
Moaning - Moaning
Sub Pop / CargoVÖ: 02.03.2018
Die Musik mit dem Blubb
Musik zu beschreiben, erinnert bisweilen an die Aufgabe, sich unter Wasser ohne Missverständnisse zu verständigen. Der Artikulationswille ist vorhanden, die Technik auch, nur kommt beim Gegenüber lediglich ein diffuses "Blubb blubb" an – und selbst die zuvor gelernten Handzeichen funktionieren im redefeindlichen Feuchtgebiet eher leidlich. Besonders dann, wenn das zu Beschreibende mit keiner gängigen Vokabel fassbar ist. Das ehrt das schwer einzuordnende Objekt der Deskription, lässt denjenigen, dem die Aufgabe des Beschreibens aufgetragen wurde, hingegen gefrustet aufstöhnen. Und zwar nicht nur, wenn es sich wie in diesem Fall um eine Band namens Moaning handelt.
Die Herausforderung beim Debüt des Trios aus Los Angeles besteht darin, dass diese zwar mit zahlreichen Genres flirtet, sich aber nicht wirklich für eine langfristige Beziehung entscheiden kann. So wäre es durchaus angebracht, den Begriff Shoegaze in den Raum zu hauchen, nur schlagen Moaning für diese Spielart des Lärms dann doch zu viele Haken Richtung Rock. Ebenfalls sind bei der hier verabreichten Dosis Indie durchaus Spuren von Wave enthalten, nur eben längst nicht genug für eine eindeutige Zuordnung. Auch an den heutzutage fast schon fahrlässig gebrauchten Begriff Post-Rock ließe sich ein Gedanke verschwenden. Problem: All die Zuordnungen aus dem Sprachführer "Musikrezensionen für Dummies" treffen nicht wirklich zu. Moaning zelebrieren eher einen zeitlosen Crossover der oben beschriebenen Einflüsse.
Würde man "Tired" beispielsweise in einem Rorschachtest verwenden, würden nicht wenige Probanden Bands wie The Cure, Curve, My Bloody Valentine oder Lush assoziieren. Bei "Don't go" sieht sich das Verzerrer-Pedal über einen konstanten Zeitraum energischen Fußtritten ausgesetzt. Und dennoch windet sich statt tumber Aggression ein fast schon zärtlich anmutender Punkrock-Song aus den Membranen der Marshall-Box. An anderer Stelle führen die ausgiebige Rückbesinnung auf die Qualitäten der Rückkopplung und ein eskalierendes Ride-Becken nicht etwa zum wütendem Klingeln in den Ohren, sondern eher zu romantischem Flattern in der Magengegend. Verantwortlich dafür zeichnet Sänger Sean Solomon, der es versteht, mit seiner versöhnenden Stimme laut und leise, Pop und Popo-Tritt, Geradeaus-Rock und Um-die-Ecke-Gepolter zu einem musikalischen Vielvölkerstaat zu formen, in welchem alle Subgenres einander respektieren, um gemeinsam der übergeordneten Album-Vision zu dienen.
Dabei verlieren sich Moaning nicht in luziden Traumwelten, sondern holen von Zeit zu Zeit immer wieder den rostigen Hammer raus, um den Hörer aus allzu schöngeistigen Traumwelten zu schmettern. Denn selbst wenn etwa die Synthies in "Close" das Hohelied des Pop wimmern, dengeln im Refrain wieder eine biestige Leadgitarre und ein übergewichtiger Bass zwischen den Tönen herum. Durch dieses Wechselspiel gerät das ganze Album zu einem expressiven Ölbild voller Moll-lastiger Schlichtheit, bei dem das US-Trio in schöner Regelmäßigkeit sein abgestandenes Pinsel-Reinigungswasser über die zuvor kreierte Schönfärberei ausgießt – was für markant irritierende Schlieren sorgt. Exemplarisch dafür ist vielleicht "For now" mit seiner verzückten Electronica, dem präsenten Schlagzeug und einer von hinten aufgezäumten Melodie, die gegen Ende auch einmal von einer Soundwelle durch den harten Sand gewirbelt wird. Auch "Useless" oder "Misheard" lassen nicht nur Melodien in die Hirnrinde einsickern, sondern verteilen auch feine Distortion-Kopfnüsse. Konsequenterweise werden die Hörer am Ende nicht etwa mit einem sanften Absacker nachhause verabschiedet, sondern, lautstark mit den Doc Martens vor die Tür befördert. So schön können sich Schmerzen anhören.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Tired
- Does this work for you
- Misheard
Tracklist
- Don't go
- Tired
- Artificial
- Close
- Does this work for you
- The same
- For now
- Useless
- Misheard
- Somewhere in there
Im Forum kommentieren
Voyage 34
2020-03-21 14:12:14
Tracklist:
1. Ego
2. Make it Stop
3. ///
4. Stranger
5. Running
6. Connect the Dots
7. Fall in Love
8. Coincidence or Fate
9. What Seperates Us
10. //////////
11. Keep Out
12. Saving Face
13. Say Something
via SubPop
Voyage 34
2020-03-21 14:10:41
Neues Album Uneasy Laughter ist heute raus!
Math
2018-04-30 18:38:25
Cooles Ding. Mag die Scheibe
Gomes21
2018-04-30 18:36:45
dito
Gordon Fraser
2018-04-30 18:33:04
Angenehm kurzweilig. Klassische Sub-Pop-Band irgendwie.
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Moaning - Uneasy laughter (3 Beiträge / Letzter am 01.04.2020 - 21:23 Uhr)
- Moaning - Moaning (6 Beiträge / Letzter am 21.03.2020 - 14:12 Uhr)
- The Joy Formidable - A balloon called moaning (EP) (3 Beiträge / Letzter am 16.11.2019 - 18:44 Uhr)