Underoath - Erase me

Fearless / Universal
VÖ: 06.04.2018
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Blinder Heißhunger

Wenn man samstagnachts völlig betrunken über den Kiez taumelt, die wummernden Beats des soeben verlassenen Clubs noch rauschend in den Ohren dröhnen und die Sonne am Horizont langsam wieder aufzugehen beginnt, gibt es manchmal kaum etwas Verlockenderes als einen Absacker-Hamburger bei McDonalds. Euphorisch taumelnd wankt man in die nächstgelegene Filiale des Fast-Food-Giganten, lässt sich fröhlich lallend gleich noch zu einem zusätzlichen Eis überreden und mampft dann genüsslich einen kümmerlichen Haufen Chemie, der im ersten Moment seltsamerweise ziemlich gut schmeckt, beim morgendlichen Kater aber doch Fragezeichen hinterlässt. Ungefähr so fühlt sich die neue Underoath-Platte an. Berauscht von einem Übermaß an akustischen Geschmacksverstärkern will "Erase me" wie das Opus Magnum alteingesessener Veteranen klingen, verbirgt dabei aber in Wahrheit nur, dass hinter der klanggewaltigen Fassade meist wenig Substanz steckt.

Geschmacksverstärker, das sind in diesem Fall vor allem die oft völlig überzogenen Elemente der Produktion, mit denen "Erase me" sich demonstrativ aufplustert. Verantwortlich für diese ist Matt Squire, der mit Panic! At The Disco und 3OH!3 gleich zwei Always-over-the-top-Bands in seinem Portfolio hat. Dass das nichts Gutes bedeutet, beweisen schon die wüst elektronisch kratzenden Intros, die in wirklich jedem Song dieser Platte am Anfang stehen und danach nie halten können, was sie versprechen. Ein "Rapture" kann noch so lautstark nach Eskalation gieren, wenn das Ergebnis in seiner standardisierten Strophe-Refrain-Bridge-Struktur letztendlich nicht origineller als ein Papa-Roach-Song ausfällt. Das passiert Underoath auf ihrem ersten Album seit acht Jahren leider viel zu oft: "Erase me" will so unbedingt nach krassem Comeback und Revolution klingen, täte aber besser daran, einfach mal etwas vom Gaspedal zu gehen. Nach dem rauen und unbequemen Deathcore-Gebrodel der frühen Underoath-Platten klingt hier nichts mehr, vielmehr probiert sich die Band im poppigen Metalcore so anbiedernd wie noch nie aus.

Wirklich schade werden die vielen Mittelmäßigkeiten auf "Erase me" aber erst dann, wenn man die wirklich lichten Momente des Albums für sich entdeckt. Die finden sich zum Beispiel in der rohen Gewalt von "On my teeth", wenn Frontmann Spencer Chamberlain immer wieder homophon mit dem Instrumentarium losbricht und dadurch aus dem Trott ausgespielter Strukturen ausbricht, und vor allem im Closer "I gave up", in dem das Album mit einem Mal richtig stark wird. Die darin unheilvoll changierenden Harmonien wirken in ihrer Trance auch gerade deswegen so eindringlich, weil Underoath sie erst zum Höhepunkt des Spannungsbogens wohlüberlegt zum Ausbruch bringen. Mit mehr solcher Augenblicke hätte "Erase me" vielleicht wirklich ein opulentes neues Kapitel einleiten können. So bleibt es eines, für das eine Fast-Food-Metapher nicht zu abgeschmackt wirkt.

(Jakob Uhlig)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • I gave up
  • On my teeth

Tracklist

  1. It has to start somewhere
  2. Rapture
  3. On my teeth
  4. Wake me
  5. Bloodlust
  6. Sink with you
  7. ihateit
  8. Hold your breath
  9. No frame
  10. In motion
  11. I gave up
Gesamtspielzeit: 40:10 min

Im Forum kommentieren

The MACHINA of God

2018-04-21 23:44:44

Die beiden davor waren echt Bombe... aber das hier. Hmm.

Softes Scenekid

2018-04-20 20:15:20

@anachronismus Noch nie so viel Schwachsinn in einem Absatz gelesen. Mancher hat es nötig sich über das Heruntermachen anderer Geschmäcker zu profilieren.

Zum Album gibt es wenig zu sagen. Ist eine herbe Enttäuschung.

The MACHINA of God

2018-04-11 16:40:59

Puh, irgendwie gibt mir das gar nix nach nem Durchgang. Vielleicht auch aber grad nicht meine Musik.

@Resi

2018-04-04 08:59:10

Den Mc-Part hätte man sich wohl sparen können, ansonsten finde ich die dich gut und schön kurz auf den Punkt geschrieben.

anachronismus

2018-04-04 08:41:01

den hype um diese band hab ich nie verstanden. war zu define-zeiten schon furztrockener mallcore für süße, softe scenekids. nur sind diese mittlerweile 30, haben emo- gegen sidecuts getauscht, tragen trasherhoodies und instagrammen sich um den verstand.
hoffentlich hat dieser nervige metalcoreschrott kein revival. dieser twinkleemo vor ein paar jahren hat schon gereicht.

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