The Doors - The singles
Elektra / WarnerVÖ: 15.09.2017
Vergebene Torchance
Eine Band, die zur Legende wurde. Ein Frontmann, wild, ungezähmt, voller Charisma, der durch seinen Tod sich selbst zum Mythos machte und den Legendenstatus der Band erst recht befeuerte. Als sich 1965 zwei Studenten am Strand von Venice Beach gegenseitig Texte vorlasen und die ersten selbst geschriebenen Songs vorspielten, haben sie vermutlich nicht ahnen können, welchen Weg die Idee nehmen sollte, nach diesen gemeinsamen Treffen eine Band zu gründen. Und ob der damals schüchterne Student der Filmwissenschaften schon damals eine von beiden Seiten brennende Kerze war, bleibt unklar. Das Vermächtnis jedoch, dass Raymond Manzarek und ein gewisser James Douglas Morrison der Musikwelt hinterlassen haben, ist 50 Jahre nach der ersten Platte von The Doors von unschätzbarem Wert.
Doch was ist tatsächlich geblieben, außerhalb der hinlänglich ausdiskutierten Geschehnisse, die 1971 in Paris zum Tod des Sängers führten? Unzählige Alben und Compilations können erforscht werden, teils höchst zweifelhafter Herkunft. Doch The Doors haben in ihrer kurzen, aber intensiven Historie tatsächlich nur neun Studio-Alben veröffentlicht, sechs davon in der Zeit von 1967 bis 1971. Insofern gebührt dem Label der erste Dank bereits beim Blick auf die lange Tracklist der anlässlich des 50. Plattenjubiläums erschienenen Compilation "The singles", verbergen sich hinter dem trockenen Titel doch in der Tat alle je offiziell veröffentlichten Singles in chronologischer Reihenfolge. Und was zunächst nerdig klingen mag, ergibt in diesem Fall absolut Sinn. Aus vielerlei Gründen.
Denn natürlich bleiben die Songs der Alben der Post-Morrison-Ära auf ewig im Schatten der großen Zeiten. Durchaus zurecht, wenn man beispielsweise das bizarre "The mosquito" neben diese unfassbare Poesie des nur ein Jahr älteren "Riders on the storm" stellt. Und ebenso natürlich wird auf den Songs der Alben "Other voices" von 1971 und "Full circle" von 1972 die ganze Verunsicherung, die Flucht in die Arbeit nach Morrisons Tod überdeutlich. Doch ein Song wie das immer noch seltsam unpassende "Good rockin'" gehört nun einmal zur Bandhistorie hinzu. Ebenso wie der Umstand, dass das legendäre, stilprägende "The end" nun einmal nie als Single veröffentlicht wurde und dementsprechend hier fehlt. Gleiches gilt im Übrigen dafür, dass "Light my fire" nun wirklich niemand mehr hören mag, der nicht die letzten 50 Jahre in, sagen wir mal, vogonischer Gefangenschaft verbracht oder in ähnlich abgelegenen Gegenden gelebt hat.
Dennoch: Nicht jede Single der Amerikaner gehört zum Kanon der Musikgeschichte, umso wichtiger und richtiger, dass mit diesen vermeintlich abseitigen Songs die eindrucksvolle Diskographie einer eindrucksvollen Band erarbeitet werden kann. Auch wenn die vier Bonus-Tracks, letztlich vier Singles in scheppernder "Mono-Radio-Version" doch eher Füllmaterial sind. Interessanter hingegen ist die enthaltene Blu-ray, auf der die Compilation "The best of The Doors" von 1973 als Quadrophonie-Mix enthalten ist – seinerzeit der letzte Schrei der Studiotechnik, aus heutiger Sicht auch eher niedlich anzuhören. Also eine perfekte Compilation? Nein. Leider nicht. Denn die Chance, diese Zusammenstellung mit adäquaten Liner Notes zu begleiten, wird geradezu leichtfertig vergeben, nicht einmal Lyrics sind vorhanden. Doch die Musik, die Jahrzehnte überdauert hat, ist und bleibt über jeden Zweifel erhaben. Auch in liebloser Verpackung.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Break on through (To the other side)
- End of the night
- People are strange
- Moonlight drive
- Riders on the storm
- The mosquito
Tracklist
- CD 1
- Break on through (To the other side)
- End of the night
- Light my fire
- The crystal ship
- People are strange
- Unhappy girl
- Love me two times
- Moonlight drive
- The unknown soldier
- We could be so good together
- Hello, I love you
- Love street
- Touch me
- Wild child
- Wishful sinful
- Who scared you
- Tell all the people
- Easy ride
- Runnin' blue
- Do it
- You make me real
- Roadhouse blues
- Love her madly
- (You need meat) Don't go no further
- Riders on the storm
- Changeling
- CD 2
- Tightrope ride
- Variety is the spice of life
- Ships w/ sails
- In the eye of the sun
- Get up and dance
- Treetrunk
- The mosquito
- It slipped my mind
- The piano bird
- Good rockin'
- Roadhouse blues (live)
- Albioni: adagio
- Gloria (live)
- Moonlight drive (live)
- Hello, I love you (Mono radio version)
- Touch me (Mono radio version)
- Wishful sinful (Mono radio version)
- Tell all the people (Mono radio version)
- Blu-ray: Who do you love
- Soul kitchen
- Hello, I love you
- People are strange
- Riders on the storm
- Touch me
- Love her madly
- Love me two times
- Take it as it comes
- Moonlight drive
- Light my fire
Im Forum kommentieren
Rim Sojiron
2017-12-06 10:12:20
Man hätte wenigstens kurz erwähnen können, dass die B-Seiten mit dabei sind.
Armin
2017-11-30 22:36:24- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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