Rae Morris - Someone out there

Atlantic / Warner
VÖ: 02.02.2018
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Rae of light

Null Rezensionen, lediglich sechs Nennungen in den Referenzen zu anderen Künstlern: Bislang segelte Rae Morris hierzuseits unter dem Radar. Dabei schaffte sie es mit ihrem Debüt "Unguarded" 2015 gar in die Top Ten der Albumcharts ihres Heimatlandes Großbritannien. Und auch vom kritischen Feuilleton wurde ihre erste Platte mehr als wohlwollend besprochen. Mit den ersten Auskopplungen ihres Zweitlings "Someone out there" macht sie nun erneut auf sich aufmerksam. Und hey, wir haben es sogar mitbekommen! Also runter mit den Schlafmützen und rein ins Electropop-Vergnügen!

Die Singles machten nämlich schon mal Lust auf mehr, ließen Herzen höher schlagen und überzeugten auch mit schön inszenierten Videoclips. In Kontrast zu den dynamischen Vorboten startet die Platte mit einem Ruhepol: "Push me to my limit" legt als Ballade vielleicht sogar so etwas wie eine falsche Fährte, entblößt dennoch die Verletzlichkeit der Künstlerin auf überzeugende Art und Weise. Über eine reduzierte Instrumentierung singt Rachel Anne Morris, so ihr bürgerlicher Name, von menschlichen Fehlern und nicht gehaltenen Versprechen, vom Vergeben und Verzeihen und wie schwierig ebendies manchmal in der real gelebten Praxis ist. Auch das sensible "Lower the tone" geht ans emotional Eingemachte, ohne zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken. Elektronische Beats brechen die zarte Melancholie in Morris' Stimme und öffnen Hoffnungsräume. Möglicherweise wird ja doch alles gut, Rae?

Betrachtet man ihre hervorragenden Singles, glaubt man jedenfalls ganz fest daran: "Reborn" fühlt sich in seinem stoischen Minimalismus wohl, der Beat pumpt, Morris klingt so, wie Björk es täte, wäre sie nicht in Island, sondern im englischen Küstenstädtchen Blackpool aufgewachsen. "Atletico (The only one)" lässt die Sonne rein und mausert sich in seinen dreieinhalb Minuten zu einem absoluten Ohrwurm, den man nur allzu gerne spazieren trägt. Morris' Stücke leben von ihrer Reduktion aufs Allernötigste, meist braucht es nicht viel mehr als ein elektronisches Grundgerüst und ihre sympathische Stimme, um zu begeistern. Jeder Song fährt eine klare Linie, dem Zufall wird natürlich dennoch nichts überlassen.

Erst recht nicht "Do it": Ein Hit erster Güteklasse, keine Frage. Nur wird die Welt es auch merken? Morris fordert in diesem Stück, dass man die eigenen Schutzmechanismen fallen lassen sollte, sich aus der eigenen Komfortzone trauen, ruhig mal etwas wagen, auch wenn man es am Ende vielleicht bereut. Im Video dazu sieht man sie durch New York schlendern, mit einer ansteckend positiven Ausstrahlung gesegnet. Wer sich dieser entziehen kann, dem ist wohl ohnehin nicht mehr zu helfen. Und auch das abschließende "Dancing with character" kriegt man nicht so schnell aus dem Kopf, obwohl es sich doch eigentlich um einen relativ gewöhnlichen Popsong handelt. Der Unterschied zwischen generischen Chartnummern und Morris' Songs scheint irgendwo in den Nuancen zu liegen, in den Akzuentierungen, der meist zurückhaltenden musikalischen Grundierung. Ihrem Gesang. Ein Adjektiv zum Schluss? Erfrischend.

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Atletico (The only one)
  • Do it
  • Lower the tone

Tracklist

  1. Push me to my limit
  2. Reborn
  3. Atletico (The only one)
  4. Do it
  5. Wait for the rain
  6. Lower the tone
  7. Physical form
  8. Dip my toe
  9. Someone out there
  10. Rose garden
  11. Dancing with character
Gesamtspielzeit: 41:48 min

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Armin

2018-02-08 20:34:09- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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