Creams - Olympia II

Sportklub Rotter Damm / Hidden Structures
VÖ: 02.02.2018
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Auf Bruch

"Olympia II"? Wo war denn "Olympia I"? Rätselraten ob des neuen Werkes der Leipziger Band Creams. Deren einziges bisheriges Album, das fantastische selbstbetitelte Debüt, sorgte 2016 dafür, dass auch Deutschland eine kleine Markierung auf der Shoegaze-Weltkarte mitsamt Fähnchen bekam. Der Nachfolger "Olympia II" steht dem trotz des verwirrenden Namens in nichts nach. Im Gegenteil: Das Trio rund um Sänger und Bassist Yannic Schemion überhebt sich an ihrem Zweitwerk nicht mal ansatzweise, sondern liefert erneut ein überaus souveränes Ding ab.

Ob der Titel mit der einstigen Bewerbung der Stadt Leipzig für die Austragung der Olympischen Spiele 2012 zu tun hat, ist nicht überliefert. Es spielt ohnehin bereits nach den ersten Takten keine Rolle mehr: Da erklimmt der Opener "Interception" mit viel Geschrammel und noch hektischerem Schlagzeug die Tonleiter, bis eine deutsche Neuauflage Joy Divisions gar nicht mehr so unwahrscheinlich scheint. Und auch "Deadheading", deutlich düsterer und melancholischer, wütet sich durch die gruseligsten, dunkelsten Ecken des menschlichen Gehirns und sorgt für Albtraum-Material. Aber immerhin mit astreinem Soundtrack.

Manchmal muss man jene dunklen Gedanken und Emotionen eben aufbrechen, um daraus Neues und Gutes zu erschaffen. Dann entsteht etwa so ein Stück wie "Let's go on with the game", das voller Sturm und Drang und noch dazu mit ordentlich Hit-Potenzial nach vorne durchmarschiert. Oder auch das nicht nur kühle, sondern äußerst coole "Ballad of contempt", das Mut zum Risiko beweist: Zwar deuten Creams nach einer Mini-Pause in der zweiten Hälfte an, dass sie für die verbleibenden eineinhalb Minuten noch mal richtig loslegen, verzichten dann aber kurz darauf doch auf den großen Durchbruch und lassen das Teil einfach ausfaden.

Dabei könnte man eigentlich meinen, dass die Leipziger einen gewissen Druck verspüren – so viele Bands gibt es hierzulande wahrlich nicht, die sich an der sonst immer so international produzierten Mischung aus Shoegaze, Post-Punk und Indie-Rock versuchen und sie dann auch noch beherrschen. Und dennoch: War "Creams" der erste Schritt in die richtige Richtung, geht "Olympia II" den Weg konsequent weiter. Ob völlig verstrahlt wie im brachialen und gar nicht lustigen "Fun/park" oder episch wie im opulenten und als solchen vollends gelungenen Finaltrack "Dionysus priest" zeigen Creams, dass man diese Art von Musik auch wortwörtlich in irgendeinem Leipziger Proberaum produzieren kann. Und dass Namen manchmal eben doch nur Schall und Rauch sind.

(Jennifer Depner)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Interception
  • Let's go on with the game
  • Dionysus priest

Tracklist

  1. Interception
  2. Anthropocene
  3. Fun/park
  4. Deadheading
  5. Let's go on with the game
  6. N.N.N.
  7. Trappist-1
  8. Ballad of contempt
  9. Dionysus priest
Gesamtspielzeit: 41:15 min

Im Forum kommentieren

MasterOfDisaster69

2018-02-27 18:30:32

kann man sich schon mal anhören. allerdings kommt der Sound etwas dumpf rueber (via Spotify), vielleicht liegt das aber auch an meinen Kopfhörern, die eher für Skype-Call konzipiert wurden, als für Musik-Genuss.

7/10 geht i.O.

MM13

2018-02-26 18:50:09

wieder ein klasse tip von pt,erste zwei durchgänge hinterlassen einen guten eindruck,obwohl ich eigentlich bis jetzt noch keinen einzelnen song hab der hängen bleibt,im gesamten aber passt es gut.erinnert mich vom sound her an bauhaus.

Armin

2018-02-23 20:39:10- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Forum