Mental Ground Zero - Microcosmicgrooves

Rise Up / Connected
VÖ: 07.08.2000
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 10/10
10/10

Schwäbische Groovekosmetik

Der Werdegang dieser Band liest sich wie so viele andere: Wettbewerbsgewinn, Demo, Plattenvertrag. Meist folgt hier der totale Flop wegen nicht zu überhörender Mittelmäßigkeit der aufstrebenden Newcomer. Mit etwas Glück fällt dabei trotzdem sogar der eine oder andere Minihit ab, aber bleibende Eindrücke hinterlassen solche Karrieren meist nur in den Statistiken. Unter welchem Aktenzeichen Mental Ground Zero aus Schwäbisch Gmünd schließlich abgeheftet werden, muß sich noch zeigen.

Zunächst sollen aber ein paar Worte über die Musik fallen gelassen werden. Die unschwer als Mittelpunkt der Truppe auszumachenden Stimmakrobatin Ella tut - zumindest auf dem Cover - viel, um als das genau Gegenteil ihres Familiennamens zu wirken. Etwas weniger Kosmetik und Klunker hätte sich hier als hilfreich erwiesen, denn ihre Stimme benötigt eigentlich kein offensichtlich vordergründiges Schlampenimage. Ihr Stimmvolumen und gelegentliche Manierismen erwecken Erinnerungen an Katharina Franck (Rainbirds) und Linda Perry (4 Non-Blondes), gelegentlich scheint auch eine Dolores O'Riordan (The Cranberries) durch.

Mit einer charmanten Unbedarftheit bedient man sich im Gemischtwarenladen Popmusik und kocht ein recht eigenständig schmeckendes Süppchen daraus. Während die Vorabsingle "Ridin' on the moon" noch einigermaßen unspektakulär gestrickten Poprock präsentierte, überraschen Songs wie "Psychedelic bathfloor carpet" oder "Catshit" mit verschrobenen Zutaten und eigenwilligen Melodien. Zwar stellen auch diese Stücke keineswegs großartige Neuerungen der Popmusik dar, wissen aber dennoch zu gefallen. Bei den recht zurückgenommenen Arrangements kann sich das Kapital der Frontfrau bestens entfalten. Leider verflacht die Umsetzung der unbestritten eigenständigen Ideen der Band mit zunehmender Albumlänge zuhörends.

Die recht alberne Betitelung des Albums und einiger Titel werfen einen weiteren kleinen Mißton auf dieses nicht umwerfende, aber trotzdem recht gelungene Debüt der Band. Die Produktion von Dieter Roth läßt neben dem bekannten Liveinstrumentarium auch einige synthetische Zwischentöne und sogar einige Samples durch, welche sich homogen in den Bandsound einfügen. Wie der Livesound der Band klingt, der laut Presseinfo zu sich überschlagenden Presserezensionen geführt haben soll, darf der Song "Havana jam" veranschaulichen. Wie hier bietet auch der Rest des Albums dezent angejazzte Töne, relaxten Groove und die ausdrucksstarke Stimme. "Microcosmicgrooves" ist sicherlich nicht der musikalischen Weisheit letzter Schluß, weiß aber in der Veröffentlichungsflut im Sektor alternativ angehauchter Pop- und Rockmusik mit weiblicher Leadsängerin durchaus ein paar eigene Zeichen zu setzen.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Psychedelic bathfloor carpet
  • Catshit
  • Ridin' on the moon

Tracklist

  1. Psychedelic bathfloor carpet
  2. Catshit
  3. Ridin' on the moon
  4. In my dreams
  5. Invisible poem
  6. NRG-flow
  7. Weird
  8. The morning
  9. Havana jam (live)
Gesamtspielzeit: 40:05 min