Black Stone Cherry - Family tree

Mascot / Rough Trade
VÖ: 20.04.2018
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Das Aufbäumen

Anscheinend ist eine gewisse konservative Einstellung in der DNA des Southern Rock eingeschrieben. Was zunächst einmal nichts Schlechtes sein muss, es sei denn, beim entsprechenden Künstler handelt es sich um Ted Nugent, dessen Weltanschauung mit "sehr konservativ" noch äußerst euphemistisch umschrieben ist. Bei aller musikalischen Klasse, versteht sich. Nein, die Rede ist von einem Werte-Konservatismus, der in der amerikanischen Ausprägung – und um die geht es hier – für uns Europäer mitunter etwas verschroben und spießig anmutet, zumal leider Gottes Werte wie Tradition, Familie und Heimat hierzulande allzu oft von der Daswirdmanjawohlnochsagendürfen-Fraktion bedient wird. Anyway, bevor wir vollkommen abschweifen – natürlich hat das direkt auch etwas mit Black Stone Cherry zu tun, die zwar immer noch jung an Jahren sind, aber eben jene Werte durchaus verinnerlicht haben. Southern Rock halt.

Nach der Heimat "Kentucky" vor zwei Jahren huldigt der Vierer also nun der Familie. Und wie es in einer intakten Familie so vorkommt, gilt es zunächst, einen kapitalen Fehltritt zu kompensieren, hat sich doch die Nähe zu Konsorten wie Kid Rock oder Nickelback nicht eben als Vorteil für "Kentucky" erwiesen. Um es mal nett zu formulieren. Wer nun die Amerikaner nur über ihre Alben verfolgt, somit die letztjährige EP "Black to blues" versäumt hat, dürfte sich höchst überrascht die Ohren reiben: "Bad habit" ist ein überaus gelungener, feiner Blues-Rock-Groover, der bedingungslos marschiert. Wenn hier überhaupt jemand zitiert wird, dann eher Joe Bonamassa als Kid Rock. Und da schlechte Angewohnheiten auch gerne einmal ein angenehmes Laster sein können, lassen die Herren die Groove-Maschine mit "Burnin'" direkt weiter laufen und packen noch ein paar Slide-Guitars dazu.

Der zitierte Familienstammbaum hat allerdings noch eine weitere, durchaus spannende Facette aufzuweisen. Denn in der Tat liegen die Wurzeln der Band im familiären Bereich, als vier Kids im Proberaum ihrer Daddys, die als Kentucky Headhunters unterwegs waren, ihre eigene Variation von Bluesrock zockten. Ein so deutliches Bekenntnis zu den musikalischen Ursprüngen war so bislang eher selten zu hören, um so folgerichtiger ist es, dass sich Altmeister Warren Haynes von den Allman Brothers bei "Dancin' in the rain" die Ehre gibt, während ein Titel wie "James Brown" auch ohne tieferes Studium der Lyrics verrät, um wen es hier geht. Ja, auch Rednecks können also Soul.

Leider Gottes heißt dies jetzt noch nicht, dass "Family tree" ein rundum hochklassiges Album wäre. "My last breath" ist so eine cheesy Ballade, wie sie auch auf dem Vorgänger zu finden war, das direkt folgende "Southern fried Friday night" klingt nicht weniger nach Ausschuss, und "I need a woman" ist schlicht grauenhaft. Aber nun gut, wenn die Platte Familienwerte beschwören möchte – betrachten wir's als den peinlichen Onkel, den niemand leiden kann, der aber aus Pflichtgefühl zu jeder Familienfeier eingeladen wird. Oder so. Denn sieht man einmal von diesen Ausfällen ab, ist "Family tree" eine höchst erfreuliche Abkehr vom Airplay-optimierten Gedudel des letzten Albums. Black Stone Cherry haben schon immer den Blues gehabt. So deutlich wie hier haben sie es allerdings noch nie gezeigt.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Bad habit
  • Burnin'
  • Ain't nobody
  • James Brown

Tracklist

  1. Bad habit
  2. Burnin'
  3. New kinda feelin'
  4. Carry me on down the road
  5. My last breath
  6. Southern fried Friday night
  7. Dancin' in the rain (feat. Warren Haynes)
  8. Ain't nobody
  9. James Brown
  10. You got the blues
  11. I need a woman
  12. Get me over you
  13. Family tree
Gesamtspielzeit: 52:54 min

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hubschrauberpilot

2018-04-30 15:25:46

Mit den 6/10 kommen sie noch viel zu gut weg. Leider völlig belanglos, die Band hat ihr Gespür für gute Songs komplett verloren. Und um Blues, wie es der Rezensent schreibt, ging es bei Black Stone Cherry noch nie, sondern immer um Southern Rock.

Armin

2018-04-27 13:39:42- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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