
Blindsmyth - Blind
Cosmic Society / A45VÖ: 09.02.2018
Betonseele
Auf die Idee, minimalistische Elektronik mit Elementen des Soul zu kombinieren, sind schon andere gekommen. Gerade in den letzten Jahren haben sich Künstler wie James Blake und SOHN mit fantastischen Alben in Herzen und Playlists gespielt. Der studierte Produzent Simon Schmidt ist dennoch der Ansicht, dass es noch Raum für Neues gibt. Unter dem Pseudonym Blindsmyth veröffentlicht er mit "Blind" ein Werk, das sich vor den großen Vorbildern nicht zu verstecken braucht. Schuld daran ist primär, dass Schmidt sich zwar an gängigen Sounds und Trends orientiert, in der Summe jedoch eine ganz eigene Klangsprache findet. Seine Tracks sind klar strukturiert und vor allem grandios ausproduziert, wodurch "Blind" eine ebenso homogene wie mitreißende Angelegenheit wird.
Dass der Musiker sich derzeit in Berlin als DJ verdingt, hört man seinem Debüt deutlich an. Die einzelnen Tracks gehen fließend ineinander über und viele der Beats sind im Deep House verwurzelt. Dies macht die Songs nicht nur tanzbar, sondern auch empfänglich für raumgreifende Spannungsbögen. "Lucid sky" beginnt beispielsweise als pumpende House-Nummer, ehe sich mehr und mehr flächige Elemente hinzugesellen. Gegen Ende beginnt Blindsmyth, das Gesamtprodukt genüsslich zu dekonstruieren. Eine besondere Rolle spielt auf "Blind" die Stimme des Komponisten. Ähnlich wie Kollege Blake setzt Schmidt sein Organ als Instrument ein. Gesungenes wird so lange mit Effekten versehen, bis es völlig im Mix aufgeht.
In "Wacklige Brücken" überlagern sich mehrere Gesangsspuren, lange Zeit ist nicht klar, ob nun das Instrumental oder die Stimme im Vordergrund steht. Ein stetes Auf und Ab der Emotionen sorgt für ein angenehmes Gefühl der Beklommenheit. Das Tempo ist hierbei überwiegend im mittleren Bereich angesiedelt, nur "Traffic lights" hat es eiliger. Der wendungsreiche Track kreist um einige dissonante Synthie-Figuren, mündet nach einer grandiosen Steigerung im Mittelteil jedoch in ein karg pumpendes Finale. Die Sounds, derer sich Blindsmyth bedient, sind überwiegend analogen Ursprungs, wodurch sich zu der meist tristen Klangästhetik eine Spur menschlicher Wärme gesellt. Besonders die Ausflüge in Dub-Gefilde hinterlassen diesbezüglich Eindruck.
Ein gewisser Hang zur Romantik ist Schmidt dennoch nicht abzusprechen. "Blätterrascheln" basiert auf einer Klaviermelodie und setzt die computergenerierten Beats als bewussten Kontrast zum aufkeimenden Idyll ein. Schließlich bleibt nichts übrig außer verrauschtes Vogelgezwitscher. Bei aller Liebe zu solchen Momenten der Harmonie bleibt die Musik jedoch überwiegend düster. Das Alleinstellungsmerkmal von Blindsmyth ist sicherlich die Tatsache, dass selbst den technoiden Momenten viel Seele innewohnt. Selbstverständlich ist bei der Verwendung solch großer Begriffe Vorsicht geboten: Gerade bei abstrakterer elektronischer Klangkunst ist die Gefahr der Überinterpretation stets präsent. Umso angenehmer ist es, dass Blindsmyth sich um derlei Gehirnverrenkungen nicht zu scheren braucht. Seine Musik spricht für sich.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Wacklige Brücken
- Lucid sky
- Blätterrascheln
- Traffic lights
Tracklist
- Wacklige Brücken
- Beyond retrieval
- Lucid sky
- Stuck
- Blätterrascheln
- Traffic lights
- Eremit
- Blind
- Mesmerized
- Secret walls
Im Forum kommentieren
claudischraubi
2018-02-06 19:23:32
whoohooo ich kanns kaum erwarten!
Lisapisa
2018-02-03 13:33:47
also Stuck klingt vielversprechend, ich bin gespannt auf das Album
Sabine
2018-02-02 16:21:35
Die Videos sind super und freue mich auf das Album.
habe Blindsmyth schonmal live auf der Fusion gesehen, Hammer! Bin auf jeden Fall wieder am 9.2 in Berlin im Beate Uwe dabei. bis dann!!
Paul B.
2018-02-02 16:16:10
Geil, geil, geil. Freshe Mukke! Very nice!
Gast.
2018-02-01 22:13:18
Die Mukke ist gut, leider versaut er alles durch den miesen Gesang. Weg damit.
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- Blindsmyth - Blind (6 Beiträge / Letzter am 06.02.2018 - 19:23 Uhr)