WhoMadeWho - Through the walls
Embassy Of Music / WarnerVÖ: 19.01.2018
Die Gesichter einer Band
Man kann kaum genug erwähnen, was für eine tolle Liveband WhoMadeWho sind. Unbändig und energiegeladen verausgaben sich die drei Dänen, während sie ihre elektropoppigen Studiokreationen weitgehend nur auf Gitarre, Bass, Schlagzeug und jede Menge Schweiß herunterbrechen, hier und da eine Jam-Passage einstreuen oder alte Songs und Fremdkompositionen mal ganz umkrempeln. Und das Publikum völlig geplättet zurücklassen. Da sie 2018 auch in Deutschland auf Tour sind, muss an dieser Stelle die Empfehlung ausgesprochen werden: Hingehen! Aber wir verhandeln ja eigentlich an dieser Stelle das mittlerweile siebte Studioalbum "Through the walls", welches nach dem Hören unweigerlich den Schluss aufdrängt: WhoMadeWho sind auf Platte eine völlig andere Band. Zumindest mittlerweile. Denn während vor einigen Jahren mit den Geschwisteralben, dem düsteren, schwierigeren "Knee deep" und der schwungvollen Hit-Maschine "Brighter", der Höhepunkt des Schaffens bis dato erreicht wurde, scheint sich das Trio seitdem musikalisch zurückzuziehen.
"Through the walls" führt in dieser Hinsicht den Trend fort, der auf "Dreams" zaghaft begonnen hatte und mit der EP "Ember" vollends eingeläutet wurde. Nach vorne geht hier fast gar nichts. Selbst die Single "Dynasty", einer der flotteren und überzeugendsten Songs hier, wirkt im Vergleich zu älteren Auskopplungen à la "Inside world" oder "The morning" wie Lounge-Beschallung. In welche das beatlose "Belong" oder der bereits an die Minimalisten Pantha Du Prince oder The Field erinnernde Closer "Keep on" vollends eintauchen. Schlecht ist das keinesfalls, auch auf Beinahe-Ambient-Terrain beweisen WhoMadeWho ihr Geschick, schaffen angenehme Klanglandschaften und verstehen die Kunst des subtilen Spannungsbogens. Es bleibt alles eine Frage der Erwartung. Denn mit einer hübschen Melodieführung und einer guten dynamischen Entwicklung vermisst man die Ausraster tatsächlich umso weniger, wie das schlendrige "Goodbye to all I know" zeigt.
Dennoch horcht man auf, wenn "Through the walls" etwas mehr auf die Tube drückt. Etwa im Titeltrack mit Gastvokalistin Nina Kinert, wenngleich der Refrain noch eine Portion Gewitztheit vertragen hätte. "I don't know" präsentiert indes erfolgreich die bandeigene Interpretation von Trap-Musik. WhoMadeWho ist demnach auch nicht wirklich ein Vorwurf zu machen, wenn sie das tun, worauf sie Bock haben. Auch wenn dies ab und zu mal leicht zu lang geratene Plätschereien sind – zumindest hätte "If this is your love" keine sechs Minuten Spielzeit abbekommen müssen. Gemein ist es aber höchstens für Kenner der Truppe, wenn in "Surfing on a stone" fieserweise der Bandklassiker "Every minute alone" angetäuscht wird, aber das Trio anstelle des dortigen Ausbruchs die Abfahrt in Richtung Easy Listening nimmt. WhoMadeWho liefern weiterhin gehobenen Standard. Man muss nur akzeptieren, dass bei "Through the walls" nicht wirklich Wände durchbrochen werden und der Putz dort bleibt, wo er ist. Wem das nicht gefällt, dem bleibt ja immer noch das schweißtreibende Vor-Ort-Erlebnis.
Highlights & Tracklist
Highlights
- I don't know
- Goodbye to all I know
- Funeral show
Tracklist
- Neighbourhood
- Crystal
- Dynasty
- I don't know
- Putpie
- Goodbye to all I know
- Through the walls (feat. Nina Kinert)
- Belong
- Funeral show
- If this is your love
- Surfing on a stone
- Keep on
Im Forum kommentieren
Felix H
2018-03-19 09:40:09- Newsbeitrag
Felix H
2018-03-08 13:54:08
Live waren sie in Berlin übrigens immer noch Bombe. Da funktionierten die neuen Stücke, die sie gespielt hatten, auch ohne Einschränkung und wie sie die älteren variieren, ist eh groß.
Mister X
2018-02-06 14:42:51
6+3 meint ihr wohl. was fuer eine tolle platte. melodien bei denen man einfach mittanzen will. kratzt an der 9
Armin
2018-01-11 21:30:31- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Felix H
2017-11-03 19:55:51
Als WhoMadeWho Mitte der 2000er ihr erstes Album "Space For Rent" veröffentlichten
War die erste Single, das erste Album war selbstbetitelt. Abgesehen davon, dass die Band nie "an der Spitze" irgendeiner Bewegung stand...was für ein komischer Text.
Sind zum Glück live noch eine Bank, freue mich deshalb auch auf Berlin.
Im Studio bockte mich "Dreams" leider nur vereinzelt und die letzte EP gar nicht. Der neue Track ist auch lahm.
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