Benny Andersson - Piano
Mono / Deutsche Grammophon / UniversalVÖ: 29.09.2017
Ein E für ein U
Nein, ihn muss man wahrlich nicht mehr vorstellen. Zumindest niemandem, der die letzten Jahrzehnte nicht in völliger Isolation verbracht hat. Doch natürlich ist Benny Andersson weniger bekannt für seine Restaurants oder ähnliche unternehmerische Tätigkeiten, die einem bei einem Reinvermögen von geschätzten 150 Millionen Euro so einfallen. Nein, natürlich ist die Rede vom schwedischen Nationalheiligtum Benny, einem der Bs in ABBA, einer der wohl bekanntesten Formationen, die dieser Planet je erlebt hat. Ob man sie nun mag oder nicht. Was noch mehr für ihn, aber auch für die drei Ex-Kollegen spricht: Jegliche Anfrage nach einer Reunion wird entspannt, aber konsequent weggelächelt. Obwohl geradezu groteske Summen, man munkelt von bis zu einer Milliarde Dollar, bereits im Raum standen. Dennoch ist der 71-Jährige Andersson nicht eben unproduktiv, auch wenn er damit kokettiert, er könne überhaupt keine Pop-Songs mehr schreiben. Täte er es doch, klänge es wie ein Pop-Song aus den Siebzigern, so der Schwede. Nun ja.
Obwohl nun aber seine Position bei ABBA auf der Bühne die hinter dem Klavier war, müssen eingefleischte Fans jetzt ganz tapfer sein. Diese Platte heißt "Piano". Nicht etwa "Benny Andersson plays ABBA on piano". Will sagen: Es ist eine handverlesene Auswahl von Songs und Kompositionen aus Anderssons Feder. Andersson selbst. Und ein Klavier. Eine Werkschau also über die Karriere des Schweden, dessen Arbeitsnachweis viel mehr umfasst als fluffig-tanzbaren Pop, von ihm selbst brutalst auf die Essenz heruntergestrippt, ohne jeglichen Pomp. Was bedeutet, dass "Piano" eben gerade nicht zum fröhlichen Nebenher-Trällern einladen will, sondern Aufmerksamkeit fordert, wie es solcherlei Klänge üblicherweise halt tun. Das bedeutet konsequenterweise allerdings auch, dass gerade einmal sechs von 21 Titeln von ABBA selbst stammen – und auch diese sind nicht etwa die allseits bekannten Gassenhauer, sondern eher Abseitiges wie das für den damaligen Fangeschmack seltsame, aber nicht weniger brillante "The day before you came". Lediglich "Happy new year" und vor allem "Thank you for the music" gehören auch bei ABBA-Agnostikern zum Allgemeinwissen.
Nicht minder spannend sind ebenfalls sechs Bearbeitungen von Songs aus "Chess" – einem Musical, das zwar mit "One night in Bangkok" einen veritablen Single-Hit enthielt, an den großen Bühnen jedoch gnadenlos durchfiel. Künstlerpech halt. Doch wie erwähnt, ist Anderssons Werk durchaus facettenreich, und so befinden sich auf "Piano" so vermeintlich schräge Kompositionen wie zwei Songs des Benny Andersson Orchestra, mit dem er sich an schwedischer Volksmusik versuchte, aber auch Auftragsarbeiten wie das tief melancholische "Tröstevisa" oder "En skrift i snön", das zur Einweihung der höchst spektakulären Orgel im Konzertsaal "Acousticum" im schwedischen Piteå uraufgeführt wurde.
Und doch – oder vermutlich gerade deshalb – muss man sich auf "Piano" einlassen. Die Hardcore-ABBA-Fans dürften Sturm laufen, weil ja dieses Geklimper nichts mit den geliebten Songs zu tun hat. Ungeachtet der Tatsache, dass die meisten Stücke an eben jenem Klavier entstanden sind. Und die Fundamentalisten der E-Musik lehnen vermutlich das Gesamtkonzept rundheraus ab. Klar, Andersson ist kein Lang Lang oder Horowitz. Was die Spieltechnik angeht, dürfte so mancher Konzertpianist milde lächeln. Doch beide Fraktionen unterschätzen die ganz große Stärke des Schweden, die sich auch über die komplette Spieldauer dieses Albums zieht. Und das sind die großen Melodien, die Harmonien, die Arrangements. Qua Instrumentierung mag dies auf "Piano" ein wenig zu kurz geraten sein. Doch Anderssons Songs haben Seele, sind nie technokratisch. Gehen genau deshalb unter die Haut, wenn man sie denn lässt. Für einen Künstler, der nach eigenem Bekunden noch nie Noten lesen konnte, ist das umso beachtlicher. Auch wenn der ewige Streit zwischen den anscheinend unversöhnlichen Blöcken E- und U-Musik nicht leiser wird, sind Anderssons Verdienste um die Musik nicht hoch genug einzuschätzen. Thank you for the music.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Thank you for the music
- Chess
- The day before you came
- Tröstevisa
Tracklist
- I let the music speak
- You and I
- Aldrig
- Thank you for the music
- Stockholm by night
- Chess
- The day before you came
- Someone else's story
- Midnattsdans
- Målarskolan
- I wonder (departure)
- Embassy lament
- Anthem
- My love, my life
- Mountain duet
- Flickornas rum
- Efter regnet
- Tröstevisa
- En skrift i snön
- Happy new year
- I gott bevar
Im Forum kommentieren
Armin
2017-12-20 20:46:20- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Armin
2017-08-18 18:25:17- Newsbeitrag
BENNY ANDERSSON veröffentlicht "Piano" Album am 29.09.2017
ABBA-LEGENDE BENNY ANDERSSON NIMMT ERSTMALS EINE PERSÖNLICHE AUSWAHL SEINER GRÖSSTEN HITS AUF DEM PIANO AUF
Liebe Medienpartner,
als Hauptsongwriter für ABBA war er für unzählige Nr. 1-Hits verantwortlich, durch die das Kultquartett in Rekordgeschwindigkeit zu einer der erfolgreichsten Formationen des 20. Jahrhunderts avancierte; ein globales Pop-Phänomen, das mit seinen Evergreens perfekt den Zeitgeist einer Ära einfing und bis heute ganze Hörer-Generationen rund um den Planeten begeistert.
Nach fast einer halben Milliarde weltweit verkaufter Tonträger und unzähligen Gold- und Platin-Awards präsentiert sich der schwedische Musiker, Komponist und Produzent nun auf „Piano“ erstmalig von einer völlig anderen Seite.
Schon in jungen Jahren brachte sich Benny Andersson selbst das Klavierspielen bei; die Ausgangsbasis sämtlicher großer Welthits aus der Feder des mittlerweile 70-jährigen Autodidakten, der mit seinem neuen Soloalbum nun wieder zu seinem musikalischen Ursprung zurückkehrt: Dem Flügel. Auf „Piano“ gibt sich Andersson pur und unverfälscht; ein Maestro der leisen Zwischentöne, der auf seinem Fazioli-Klavier aufs Nötigste reduzierte und hoch fragile Kompositionen darbietet: Melodie, Harmonie und Rhythmus – die drei Eckpfeiler in Anderssons Musik. Je einfacher und reduzierter, desto besser.
Neben Solostücken wie „Embassy Lament“ oder „Midnattsdans“ entblättert Benny Andersson auch erstmals ein Song aus seinem „Chess“-Musical sowie ausgewählte Hits aus dem ABBA Repertoire bis auf ihre DNA und verleiht Evergreens wie „Thank You For The Music“ oder „Happy New Year“ eine nie gekannte, klassische Strahlkraft. Ein Glanz, in dem sowohl seine Liebe zu Johann Sebastian Bach, als auch zur schwedischen Volksmusik, dem Kabarett, dem Musical, der Oper und der Popmusik spürbar ist. „Interpretationen voller ungekünstelter Reinheit, die ohne jeden überflüssigen Schnörkel arrangiert wurden. Weltberühmte, beliebte Stücke, die uns in einer nie da gewesenen Direktheit berühren“, so Andersson über sein Werk. Benny Andersson hat auf seinem am 29. September erscheinenden Album erstmalig seine persönliche Auswahl von ABBA-Hits und weiteren Werken, wie das berühmte Musical Chess, auf Klavier neu komponiert und eingespielt.
Entstanden sind kleine, elegante Piano-Balladen zwischen Piano-Bar und Neoklassik, die sowohl die Herzen eingefleischter Klavierliebhaber, als auch die leidenschaftlicher Popfans höherschlagen lassen!
"Piano" erscheint am 29.09.2017 bei Deutsche Grammophon/Universal Music.
https://DG.lnk.to/andersson-piano
Trailer video:
Tracklisting:
1. I Let The Music Speak
2. You And I
3. Aldrig
4. Thank You For The Music
5. Stockholm By Night
6. Chess
7. The Day Before You Came
8. Someone Else’s Story
9. Midnattsdans
10. Målarskolan
11. I Wonder (Departure)
12. Embassy Lament
13. Anthem
14. My Love, My Life
15. Mountain Duet
16. Flickornas Rum
17. Efter Regnet
18. Tröstevisa
19. En Skrift I Snöen
20. Happy New Year
21. I Gott Bevar
Talentierter Bursche.
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- Benny Andersson - Piano (2 Beiträge / Letzter am 20.12.2017 - 20:46 Uhr)