AFI - Sing the sorrow

Dreamworks / Universal
VÖ: 28.04.2003
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Sorgenkinder

Man will jetzt ganz groß raus. Nein, nicht nur ein kleines bißchen. So richtig mit Schmackes! Also hält man sich nicht mehr mit dem konservativen Kinderkram auf, sondern schreibt jetzt Hymnen. Man läßt diese von Butch Vig (Nirvana) und Jerry Finn (Blink 182) produzieren. Ist das alles? So seltsam es klingen mag: Ja. Es hat sich bei AFI alias A Fire Inside wohl ausgehoppelt in den Untergründen. Ein für allemal. Ambitionen, Ambitionen, Ambitionen. Durchaus nicht unberechtigt. "Sing the sorrow", und das doch bitte ganz, ganz laut!

"Love your hate, your faith lost / You are now one of us". Beschwörungsformeln, ohne Umkehrparabel. Die Herzen glühen, sogar noch bevor AFI so richtig in Fahrt gekommen sind. Sowas nennt man wohl Intro. Oder Aperitif. Schlagzeugsalve um Schlagzeugsalve hämmert sich der Chorus durch den Äther. Und trifft dort, wo es weh tut. Punkrock-Propaganda. Ein Pit, eine Show, eine Band. AFI nämlich.

Die Fäuste sind in die Höhe gestreckt, das alte Feuer mit neuem Zunder entfacht. "I'd show a smile / But I'm too weak". Zauberwort: Selbst- reflexion. In rauhen Mengen. AFI suhlen sich in den dunkelsten Abgründen ihrer selbst. Dunkelheit. So viel Dunkelheit. So viele Schatten. Wenn Ungleichgewichte alles zunichte machen, erschallen die Choräle um so intensiver. "Poisoned hearts will never change." Für solche Erkenntnisse braucht es einen "Leaving song". Und AFI sowieso.

Mit den "Paper airplanes (Makeshift wings)" geht es in luftigste Höhen, in denen die Zeit stillzustehen scheint. Für immer und ewig. Ist das nicht ein wenig hochtrabend für einen Punkrocksong? So ein klein wenig? Nicht bei AFI. Nicht auf dieser Scheibe. Die stapeln zwar hoch, fallen aber niemals tief. Welten brauchen Melodien. "Give me something / Give me someting / Give me something real". Definitiv. "AFI haben mich schlicht umgeblasen! Eine solche Energie habe ich seit Nirvana nicht mehr gespürt", adelte Produzentenguru Butch Vig nach den Sessions seine Schützlinge. Und liegt damit gar nicht allzu falsch.

Zeile um Zeile, Riff um Riff fräsen sich AFI ihren Weg zu vergifteten Herzen. Die wissen genau: Home is where your heart is. Doch selbst dazu finden AFI die Gegenthese: "...But home is nowhere". Beängstigend: Man nimmt ihnen das ab. Einfach so. Und während in Hollywood das nächste Dutzend an Happy Ends abgedreht wird, fällt bei AFIs "Sing the sorrow" ein schlichter Vorhang. Pechschwarz und brandgefährlich.

(Sven Cadario)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Dancing through Sunday
  • Death of seasons
  • Paper airplanes (Makeshift wings)
  • This celluloid dream

Tracklist

  1. Miseria cantare (The beginning)
  2. The leaving song Pt. 2
  3. Bleed black
  4. Silver and cold
  5. Dancing through Sunday
  6. Girl's not grey
  7. Death of seasons
  8. Great disappointment
  9. Papier airplanes (Makeshift wings)
  10. This celluloid dream
  11. The leaving song
  12. ...But home is nowhere
Gesamtspielzeit: 56:02 min

Im Forum kommentieren

fakeboy

2021-01-15 10:37:31

Ist er das? Schau bspw. mal hier:
https://www.altpress.com/features/rising-pop-punk-bands-in-every-state/

javra

2021-01-14 22:55:25

Krass, wie sehr Pop Punk auch der guten Sorte wie hier komplett verschwunden ist...

eric

2020-05-03 15:13:53

Tolle, irgendwo auch mutig-konsequente Platte. Heute klingt sie dennoch ein bisschen wie aus der Zeit gefallen. Schöne Thread-Diskussion damals! =)

Affengitarre

2020-05-03 00:23:51

Ich liebe das Album ja so sehr. Der Vorgänger war schon stark, mir aber noch zu punkig, der Nachfolger, naja, sehr durchwachsen. Hier stimmt aber alles, Davey Havoks emotionaler Gesang, dazu catchige, kraftvolle und packende Songs. Wobei ich zugeben muss, dass ich das aufgeblasene Intro meistens skippe. :D

Bubbleman

2010-09-24 00:38:49

AFI ist das nicht die Zweitband von Campino?

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