Crepes - Channel four

Deaf Ambitions / Spunk / Indigo
VÖ: 05.01.2018
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Wintersommerwende

Was treibt wohl fünf australische Twentysomethings dazu, ihr luftig nostalgisches Bandprojekt ausgerechnet nach französischem Süßteig zu benennen und dazu auf dem Cover des eigenen Albums niemand Geringerem als den Beatles nachzueifern? Willkür ist es jedenfalls nicht, wabert der Vintage-Duft doch eher deftig als subtil durch jede der zehn elegischen Gitarrenpop-Nummern auf "Channel four". Auch Frontmann Tim Karmouche gesteht im Interview einen persönlichen Hang zum zeitlosen 70er-Flair ein, das Crepes behutsam für ihre Hommage bemühen. Karmouches lasziver, säuselnder Gesang erinnert dabei ein ums andere Mal an Julian Casablancas oder Mac DeMarco und schlängelt sich gekonnt durch eine milde Sound-Lounge aus Retro-Keyboard, federndem Bass und sommerlichen Gitarrenakkorden. Der jahreszeitliche Sprung nach Down Under macht sich hier sofort bemerkbar.

Wer die flirrende Hitze in der eigenen Dachgeschosswohnung wirklich vermisst, wird in Karmouches psychedelischem Gesangsmantra also einen von fünf Freunden finden. Dass Crepes in der Vergangenheit bereits mit den nimmermüden Psych-Größen King Gizzard And The Lizard Wizard tourten, scheint sich sowohl teilweise im Sound als auch in der bandeigenen Kompositionsmaxime bemerkbar zu machen. "Channel four" überzeugt nämlich nicht nur mit klassischen Hits wie "Four years time" oder der am offenkundigsten per prägnanter Bassline inklusive Mitsingrefrain mit den Beatles flirtenden Single "Mild conversation". Besonders die eher von Dream-Pop und Psychedelia beeinflusste zweite Albumhälfte sorgt dafür, dass ein durchweg solider und wunderbar milchiger Gesamteindruck entsteht.

Karmouches Lyrics behandeln dabei stets süffisant und mit einem Hauch Selbstironie die altbekannten Evergreens des Jungseins: Liebe, Nihilismus, Nostalgie, Träume. "'Cause that's the trouble with dreams – they're only dreams" heißt es etwa ebenso nichts- wie vielsagend bei "In a dream". Eine Feststellung, die ihre Schlussfolgerung bereits auf dem vorangegangenen "Getting lost" feiert: "Getting lost is my only desire". Wem das dann doch zu viel Schmalz ist, der bekommt mit dem Titeltrack immerhin eine kosmische Synthieballade vorgesetzt, die gänzlich auf Text verzichtet und damit sicher bald die eine oder andere neualte Kneipen-Jukebox ihr Zuhause nennen darf.

So bedienen sich Crepes auf ihrem Longplay-Debüt zwar absoluter Nischenmusik und es bleibt nicht immer ganz einfach, einen echten Kontrast zu ihren namhafteren Brüdern im Geiste festzustellen, die momentan zuhauf durch die alternative Musiklandschaft flanieren – wer aber so wunderbar offenherzig mit den eigenen Einflüssen umgeht wie das Quintett aus Melbourne, sollte dafür allerhöchstens ein Achselzucken und keine Kritik erfahren. Danken darf man jedenfalls viel eher – für authentische und kurzweilige Roadtrip-Nostalgie beim Blick hinaus in den Dezembergraupel. Und vielleicht ist mit jenem kurzweiligen Genuss dann auch schon jeglicher Instinkt hinter der kuriosen Namensgebung absolut hinreichend aufgeklärt. Bon appétit.

(Robin Hartmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Mild conversation
  • Four years time
  • In a dream

Tracklist

  1. 9-5 Summer breakers
  2. Mild conversation
  3. Tough
  4. Four years time
  5. Getting lost
  6. In a dream
  7. Sexyland
  8. I'm fallin' in
  9. Channel four
  10. Forgetting something
Gesamtspielzeit: 36:18 min

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Armin

2018-01-03 21:44:06- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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