Alasdair Roberts, Amble Skuse & David McGuinness - What news

Drag City / H'Art
VÖ: 23.03.2018
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Special Special Interest

Man möchte es sich ja so vorstellen: Alasdair Roberts hockt total unberührt vom Wirbel der Welt in einer verwitterten Holzhütte. Nach und nach verschluckt das Moos diese Hütte, das Haus verschwindet im Grün, drinnen knistert der Holzofen. Bärtig, leicht vergrämt, mit diesem Ich-habe-es-euch-doch-gesagt-Gesicht blättert Roberts durch die vergilbten Seiten seiner Bücher. Ganz der Eremit eben. Wenn er Lust hat, greift er zur Gitarre, nimmt ein paar neue Songs auf. Die natürlich alte Songs sind. Roberts führt es weiter, sein prächtiges Musikantiquariat. So konsequent und begeistert wie kaum berührt von der Außenwelt mitsamt Zuhörern. Immer auf der Suche nach Altem und bald Vergessenem.

Sein viertes Album "What news" dreht sich daher – wider Erwarten – nicht um Fake oder andere News. Nichts Neues. Dafür Altes. Vollständig anti-kontemporär. Songs, denen die hundertjährige Patina weggepustet wird, erfrischt durch ein leicht modernes Arrangement, das jedoch möglichst unscheinbar ausfällt. Dabei hilft etwa David McGuinness, der sonst das barocke Musikensemble Concerto Caledonia leitet. Auch Amble Skuse ist dabei, eine sogenannte Sonologin, die flirrend und flimmernd mit dezenten elektronischen Einspielern experimentiert. McGuinness liefert am Klavier den Drehpunkt von "What news", spielt mit großer Mozart-Geste auf, bevor er sich wieder hinter das ansonsten akustische, folkige Setting verzieht.

Zumeist schottische Balladen sind hier vertreten. Stücke von Betsy Whyte oder Duncan Williamson, die nur denjenigen etwas sagen, die sich tiefgründig mit dieser alten Musik auseinandergesetzt haben. Roberts verzichtet auf sein sonst so präsentes Gitarrenspiel und konzentriert sich aufs Singen. Schwingt durch die für ihn typischen, aber immer noch ungewohnten Kapriolen, schlittert von den tiefen in die hohen Töne, was so aus der Zeit gefallen ist, dass es schrill wirkt. In "The Dun Broon Bride" gelingt das noch viril und scharf, gerade beim Gitarrensolo fühlt man sich in die unberührten Highlands versetzt. Sonst lässt das jedoch merkwürdig kalt. Ist eben doch ein ganz spezielles Vorhaben, diese persönliche Musikhistorie, an der Roberts mit seinen Alben schreibt. Unspektakulär, zurückhaltend, aber dann etwa mit "Babylon" so skurril und merkwürdig, dass es sich trotzdem lohnt.

(Maximilian Ginter)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The Dun Broon Bride
  • Johnny O'the brine
  • Babylon

Tracklist

  1. The Dun Broon Bride
  2. Johnny O'the brine
  3. Young Johnstone
  4. Rosie Anderson
  5. The fair flower of Northumberland
  6. Clerk colven
  7. Babylon
  8. Long a-growing
Gesamtspielzeit: 49:55 min

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Armin

2018-03-14 17:32:10- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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