
Courtney Marie Andrews - May your kindness remain
Loose / Rough TradeVÖ: 23.03.2018
Schluss mit frustig
Rund 14 Monate ist es her, da veröffentlichte Courtney Marie Andrews ihr sechstes Album "Honest life" – erstmals nicht unter quasi gänzlichem Ausschluss der Öffentlichkeit, sondern durchaus mit dezenter Hype-Reklame und dementsprechender Abdeckung auf den gängigen Musikportalen. 14 Monate, in denen man sich in die zehn Stücke einwickeln konnte wie in einer warmen Decke, in denen man mit der gerade mal 27-Jährigen sehnen, heulen, leiden konnte, in denen man in Erinnerungen schwelgen und auf schönere Zeiten warten konnte. 14 Monate, in denen man sich besser vorbereitet hat. Denn Andrews' neues Werk "May your kindness remain" steht schon in den Startlöchern und kommt mit ganz neuen Tönen für die junge Sängerin aus Arizona daher: nämlich mit hoffnungsvollen und versöhnlichen.
Jeder, der das anzweifelt, möge bitte allein den Opener und gleichzeitigen Titeltrack dieses siebten Albums hören, der mit sanften Gospelklängen und harmonischem Chorgesang aufwartet, sogar mit einem kleinen, aber feinen Gitarrensolo, das gut und gern den melancholischeren Stücken von The War On Drugs entstammen könnte. Und mit einem geradezu fulminanten Emotions-Feuerwerk ab Minute 3:18, in dem Andrews nicht nur alles aus ihrer Stimme herausholt, sondern gleich noch ihren neugewonnenen Optimismus mutig auf den Tisch knallt. Hier, da ist er. Alles wird gut.
Und wenn doch nicht, nimmt man ihr nach erstaunlicherweise genau zehn Jahren im Musikbusiness erstmals ab, dass sie die Mittel hat, um den Rückschlag zu verkraften, wie nicht zuletzt das regelrecht am vom außen völlig verregneten Fenster sitzend flehende "Lift the lonely from my heart" zeigt. Natürlich ist Andrews noch immer für die feinfühligen, sensiblen Momente zu haben. Und doch beweisen Songs wie etwa das bluesige "I've hurt worse" oder auch die vom Piano getragene Folkballade "Took you up", dass man auch seine Zerbrechlichkeit und Schwächen offen zeigen kann, ohne jede Sekunde von einem möglichen Zusammenbruch bedroht zu sein.
Mit "Border", einem entspannt groovenden und schließlich in einer Art Country-Funk endenden Drama in zwei Akten, beschäftigt sich Andrews gar ein wenig kratzbürstig mit weltpolitischen Themen, und in "Two cold night in Buffalo" swingt sie sich wie einst Lurleene Lumpkin durch eine verrauchte Americana-Kneipe. Mit dem stimmgewaltigen Finale in Form von "Long road back to you", einer Mischung aus Reise zu sich selbst, Reise nach Hause, Reise zu diesem gewissen Jemand, ist es dann endgültig klar: Courtney Marie Andrews hat lange gebraucht, um anzukommen. Aber sie ist definitiv gekommen, um zu bleiben.
Highlights & Tracklist
Highlights
- May your kindness remain
- Lift the lonely from my heart
- Long road back to you
Tracklist
- May your kindness remain
- Lift the lonely from my heart
- Two cold nights in Buffalo
- Rough around the edges
- Border
- Took you up
- This house
- Kindness of strangers
- I've hurt worse
- Long road back to you
Im Forum kommentieren
MopedTobias (Marvin)
2018-05-06 00:30:20
Schön.
Armin
2018-03-22 20:40:29- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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