Frank Turner - Songbook

Vertigo / Universal
VÖ: 24.11.2017
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

King of hearts

Ob man auf einem Festival zu ihnen tanzt, sie am liebsten zu einem Bier in der urigen Eckkneipe nebenan hört oder sich die Zeilen auf ewig unter die Haut sticht, Frank Turners Songs haben in den letzten zwölf Jahren völlig zurecht den Weg in viele Herzen gefunden. Gerade deshalb steht ein definitives Best-of wie "Songbook", das sich im Gegensatz zu den bisherigen Zusammenstellungen nicht auf einen Jahresabschnitt oder eine Trackanzahl beschränkt, natürlich vor dem Problem, es nie allen recht machen zu können. Was des einen "Love, ire & song" ist, ist schließlich des nächsten "The real damage" und des wieder anderen "Reasons not to be an idiot", nur um drei prominente Vertreter zu nennen, die es leider nicht auf die Platte geschafft haben. Andererseits könnte eine Werkschau auch ein Problem kaschieren, an dem bisher so manches Album von Frank Turner krankte. Denn gerade gegen Ende schlichen sich beispielsweise bei"England keep my bones" oder "Poetry of the deed" ein paar schwächere Songs als Schönheitsfehler ein. Oder erinnert sich jemand hier ernsthaft noch wohlgesinnt an "Nights become days" oder "Richard Divine"?

Angesichts dieser Spagat-Übung sieht die Auswahl an Songs so glänzend aus, dass man sich durchaus vorstellen könnte, wie ein paar Hardcore-Fans sich eine Setlist mit genau der gleichen Reihenfolge irgendwo eingerahmt hätten. Die Verteilung auf die Studio-Alben fällt zwar etwas ungleich aus – "Sleep is for the weak" verzeichnet zum Beispiel nur das famose "Ballad of me and my friends", während den neuesten beiden Werken gemeinsam über zehn Plätze eingeräumt werden – und manche versteckte Perle wie "St. Christopher is coming home" fehlt, doch lassen sich diese Verluste mit Blick auf die großartigen "The road", "Long live the queen", "If ever I stray" oder "Photosynthesis" locker verkraften. Der neue Song "There she is" wiederum ragt im Kontext dieser Highlights zwar nicht heraus, fällt aber immerhin auch nicht zu sehr von der durchweg hohen Qualität ab. So bildet es den gelungenen Ruhepol nach dem launigen Auftakt "Four simple words" und der Abfolge an großen Hymnen wie "The next storm", "Recovery" oder "I knew Prufrock before he got famous", die erst Arm in Arm aus krächzenden Kehlen gegrölt ihre volle Wirkung erzielen.

Als wenig bereichernd stellen sich hingegen die angehängten Variationen mit dem Anhang "Songbook version" dar. Im besten Fall kann sich darunter die Konzertgängern bereits geläufige rockig-raue Version von "Long live the queen" verbergen. Meistens handelt es sich um reduzierte Varianten, die man so ähnlich auch bei Acoustic-Sets erwarten würde, bei solchen Gelegenheiten jedoch wie im Fall von "Polaroid picture" bereits inbrünstiger gehört hat. Richtig ärgerlich wird es allerdings, wenn das sonst so leichtfüßige "The way I tend to be" auf einmal orientierungslos vor sich hinplätschert und "I am disappeared" seiner ganzen Kraft beraubt wird. Selbst das Best-of "Songbook" ist also kein Album, das man vom Anfang bis zum Schluss mit der gleichen Hingabe hören kann. Wenn man ehrlich ist, würde man dem alten Charme-Bolzen Frank Turner dieses Ärgernis aber schon beim ersten Bier verzeihen, die nächsten kühlen Blonden damit zubringen, noch einmal über die ersten tollen neunzehn Tracks zu schwadronieren und dann darauf anstoßen, dass in den nächsten zwölf Jahren ebenso viele großartige Lieder ihren Weg in unsere Herzen finden werden. Darauf einen Schluck!

(Marcel Menne)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The next storm
  • The road
  • Long live the queen
  • If ever I stray
  • The ballad of me and my friends
  • Photosynthesis
  • Long live the queen (Songbook version)

Tracklist

  • CD 1
    1. Four simple words
    2. I still believe
    3. The next storm
    4. Recovery
    5. The road
    6. Long live the queen
    7. Glorious you
    8. Plain sailing weather
    9. I knew Prufrock before he got famous
    10. Wessex boy
    11. The opening act of spring
    12. Polaroid picture
    13. Mittens
    14. If ever I stray
    15. The way I tend to be
    16. The ballad of me and my friends
    17. Photosynthesis
    18. Get better
    19. There she is
  • CD 2
    1. Photosynthesis (Songbook version)
    2. The way I tend to be (Songbook version)
    3. Glorious you (Songbook version)
    4. Josephine (Songbook version)
    5. Polaroid picture (Songbook version)
    6. Love 40 down (Songbook version)
    7. I am disappeared (Songbook version)
    8. Broken piano (Songbook version)
    9. Long live the queen (Songbook version)
    10. The ballad of me and my friends (Songbook version)
Gesamtspielzeit: 110:58 min

Im Forum kommentieren

Obrac

2017-12-01 15:13:52

Er hat kein Opus Magnum, wo man sagen würde, das ist ein Meisterwerk, die "Love, Ire & Song" und die "Sleep is for the weak" finde ich aber durchaus sehr gut. Auf den anderen Platten waren auch immer vereinzelt richtig gute Songs. Eine Best of könnte fantastisch sein, wenn man sie richtig zusammenstellt, aber das sieht sicherlich jeder anders.
Das neuste Album war aus meiner Sicht übrigens echt ziemlich schwach.

MM13

2017-12-01 15:05:38

mich haben seine bisherigen alben immer nicht 100% überzeugt,deshalb find ich diese best of eigentlich genial,auch wenn mir eventuell ein paar songs dabei verborgen bleiben.

MartinS

2017-12-01 15:00:05

Bin da bei Obrac, da fehlt viel.
Wobei ich auch finde, dass man von Frank Turner ohnehin nur "Love, Ire & Song" und "England keep my bones" wirklich haben muss (und man ihn natürlich Live erleben muss). Ansonsten natürlich vereinzelte Highlights, aber gerade die jüngeren Alben klingen doch stark nach Baukasten.

Obrac

2017-12-01 14:52:34

Da fehlt so manches. "Redemption", "Father's day", "Jet Lag", "Better half" ... dafür so manch ein Durchschnittssong drauf.
Von den neuen Versionen sind noch "Long live the queen" und "The ballad of me and my friends" nett.

eric

2017-12-01 14:34:50

"Reasons not to be an idiot" fehlt da tatsächlich??

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