Isolation Years - It's golden

Nons / MNW / Stickman / Indigo
VÖ: 31.03.2003
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Walking with J

Was mischt man den Kerlen da oben im Norden eigentlich ins Knäckebrot? Schon wieder kommt so eine Truppe angeschlichen und tut so, als käme sie mitten aus der amerikanischen Prärie. Sehen die Skanden etwa aus wie die Rocky Mountains? Verwechseln die Schweden neuerdings Ikea mit Walmart? Elche mit Büffeln? Und Königin Silvia mit Saddams bestem Kumpel? Egal, es wird schon irgendeinen Grund haben, daß sich in letzter Zeit soviel Americana auf nordischen Platten breitmacht.

Schon auf ihrem Debüt "Inland traveller" lagerfeuerten sich Isolation Years so durchs Leben. Immer schön sachte und mit gebotenem skandinavischen Schwermut. Dort allerdings, wo der Vorgänger ein wenig zu nah an der Kitschgrenze herumschipperte, legt "It's golden" nun ein paar Scheite Holz mehr ins Feuer. In "Frosted minds" trommelt es los, als müsse sich Drummer Daniel Berglund die Kälte des Songtitels aus dem Leib schwitzen. Fette Bläsersätze gesellen sich dazu, und plötzlich kommt echter Glanz in die ehemalige Einöde.

Doch, um dem Phrasenschwein endlich mal wieder ein wenig Futter zukommen zu lassen, ist natürlich längst nicht alles Gold, was da so vor sich hin glänzt. Schon in der nach fast dem gleichen Strickmuster funktionierenden Single "Open those eyes" gibt sich das wohlige Gefühl wieder. Dieser Streicherschmalz hätte echt nicht sein müssen. Genauso wenig wie man dem verträumten "Say oh say" dieses naive Jesus-Geschwelge hätte antun dürfen. Der Naidoo Xaver läßt grüßen. Und Vorbeter Jakob Nyström meint das tatsächlich ernst: "Here I am in the first row / With the church roof up ahead." Und was zwischendurch noch so tut, als rette sich der Text in ein sanftes Liebeslied, schleimt sich doch tatsächlich beim Priester, dem "Preacher/songwriter", ein: "And I listen to your voice / So demanding, yet so sweet."

Wie gut, daß die schaukelnden und schunkelnden Songs des Fünfers aus Umeå meist über solchen Schmuh hinweghören lassen. Das locker stapfende "Don't remind me" zum Beispiel oder "She's so ready" flöten munter vor sich hin. Und der herzergreifende Opener "Let's step aside" nimmt mit seiner behutsamen Reduktion besonders gefangen. "Little did we know / That the clouds were all gone." Poetischer Folk, sanfte Melancholie. So hätte das gerne weitergehen können. Doch so ganz können Isolation Years mit ihrem Roadmovie links und rechts am Kitsch vorbei noch immer nicht überzeugen. Im Land der Mitternachtssonne gibt's eben nicht immer das angemessen schummrige Abendrot. Das ist der Unterschied zwischen bloßer Dekoration und echter Atmosphäre.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Let's step aside
  • Frosted minds
  • Don't remind me

Tracklist

  1. Let's step aside
  2. Frosted minds
  3. It's golden
  4. I'm not myself
  5. Open those eyes
  6. Say oh say
  7. Three-minute convert
  8. Don't remind me
  9. She's so ready
  10. Preacher/songwriter
  11. Naked natives
Gesamtspielzeit: 39:38 min

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