oil" lediglich langweilig geraten ist, während "Where you sleeping" irgendwo zwischen dösig und nervig verendet.
Embrace haben ausnahmslos gefühlsduselige Balladen im Schneckentempo und 08/15-Muster auf das Album geladen, was vermutlich selbst die Geduld jener wohlmeinenden Hörer überstrapaziert, an die es gerichtet ist. Passenderweise ziehen auch in der zweiten Hälfte Songs wie "Rabbit hole" und "Horseshoe in my glove" eine Schleimspur hinter sich her, die im Refrain immer extrabreit gerät. Kaum noch erwähnenswert, dass all das selbstredend in einem belanglosen Bombast aus Chören, Klavier, Streichern und unterforderten Akustikgitarren badet.
Ihr siebtes Studioalbum wäre vielleicht ein ruhiges, beinah intimes Kleinod geworden, wenn sie ihren Hang zum Schwulst in den Griff bekommen hätten. So zeigt der abschließende Titeltrack zumindest ansatzweise, dass Embrace auch noch ohne überzogene Rührseligkeit halbwegs berühren können. Trotzdem: "Only love is a basic need"? Hier herrscht leider nur ein Grundbedürfnis. Nämlich ausschalten.
Highlights & Tracklist
Highlights
- -
Tracklist
- The finish line
- Never
- Wake up call
- Snake oil
- Where you sleeping
- All that remains
- Rabbit hole
- Horseshoe in my glove
- My luck comes in threes
- Love is a basic need
Im Forum kommentieren
Gute Albennamen, vorletzter Platz
2018-05-02 11:14:25
Liebe ist ein Grundbedürfnis.
Klagenhurt
2018-05-02 10:59:49
Warum fängt der Autor die Geschichte der Band mit 2004 an? Was ist mit dem genialen Über-Album "If You´ve Never Been" von 2001?
Ansonsten kann ich Dom nur zustimmen.
Wer die Musik der McNamara-Brüder nicht fühlt hat kein Herz.
Dom
2018-04-28 23:28:30
Die Rezension zeigt einfach nur die traurige Wahrheit: etwas anderes als Befindlichkeits-Pop-Müll versteht hier kein Mensch!
Embrace haben Herz und Seele und Songs für vier Generationen.
Anyhoo. Same old same old.
Hogi
2018-04-27 17:43:09
Fand das letzte ziemlich gut...aber das ist nur noch gruselig.
Armin
2018-04-27 13:40:36- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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