
Leyya - Sauna
LasVegas / UniversalVÖ: 26.01.2018
Das Leben ist ein Ponyhof
Momentaufnahme aus dem gedanklich herbeigesehnten Juli. Auf dem Bürgersteig sitzend und der sommerlichen Hitze Paroli bietend, schweifen die Gedanken und schwingt sich die Stimmung gen Zirruswolken empor. Und gerade, als endlich die Vorstellung dahinschmilzt, trotz Höchsttemperaturen den für diesen Tag anberaumten Pflichten nachzugehen, dudelt durchs geöffnete Küchenfenster eine Anmoderation aus einem Kofferradio nach draußen. Um eine Band Leyya geht es. In Österreich beheimatet, hat das elektronische Duo soeben sein zweites Album "Sauna" ausgeschwitzt. Ok, so sei es. Schultern zucken, Pflichten verwerfen und beim Genuss eines Wassereis der äußerst leichtfüßiger Popmusik auf Flipflops lauschen. Gibt Schlimmeres.
So weit die Fantasie, die aber auch bei unterirdischen Temperaturen ihre Daseinsberechtigung hat. Denn "Sauna" ist schillernd, bunt und äußerst quirlig. Schon mit dem Vorgänger "Spanish disco" konnten Leyya erste Erfolge erzielen. Nicht unwahrscheinlich, dass "Sauna" diesen Weg fortsetzt, bietet das Album einiges mehr als heiße Luft. Vielmehr gelingt es der Band, Richtung Charts zu schielen, dabei aber den Sinn für eine gewisse Eigensinnigkeit nicht zu verlieren. Beispielhaft sei hier das "Drumsolo" genannt, welches nicht nur mit dem namensgebenden Schlagzeugpart dienen kann, sondern ebenfalls mit vortrefflich groovender Alufolien-Knister-Pop-Elektronik. Simple, aber mitnichten einfältige Melodien und aufmüpfige, aber nicht wirklich aus der Reihe tanzende Arrangements aus der Beat-Boutique. Obendrauf schwebt stets die puderzuckrige Stimme von Sophie Lindinger. Gemeinsam mit dem Augenbrauen nach oben schiebenden Programmierhandwerk des musikalischen Partners Marco Kleebauer summt permanent ein Schrägheitsfaktor mit, der aber niemals den Spaß am musikalischen IKEA-Bälle-Bad auf der Strecke bleiben lässt. Leyya sprechen vom "Innovationsfaktor Naivität". Das aktuelle Album als naiv zu bezeichnen, wäre allerdings naiv.
Das live als Band aufspielende Duo mischt seinen raffiniert austarierten und leicht spinnerten Ideen-Flohzirkus ins Fell eines ansonsten flauschig produzierten Pop-Schmusetigers. Zum musikalischen Kuschelzirkus aus Pluckerbeats gesellen sich dann auch einige analoge Instrumente, darunter ein Fagott oder eine Sitar – so viel Style muss sein. Das hier Dargebotene ist immer fluffig und luftig, klopft aber dem 08/15-Reißbrett-Popsong mit kleinen Seltsamkeiten auf die Finger. Dennoch: Je länger der Aufenthalt auf dieser musikalischen Streichelwiese andauert, desto deutlicher wird: Das Leben ist eben doch ein Ponyhof.
Aber das ist in Ordnung. Schließlich sind die elektronischen Spielereien viel zu spannend, der mal verschlurfte oder auch in die Tanzmuskulatur zwickende Groove viel zu ansteckend und überhaupt die ganze Produktion dermaßen auf den Punkt, dass es wenig Grund zur Beschwerde gibt. "Solitude (I've never been fun)" blinzelt mit Melancholie unter der Tagesdecke und erinnert an die guten Zeiten von Lily Allen, und "Oh wow" stippt die sonst permanent hauchenden Stimmbänder sogar kurz in etwas Verruchtes. Mit "Heat" haben Leyya sogar einen vorprogrammierten kleinen Club-Hit mit ins Schwitzbad gebracht. Ganz am Ende könnte "We did OK" sogar fast noch als Ballade durchgehen. Letztendlich ist aber für das große Gefühl die Stimme von Lindinger zu lieblich. Und das könnte neben zahlreichen Schweiß- auch für den einen kleinen Wermutstropfen sorgen: Denn Leyya bleiben stets gefühlsmäßig an der Oberfläche, richtig ins Tiefe trauen sie sich (noch) nicht. Egal, selbst ohne Freischwimmer wird das clevere "Sauna" viele Freunde finden.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Drumsolo
- Oh wow
- Heat
Tracklist
- Sauna
- Drumsolo
- Zoo
- Candy
- Solitude (I've never been fun)
- Oh wow
- In your head
- The fall
- Heat
- Never never
- We did OK
- Zoo (reprise)
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Schigolo
2018-03-09 08:21:20
Super Album! Die werden noch groß...
Armin
2018-03-08 22:07:07- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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