Melvins - Pinkus abortion technician

Ipecac / Rough Trade
VÖ: 20.04.2018
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Bässer ist das

Die bunte Diskografie der Melvins eröffnet zweierlei. Erstens: Die US-Amerikaner stehen auf ganz schön vieles. Zweitens: Auf Stillstand stehen sie nicht. Seit ihrer mittlerweile 35 Jahre zurückliegenden Gründung wird die Band noch immer nicht müde, ihren Fans jährlich mindestens ein neues Werk zu präsentieren, und so erscheint auch "Pinkus abortion technician" nur etwas über neun Monate nach "A walk with love and death". Nachdem dieses Album in seiner zweiten Hälfte aufgrund undefinierbarer Klang-Kolleteralschäden einen insgesamt fragwürdigen Eindruck hinterließ, ist die jüngste Platte von Buzz Osbourne und Kollegen wieder etwas bodenständiger, zumindest so weit man das von einer Weirdo-Combo wie den Melvins behaupten kann. Trotzdem liegt auch "Pinkus abortion technician" ein tragendes Konzept zugrunde, nämlich die Line-Up-Ergänzung durch den im Titel charmant vorgestellten Jeff Pinkus von den Butthole Surfers, die 1987 wiederum ein Album namens "Locust abortion technician" veröffentlichten. Durch dessen Hinzustoßen haben die Melvins neben Steven McDonald jetzt einen zweiten Bassisten.

Das Ergebnis dieses verdoppelten Fundaments ist nicht unbedingt das, was man vielleicht erwarten könnte. Tatsächlich ist "Pinkus abortion technician" eine Steilvorlage für Bassisten-Witze aller Art, denn eine wirklich große Rolle spielt die binäre Verteilung dieser Aufgabe auf den acht Tracks der Platte im Grunde nicht. Am auffälligsten wird die Neurung in "Don't forget to breathe", wo das Bass-Duo kühl groovend unter schnurrenden Synthie-Leads und der manisch repetierten Hookline umherschlängelt. Auch das halb von den Butthole Surfers gemopste "Stop moving to Florida" ergänzt seine generische Grundton-Penetration mit einem zusätzlichen Walking Bass, was dem Song eine erfrischende Extra-Dimension verleiht. Abseits davon tritt das verdunkelte Klangbild im Gesamtrahmen aber erstaunlich wenig in den Vordergrund, teilweise wirken die dumpferen Stoner-Arrangements in ihrer Produktion sogar ein Stück blasser, als man es von den Melvins gewohnt ist. Bassgewalt können Royal Blood definitiv besser.

Das beworbene Konzept ist also nicht wirklich ein Argument für "Pinkus abortion technician". Was bleibt, ist aber die nach wie vor teils aberwitzige Melvins-Ambivalenz, die auch auf dieser Platte eindrücklich zum Vorschein kommt. Das Stoner-Psych-Grundgerüst tritt vor allem in der zweiten Hälfte zutage, zum Beispiel in "Break bread", das einem klassisch quäkenden Poser-Solo gleich noch ein wesentlich funkigeres folgen lässt. "Embrace the rub" ist ein rasanter Old-School-Punker mit klimperndem Rock'n'Roll-Piano, "Flamboyant duck" erinnert mit seinem melancholisch im bassigen Dissonanzen-Nebel flirrenden Banjo an eine paranoide Variante von Pink Floyds "Wish you were here", das bereits erwähnte "Stop moving to Florida" kommt besonders dank seinem Wechselspiel aus A-cappella-Vocals und Solo-Bass zur Geltung. So bleiben die Melvins auch auf ihrem mittlerweile 27. Studioalbum durch ihre ungebremste Experimentierfreudigkeit immer noch interessant. Obwohl offenbar nicht immer die Wagnisse ausschlaggebend sind, von denen die Band selbst es vermutet.

(Jakob Uhlig)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Stop moving to Florida
  • Don't forget to breathe

Tracklist

  1. Stop moving to Florida
  2. Embrace the rub
  3. Don't forget to breathe
  4. Flamboyant duck
  5. Break bread
  6. I want to hold your hand
  7. Prenup butter
  8. Graveyard
Gesamtspielzeit: 36:56 min

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Tingel-Tangel Buzzo

2018-04-12 19:12:57

Neues Jahr, neue Melvins-Platte - läuft!

Armin

2018-04-12 11:39:34- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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