Kristin Hersh - The grotto

4AD / Beggars / Zomba
VÖ: 17.03.2003
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Höhlengesänge

Kristin Hersh scheint momentan ein kreatives Hoch zu haben: Ihr Output an Songmaterial reicht nicht nur für eine Wiederauferstehung der Throwing Muses, sondern auch noch für ein reguläres Soloalbum. Im Gegensatz zu den rauhen, wilden Klängen der Muses bezeichnet Hersh im Alleingang allerdings die verträumten, rein akustischen Akkorde als ihr Tagesgeschäft. Diese Betrachtungsweise ist recht bemerkenswert. Sinnieren über das eigene Leben - Familie eingeschlossen - erscheint eher als Aufgabe für das Tagebuch. "And then he throws me away" - ob dies Lieder sind, die Gründe angeben, warum Hersh bei ihrer Familie verbleibt, kann wohl nur Hersh selber beurteilen.

Das Ganze wird natürlich wie immer mit großer Intensität und Tiefe präsentiert, die umso erstaunlicher sind, als sie zu gleichen Teilen die schon immer beeindruckende Stimme Hershs als auch die überwiegend reinen Melodien der Akustischen betreffen. Das meist langsame Gezupfe ist dabei der perfekte Boden für den zwischen Sanftheit und Manie wechselnden Gesang. Nur ein verträumtes Klavier und ab und zu eine einsame Violine sorgen für die seltene klangliche Abwechslung. Die Instrumentierung auf "The grotto" ist ziemlich überschaubar.

Ganz offensichtlich hat sich Hersh das Ausleben der rauheren Momente diesmal für das neue Throwing Muses-Album aufgehoben. Gab es auf dem letzten Album "Sunny border blue" noch geradezu erstaunliche Abweichungen vom reinen Singer-/Songwriter-Ansatz, ist "The grotto" wieder deutlich näher am "Sky motel". Die unglaublichen Songwriting-Qualitäten, die etwa "Silver sun" mit seinem Schwanken zwischen depressiver Moritat und lebendiger, sehnsuchtsvoller Aufwallung zeigt, drohen mittlerweile jedoch zum Teil in der instrumentellen Einöde zu verenden.

So finden sich recht viele Stücke wie etwa "Vitamine V", die durch die extreme Konzentration auf Stimme und Gitarre sowie die mittlerweile sattsam bekannten Tempo-Wechsel höchstens noch durch ihren Text etwa von "Home" vom "Strange angels"-Album oder anderen früheren Stücken zu unterscheiden sind. Auch die vorigen vier Scheiben waren zwar nicht immer von großer Variabilität geprägt. Die Qualität eines "Your ghost" von "Hips & makers" oder "Summer salt" von "Sunny border blue" wird jedoch diesmal nur allzu selten erreicht. Ob die starke Reduktion des Arrangements am Ende eine auf das Wesentliche ist, bleibt schlußendlich natürlich jedem selber überlassen. Und schließlich gibt es da ja auch noch eine ganz andere Seite der Kristin Hersh.

(Holger Schauer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Silver sun
  • Arnica Montana
  • Ether

Tracklist

  1. Sno cat
  2. Deep wilson
  3. Snake oil
  4. Vanishing twin
  5. SRB
  6. Silver sun
  7. Vitamine V
  8. Arnica Montana
  9. Milk street
  10. Ether
Gesamtspielzeit: 49:36 min

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