Tyler Childers - Purgatory
Hickman Holler / Thirty Tigers / Al!veVÖ: 05.01.2018
Westernromantik
Falls sich jemand schon einmal die Frage gestellt hat, wie die Musik eines jungen Mannes klingt, der in einer Blue-Collar-Familie aus Kentucky aufwuchs, mit 13 Jahren zu den Platten der Drive-By Truckers Gitarre spielte und das College zugunsten seiner eigenen Songs abbrach, um letztlich ein von Johnny Cashs Engineer produziertes Album aufzunehmen, dann ist "Purgatory" von Tyler Childers die Antwort. Mit näselnder und kratzender Stimme singt da ein Kerl mit dem Gestus eines Cowboys von "Feathered indians" oder einer "Honky tonk flame" und gibt dabei den alten Bluegrass-Mustern ordentlich Zucker.
Ja, "Purgatory" beschreitet die Country-Pfade sehr offen und so breitbeinig wie jemand, der stundenlang auf einem Gaul durch den Westen geritten ist, ohne auch nur eine Sekunde lang die eingeschlagene Richtung zu verlassen. Dafür macht aber schon der Opener "I swear (to God)" so viel Spaß, dass man gar nicht anders kann, als sich einen Grashalm in den Mundwinkel zu stecken und freudig mitzuschunkeln. "Tattoos" und "Lady May" hingegen fühlen sich am Lagerfeuer am wohlsten, während "Born again" die Tür zum Saloon weit aufstößt und nicht zuletzt bei "Banded clovis" würde es nur wenig wundern, wenn von irgendwoher ein einsamer Strohballen über die Straße wehte. Selbst wenn ein paar Country-Liebhaber zum flotten Titeltrack vor lauter Freude mit ihren Colts in die Luft schießen würden, dürfte man sich wohl kaum verblüfft die Augen reiben.
Childers greift die Country-Versatzstücke zwar auf und verwebt diese zu einem sehr launigen Soundteppich, glücklicherweise belässt er es aber nicht beim reinen Abhaken sämtlicher Genre-Klischees. Denn der 26-Jährige hat durchaus frische Geschichten zu erzählen, die er in alte Gewänder steckt. "Same ol' blues / Just a different day" heißt es zwar im starken "Whitehouse road", doch zeichnet "Purgatory" auch ein Portrait des modernen Kentucky, dessen junge Helden sich mit Religion abmühen und sich nicht so recht entscheiden können, ob sie einfach wie ihre Väter den Weg der Arbeiterklasse oder doch einen anderen beschreiten sollen. In diesem Entscheidungsprozess verschwenden sie ihre Zeit mit Drogen und haben dabei unverschämt viel Spaß, obwohl das nächste Tief nur einen Steinwurf weiter liegt. Wenn man sich jedoch einfach zurücklehnt, "Purgatory" einlegt und auf Play drückt, verschwendet man ganz sicher weder seine Zeit, noch benötigt man Drogen, um unverschämt viel Spaß zu haben.
Highlights & Tracklist
Highlights
- I swear (to God)
- Whitehouse road
- Purgatory
Tracklist
- I swear (to God)
- Feathered indians
- Tattoos
- Born again
- Whitehouse road
- Banded clovis
- Purgatory
- Honky tonk flame
- Universal sound
- Lady May
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Armin
2018-01-03 21:43:55- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- Tyler Childers - Purgatory (1 Beiträge / Letzter am 03.01.2018 - 21:43 Uhr)