Nathaniel Rateliff & The Night Sweats - Tearing at the seams

Stax / Caroline / Universal
VÖ: 09.03.2018
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

This train won't stop

Nathaniel Rateliff & The Night Sweats tourten sich einen Wolf, spielten in immer größeren Venues und robbten sich aus den Lupensuchfeldern der Festival-Slots stetig nach oben. Weil acht Kerle in Jeansjacken ein schmuckes Bild abgeben, aber vor allen Dingen, weil sie ihren rückwärtsgewandten Soul-R'n'B-Blues-Country mit Leidenschaft in Szene setzen und ihre Live-Qualitäten nicht im Verborgenen blieben. Die großen Talk-/Showmaster, Jimmy Kimmel, Conan O'Brien, Stephen Colbert und insbesondere Jimmy Fallon, dessen Lobeshymne der Band einen ordentlich Schub gab, wollten die achtköpfige Crew aus Denver, Colorado in ihren Abendsendungen sehen. Somit war klar: Der Zug der Night Sweats endet nicht. Konnte er nicht, durfte er nicht.

Lange Touren sind allerdings auch Zeiten der Entbehrungen. Umso wichtiger der interne Fugen-Kit für ein Oktett. Deshalb empfand es Rateliff als sinnvoll die Band für "Tearing at the seams" deutlich stärker als beim Debüt "Nathaniel Rateliff & The Night Sweats" in den Kreations- und Aufnahmeprozess einzubinden. Also: der 39-Jährige in einem Raum mit seinen sieben Night Sweats und Zeit zum Reinfinden, Reinfühlen, Reinsteigern, Reinhauen. Und so klingt auch der Opener "Shoe boot", als trotten alle Musiker äußerst lässig an der Einlassschlange vorbei nach und nach in das Album: Erst Drums, dann Bass, es folgen Saxophon, Trompete, Hammond-Orgel, Gitarre und schließlich Rateliff. Hat ein bisschen was von einem Jam.

Die musikalischen Koordinaten haben sich indes kaum verschoben, was aber auch nicht schlimm ist, weil ausreichend Spielraum besteht zwischen R'n'B, Soul, Americana und Country. Das als Piano verkleidete Keyboard tritt stärker bei der Melodieführung in Erscheinung, das stakkatohafte Stapfen wird ausgedünnt und anders, als vielleicht vermutet, versuchen Nathaniel Rateliff & The Night Sweats keinen zweiten Thekenhit à la "S.O.B." nachzuschieben. Im Gegenteil: Die erste Albumhälfte zeigt sich, bis auf "Be there", moderat und introvertiert, was Rateliffs Texte aber auch hergeben. Wie sagt er im Alternative-Country von "Say it louder" so schön: "Sometimes what you need is exactly what you fear." Thematisch hält der bärtige Frontmann weiter das Zepter in der Hand und schenkt uns mit "Hey mama" die sehr anrührige Konversation eines Mannes mit seiner Mutter über Auf- und Hingabe: "You ain't worked hard enough to say it ain't gonna get better."

Rateliff kann Frontsau, muss aber nicht. Manche Zeile beißt der 39-Jährige nahezu ins Mikro, im Titeltrack, beim tollen "Still out there running" oder der nicht ganz Van-Morrison-fremden Ballade "Babe I know" zeigt er zu Akustikgitarre und soulgospeligen Backing-Vocals die stimmliche Kehrseite. Dass in der Albummitte ein "Intro" auftaucht, ergibt übrigens Sinn. Denn nach "Babe I know" fühlt sich "Intro" wie ein Neubeginn an. Nathaniel Rateliff & The Night Sweats drücken aufs Gas und liefern eine brodelnde Soul-Nummer à la Sam & Dave. Beim groovenden Sommer-Track "Coolin' out" geben Lucius als Feature-Gäste den Shoop-Shoop-Chor, "Baby I lost, (but I'm going home)" wäre dann was für Tarantino. Und mit "You worry me" haben sie die perfekte erste Single ausgewählt: Aus Bass, simplen Piano-Hopsern und einem höchst infektiösen Kurz-Riff lässt sich eben auch ein Hit schnüren. Ohne Drink. Ohne "Son of a bitch". Sorgen? Unbegründet!

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hey mama
  • Intro
  • Coolin' out
  • You worry me

Tracklist

  1. Shoe boot
  2. Be there
  3. A little honey
  4. Say it louder
  5. Hey mama
  6. Babe I know
  7. Intro
  8. Coolin' out
  9. Baby I lost my way, (but I'm going home)
  10. You worry me
  11. Still out there running
  12. Tearing at the seams
Gesamtspielzeit: 46:59 min

Im Forum kommentieren

Schnarcher

2018-03-02 20:48:20

*schnarch*

Armin

2018-03-02 13:59:12- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Stephan

2018-01-10 21:21:41- Newsbeitrag

Interessiert durch die xfachen Festivalauftritte und Konzerte in der jüngeren Vergangenheit dieses Mal vielleicht ein paar mehr Leute.
Der fantastische Nathaniel Rateliff. Erneut mit seinen Night Sweats.

Neues Album erscheint am 09. März.

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