DMA's - For now

Infectious / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 27.04.2018
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Wagen was

Als sie das Land für sich in Anspruch nahm, deklarierte die britische Krone Australien einst als "Terra Nullius", was soviel bedeutet wie: das Niemandsland. Auf unbewohntes Land, in Musik-Koordinaten gesprochen, konnte hingegen das Debüt des Aussie-Trios DMA's weiß Gott nicht treffen. Als die britpoppenden Jungspunde sich im Jahr 2015 aufmachten, die Erdkugel mit fluffigem und nostalgischem Madchester- und Britpop-Sound der Neunziger zu beschallen, stießen sie auf eine verwaiste Einöde auf der musikalischen Landkarte. Durch kleine, große Hits wie "Lay down" besetzten sie diese gar so sichtbar, dass sich Noel Gallagher auf Zuruf seines Bruderherzens Liam animiert sah, DMA's mit väterlicher Güte zu dissen. Welch Ehre in flauen Insel-Zeiten, in denen die beiden Oasis-Dickköpfe sich meist darin genügen, das Schaffen des jeweils anderen durch die Dreckpfütze zu ziehen.

In den Tiefen der Neunziger, quasi in der Ur-Vergangenheit, liegt die Blütezeit von Vorreitern wie The Stone Roses oder Suede verborgen. Wie nachhaltig jedoch ihr musikalisches Erbe ist, hörte man nicht nur dem Erstling "Hills end" an, auch für "For now" haben sich DMA's aus der ollen Kiste bedient, als sie die Muster ihrer neuen Stücke entwarfen. Das vorab ausgekoppelte "Dawning" zeigt dabei in drei schmissigen Minuten, dass ein von der Akustischen gezüchtigter Popsong nicht viel mehr als Melodie, Rhythmus und ein paar feine Gitarrenschichten benötigt, um sich nachhaltig zu befreien.

Auch der leicht räudige Opener mit seinem kantigen Schritt und den markanten Britrock-Soli wird jene Hörer verzücken, denen es reichlich egal ist, welcher Kalendertag ist oder was einmal war, wenn der Song passt. DMA's jedoch sind nicht nur beim Albumtitel in der Moderne angekommen – man hört ihrem Zweitling den Mut zur Entwicklung an, nicht nur aufgrund des schönen, leicht psychedlisch angehauchten Schlussakts "Emily Whyte". Auch andernorts haben die drei aus Down Under den neuen Stücken eine zweite Ebene gegönnt, sich für so manche Einflüsse geöffnet. "Do I need you now" etwa ist nachdenklicher, mit dunklen Synthies beschwert, während die Single "In the air" im Kontrast dahinschwebt und träumerisch-wehmütige Gitarren am Horizont platziert, nah am Dreampop-Himmel der aktuellen Dekade.

Überhaupt sind Gitarren nicht immer der Wegweiser der zwölf neuen Stücke, auch das Keyboard meldet auf "For now" Regieansprüche an. Die Produktion von Kim Moyes ist sauber, hier und da gibt es rhythmische Experimente und "The end" belegt, dass die 80s-Party auch in Sydney noch Zulauf hat. Zurückgenommener, luftiger und mit funky Gitarre besticht das elegante "Tape deck", und solange DMA's solch entspannte Britpop-Songs mit gleichsam melancholischen wie himmelhochjauchzenden Melodien wie "Time money" schreiben, wird die Fahrt der Australier bestimmt nicht ins Niemandsland gehen. Hol schon mal den Wagen, Harry!

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • For now
  • Dawning
  • Time money
  • Emily Whyte

Tracklist

  1. For now
  2. Dawning
  3. Time money
  4. In the air
  5. The end
  6. Warsaw
  7. Do I need you now
  8. Break me
  9. Lazy love
  10. Tape deck
  11. Health
  12. Emily Whyte
Gesamtspielzeit: 46:50 min

Im Forum kommentieren

Gordon Fraser

2018-07-13 19:31:59

Werde immer wärmer mit der Platte. "Dawning" zum Beispiel geht mir kaum noch aus dem Ohr.

Gordon Fraser

2018-05-31 19:13:44

"Warsaw" ist ja wohl wunderschön. Leider nicht viele Songs in diesem Stil auf der Platte.

SebSebastiansson

2018-05-12 00:14:12

Schöne Platte, muss mir den Erstling mal reinpfeiffen. :)

eric

2018-04-25 10:50:15

Die erste Platte hatte einige Hits, die stark auf die Oasis-Zeit schielten. Hier geht der Blick auch mal vor und zurück, wie man "In the air" anhört. Aber doch, eine gute Band!

Gordon Fraser

2018-04-24 17:04:42

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