Son Lux - Brighter wounds
City Slang / UniversalVÖ: 09.02.2018
So'n Luchs!
Er fühlt sich an wie ein harter Schlag direkt in die Magengrube, der erste wirkliche Beat in "Forty screams". Der Opener des fünften Son-Lux-Albums "Brighter wounds" schleicht sich beinahe katzenartig an, geschmeidig und doch verschlagen, so faszinierend auf andere wirkend wie fasziniert von sich selbst. Und doch auch leicht verkatert: "I had wanted another world for you", singt Ryan Lott da, als wolle er sich bei seinem 2017 geborenen Sohn entschuldigen, er scheint müde und abgeschlagen zu sein. Oder gar enttäuscht? Nur langsam bemerkt man als Hörer, wie sich im Hintergrund langsam die Synthesizer erheben, wie diese offenbar so melodielose erste Hälfte abgelöst wird von geradezu beeindruckender Virtuosität. Das merkwürdige Gefühl bleibt – kann man diesem Miezekätzchen wirklich trauen?
Ryan Lott, Kopf und Gesicht des mittlerweile eigentlich zu einem Trio gewachsenen Projekts Son Lux, lässt sich eben wie die verführerischen Vierbeiner nicht in die Karten schauen und macht, was ihm gerade passt und wie es ihm gerade passt. Auf den reduziert-unheimlichen Opener folgt "Dream state", das mit Noise auftrumpft, mit verzerrten Soundspielereien, mit einer Art Gospelchor, mit einem ständigen Wechsel von Laut und Leise, Schnell und Langsam – und mit einem völlig verdrehten Ende, das irgendwie keines ist. "All directions" paart melancholische Streicher mit nervösen, alles durcheinander wirbelnden Rhythmen aus der Dose, während "Aquatic" trotz Wasserscheue alles und jeden ganz tief runter an den Meeresgrund zieht, wo alles finster ist und doch auch auf beruhigende Art und Weise still. Lott singt und haucht über das Leben, den Beginn und das Ende, und über alles mittendrin, und es klingt so schön, wie es nur einer der besten Songs einer nach wie vor unterschätzten Band sein kann.
Die friedlichen Momente sind auf dem Nachfolger des 2015er-Albums "Bones" zugegeben rar gesät. Stattdessen setzen Lott und seine beiden Mitstreiter darauf, das Fell ihrer Hörerschaft mit voller Absicht gegen den Strich zu streicheln – oder gleich über die Ohren zu ziehen. "The fool you need" gibt nicht nur oberflächlich vor, ein wirklicher Tanz-Track zu sein, sondern verwirrt dank irrer Beats und zwischendurch eingestreuter Trompete mit einem fetten, fiesen Grinsen im Gesicht. "Resurrection" ist angesichts der Weltsituation sowohl hoffnungsvoll als auch resignierend. "I'm a believer / But I'm not a fool", singt Lott und kann sich kaum zwischen Aufruf zur Revolution und Rückkehr unter die heimische Bettdecke entscheiden. Am Ende siegt das Positive: Da schreit er sich, den Himmel voller Geigen, einfach selbst in die Zukunft, direkt ins warme Licht, wo alles irgendwann, irgendwie wieder gut wird. Und wenn nicht? Dann zeigt dieser Luchs seine Krallen. Ganz sicher.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Forty screams
- The fool you need
- Aquatic
Tracklist
- Forty screams
- Dream state
- Labor
- The fool you need
- Slowly
- All directions
- Aquatic
- Surrounded
- Young
- Resurrection
Im Forum kommentieren
MasterOfDisaster69
2018-03-01 14:33:00
Als Album stark, bestimmte Songs bleiben noch nicht so recht hängen. Die Highlights, außer bei Aquatic, sehe ich eher woanders, aber egal. Muss mal sehen, das Album kann man nicht so nebenbei hören, aber denke schon eines der besseren Alben dieses noch jungen Jahres.
7.5/10
Armin
2018-02-23 20:42:22- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
vincent92
2018-02-15 07:39:17
wow, das hört sich ziemlich klasse an. sollte wahrschweinlich am 26.02. doch nach münchen fahren und sie gucken:-)
Thom
2018-02-14 22:45:34
Was great, grad auf dem Heimweg vom Konzi und noch ziemlich geflashed! Für micht ein Mix aus Radiohead (v.A. The King of Limbs), James Blake, ziemlich viel vom neuen Bon Iver und ja, auch etwas Sufjan.... sprich alles Lieblinge :-)))
Ck
2018-02-13 09:31:32
Oder auch einfach der elektronische Sufjan.
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