George FitzGerald - All that must be

Double Six / Domino / GoodToGo
VÖ: 09.03.2018
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Ruhepuls

Autos fahren vorbei, der Straßenverkehr fließt, ein Bus stoppt und öffnet die Türen. Mit diesen infrakstrukturellen Klängen startet "All that must be", das neue Werk des DJs und Elektronik-Künstlers George FitzGerald. Eingefangen hat er die "street recordings" in der unmittelbaren Umgebung seines neuen Studios im Londoner Stadtteil Bermondsey, zu dem er nun jeden Morgen als Teil des 9to5-Lifestyles schlendert. FitzGerald kommt zwar gebürtig aus London, die vergangenen zehn Jahre aber hat er in Berlin gelebt und verbracht. Aber nun, mit Familie und Nachwuchs, muss das elektronische Herz der Hauptstadt auch mal ohne seinen Puls auskommen. Der Boiler-Room erliegt dem Charme des Wickelraums.

Als Ruf der Vergangenheit agiert "Siren calls", eine clubbasierte Nummer mit Acid-Rave und Techno-Partikeln, die mehr als alle anderen Stücke auf dieser Platte gemacht ist für die Nacht in Gewölbekellern, wenngleich "The echo forgets" nicht weit entfernt agiert. "All that must be" in Gänze vermittelt aber ein Gefühl der Daseinsfürsorge an einem introspektiven Clubabend. Der Peak der Nacht ist schon überschritten und man atmet noch gut anderthalb Stunden an den Rändern der Tanzfläche die letzte angedickte Luft aus der Nebelmaschine, ehe es dann mit dem Auto kilometerweit über langgezogene Landstraßen nach Hause geht.

Dabei spielt George FitzGerald mit dem Faktor Anonymität, stellvertretend auch für jene Zeit des Pendelns, als weder Berlin noch London wirklich Heimat bedeuteten. In den ersten drei Stücken werden die Vocals zerstückelt, fragmentiert, verfremdet, geloopt und ihrer androgynen Form überlassen. Immer dann, wenn kein Gast als Vokal-Support an seine Seite tritt, spiegelt sich die intendierte Gefühlsregung eher im Namen des Tracks ab. Stücke wie der kosmisch bemalte Techno von "Frieda", benannt nach FitzGeralds Tochter, das federnde "Burns", nicht ganz fern der Jamie-xx-Solosachen, und "The echo forgets" sind zweifelsfrei tanzbar, lassen aber Zwischenräume für Gedankenspiele – und gar für Melancholie.

Und die bekommt dann im fantastischen "Roll back" auch ein Gesicht. Lil Silva, auch DJ und Produzent, legt mittels Kopfstimme Soul über den zurückgenommenen Synthie-Teppich. Auch die anderen Kooperationen funktionieren prima. Mit Bonobo verwaschen in "Outgrown" technobasierte Rhythmik mit aufleuchtenden Synthie-Tönen und weitläufigem Piano. Und Tracey Thorn, einst Sängerin bei Everything But The Girl, leiht ihre Stimme dem ambienthaften Glitch-Pop "Half light". FitzGerald schließt die Platte aber alleine, mit "Passing trains", das sanft ratternd über die Schienen gleitet und am Ende seines bislang besten Werks zeigt, wie Ankommen klingen kann und dass das bei ihm einhergeht mit partieller Emanzipation vom Clubleben. Boom Tschakk.

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Burns
  • Roll back (feat. Lil Silva)
  • Outgrown (feat. Bonobo)
  • Passing trains

Tracklist

  1. Two moons under
  2. Frieda
  3. Burns
  4. Roll back (feat. Lil Silva)
  5. Siren calls
  6. Nobody but you (feat. Hudson Scott)
  7. Outgrown (feat. Bonobo)
  8. Half light (feat. Tracey Thorn)
  9. The echo forgets
  10. Passing trains
Gesamtspielzeit: 44:28 min

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Armin

2018-03-22 20:41:56- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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