Kid Rock - The history of rock
Lava / AtlanticVÖ: 29.05.2000
Zuhälter der Nation
Wie lautet das Erfolgsrezept für einen amerikanischen Rockstar? Man nehme einen Typen, der gegen alles verstößt, was in den Staaten heilig ist und zudem (oder trotzdem) über passable musikalische Fertigkeiten verfügt. Den Prototyp eines solchen Posers stellt Bob Ritchie alias Kid Rock dar. Milchgesichtig, langhaarig, eingehüllt in glamouröse Pelzmäntel und den obligatorischen Cowboyhut tragend, schaffte der selbsternannte "pimp" (Zuhälter) der Nation mit seinem "Devil without the cause" nach zehn Jahren im Geschäft letztes Jahr auch in Deutschland den Durchbruch. Kaum zum Star aufgestiegen, scheint es für Kid Rock jetzt bereits an der Zeit zu sein, seine Frühwerke Revue passieren zu lassen und aus seinen bisherigen sechs Platten zwölf Stücke neu einzuspielen.
Zu Beginn der CD wird man von einer Männerstimme freundlich darauf hingewiesen, daß einem mit dem folgenden Album die "history of rock" vorgeführt werde. Während diese Einleitung gerade noch im Gedächtnis Einzug sucht, bekommt der Hörer sogleich die volle Breitseite eines von Metallicas "Sad but true" bestens bekannten Riffs zu spüren. Kid Rock knödelt seine gewohnt-lasziven Lyrics über sein bisheriges Leben runter und es gelingt ihm, dem ursprünglich schon großen Song eine weitere großartige Facette abzugewinnen.
Seine musikalische Bandbreite aus zehn Jahren reizt Kid Rock bei dieser Neuauflage voll aus. Auf der einen Seite gelingt es ihm, mehrere Stile zum wohlbekannten Etwas namens "New Metal" zu verquicken ("Prodigal son"), auf der anderen Seite aber auch wieder in ihre Einzelteile zu zerlegen und für sich alleine stehen zu lassen. So wird mitunter der wahre Geist des Rock'n'Roll ("Born 2 b a hick") herauf beschworen oder dem Country ("My Oedipus complex") gehuldigt. Durch diese Anhäufung verschiedener Richtungen ist an Langeweile gar nicht erst zu denken. An Textzeilen wie "Fuck me baby, fuck me baby all night long" scheiden sich natürlich weiterhin die Geister, aber wer sich ein Album des Grobmotorikers antut, müßte wissen, was ihn erwartet.
Heutzutage kann man selbstredend auch ohne Gesangstalent zum Rockstar avancieren, wie einige Genre-Kollegen zweifelsfrei belegen, doch auf Kid Rock trifft diese Aussage definitiv nicht zu. Das beweist schon alleine "Dark & grey", bei dem der Hörer im Refrain eine beeindruckende Darbietung von Kid Rocks Stimme erfährt. Auch bei "Abortion", das überraschenderweise sogar Alice In Chains gut zu Gesicht gestanden hätte, glänzt Kid Rock mit einem zurückhaltenden Gesang, der die Stimmung dieses gesetzten Songs gekonnt trägt. Stellenwiese krankt das Album jedoch leider an den abgedroschenen Songstrukturen, die mehr als nur einmal die Frage aufwerfen, ob eine solche Retrospektive zu diesem Zeitpunkt nicht ein wenig arrogant und vermessen ist. So lassen vor allem die älteren Songs qualitativ ein wenig zu wünschen übrig. Es wäre vielleicht tatsächlich besser gewesen, wenn Kid Rock doch noch ein paar Stunden länger im Studio verbracht hätte, um das eine oder andere neue Stück zu Papier zu bringen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- American bad ass
- Dark & grey
- Abortion
Tracklist
- Intro
- American bad ass
- Prodigal son
- Paid
- Early mornin' stoned pimp
- Dark & grey
- 3 sheets on the wind (What's my name)
- Abortion
- I wanna go back
- Ya' keep on
- Fuck that
- Fuck you blind
- Born 2 b a hick
- My Oedipus complex
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