
Kyle Craft - Full circle nightmare
Sub Pop / CargoVÖ: 02.02.2018
Die dunkle Seite der Nacht
Huch, was ist denn da los? Da war Kyle Craft zur Veröffentlichung seines 2016er-Debüts "Dolls of Highland" noch ein Blondschopf, der zugegebenerweise etwas bedröppelt vom Cover blickte, und jetzt ziert seinen Kopf schon eine pechschwarze Emo-Frise. Klar, warum auch nicht. Die Haupt-Sache ist hier schließlich nicht die Hauptsache, auf den Inhalt kommt es an, und der ist bei Craft abermals spannend. Denn erneut bewegt sich der mittlerweile 29-Jährige auf mal folkigen, mal auf geradezu glam-rockigen Pfaden, und beides immer mit der notwendigen Konsequenz. Vom Liebeskummer- und Auszugs-Werk "Dolls of Highland" geht es mit dem Nachfolgewerk "Full circle nightmare" zudem auch noch mal den einen oder anderen Zentimeter tiefer ins Seelenleben des gebürtigen Südstaatlers.
Statt tief rein geht er aber erstmal aus sich raus: Der Opener "Fever dream girl" stampft vollkommen aufgeheizt und offenbar von intensiven wie bewusstseinserweiternden Eindrücken gedrängelt auf dem Boden auf, bis die Wände wackeln und die Erde bebt. Fast versteckt im Hintergrund twangt sich eine Gitarre durchs Partygewirr, das Schlagzeug dreht komplett durch und wenn man sich trotz dieser Irre einmal kurz konzentrieren kann, erinnert Craft fast ein bisschen an Meat Loaf in den Siebzigerjahren. Fast. Denn obwohl sich das Styling mittlerweile geändert hat und der längst in Portland lebende Craft noch ein junger Hüpfer ist, hat er längst seine Linie gefunden. Genau dieser bleibt er glücklicherweise auch auf "Full circle nightmare" treu, sei es im sich langsam aufbauenden Retro-Folk-Rock von "The rager" oder im regelrecht ausschweifenden, großspurigen und höchst amüsanten Theater von "Fake magic angel".
Überhaupt ist die große Kyle-Craft-Show einen Besuch allemal wert. Wenn nachts die Dunkelheit einbricht und die Straßen leergefegt sind, kommt eine verrauchte Kneipe mit ihm am Bar-Piano gerade recht. Da gibt es nicht nur volle und leere Gläser, sondern hier und da sogar auch ein paar Bläser, etwa im pompösen "Heartbreak junky", das beweist, dass sogar Leiden und Herzschmerz mit Partyhut irgendwie erträglicher werden können. Oder das auf dem Lautstärkeregler rauf- und runterkletternde "Exile rag", das zudem mit einem astreinen Gitarrensolo aufwartet, während "Bridge City rose" lieber auf einen beherzten Griff an den Brustkorb und die große, dramatische Geste setzt. Es ist wie immer: Mit Konfetti ist alles halb so wild, und selbst die dunkelste Nacht – oder Frisur – blitzt mit etwas Glitter ein ums andere Mal auf. Manche Dinge ändern sich dann eben doch nie.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Heartbreak junky
- The rager
- Exile rag
Tracklist
- Fever dream girl
- Full circle nightmare
- Heartbreak junky
- The rager
- Exile rag
- Belmont (One trick pony)
- Slick & Delta queen
- Fake magic angel
- Bridge City rose
- Gold calf moan
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Armin
2018-01-25 21:20:40- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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