Jon Hood - Body semantics
Red Brick ChapelVÖ: 13.10.2017
Heimelige Tristesse
Googlete man im Jahr 2016 nach "Jon Hood", spuckte die Suche unter anderem einen obskuren englischen Fußballer und einen amerikanischen College-Basketballer aus. Für Plattentests.de also weniger relevante Ergebnisse. Glücklicherweise hat sich etwas verändert: Drei Musiker aus der Schweiz haben sich zusammengetan und mit Jon Hood ein Projekt geformt, das sich mühelos an die Spitze der Google-Ergebnisliste hieven konnte. Die bisherigen Bands der Beteiligten dürften nur Eingeweihten ein Begriff sein: Alois, Trio Heinz Herbert und Mnevis sind Namen, die zunächst Schulterzucken hervorrufen. Doch Namen sind bekannterweise Schall und Rauch. Dies gilt für unbekannte Sportler ebenso wie für Szenegrößen in der Musik. "Entscheidend ist auffem Platz", sagt man im Pott. Die beiden Instrumentalisten Martin Schenker und Mario Hänni haben mit Joan Seiler eine Stimme für ihre musikalische Vision gefunden, die derlei Überlegungen ohnehin verblassen lässt. Denn Jon Hood machen im besten Sinne globale Musik
Zu keiner Sekunde wirkt das Debütalbum "Body semantics" provinziell oder gar muckerhaft. Im Gegenteil: Das Songwriting zeugt von großem Einfühlungsvermögen. Jon Hood zelebrieren die leisen Töne. Schon der Titelsong weist diesbezüglich den Weg: Eine simple Gitarrenfigur genügt, um Seilers Gesangsmelodie alle Freiheiten zu geben. Und die Vokalistin nutzt diese beeindruckend. Ihre glockenhelle Stimme erinnert bisweilen an eine gewisse Dame aus Island, ohne dabei deren Theatralik zu verströmen. Stattdessen schwebt Seilers hauchiger Sopran in eigenen Sphären. Begleitet werden ihre Melodien von einer Melange aus behutsam gestreichelten Gitarren, geistreich eingesetzter Elektronik und stets mit einem Bein im Jazz stehenden Rhythmen. Stimmungstechnisch schwanken die Kompositionen des Trios zwischen zarter Euphorie und heimeliger Tristesse.
Moment mal. Heimelige Tristesse? Was auf den ersten Blick irritierend wirkt, erschließt sich beim Hören: Obgleich Seilers Stimme stets eine gewisse Entrücktheit und Kälte innewohnt, sorgt das akustische Fundament für wohlige Gefühle. Während in "Spoken dreams" Gitarren und Synthies sich ganz der Spielfreude hingeben, bleibt die Stimme im Unwägbaren. Auch "Set you free" bedient sich dieses Stilmittels. In eine andere Kerbe schlägt die Folknummer "Trouble in a bubble", der man einen gewissen Hippie-Charme nicht absprechen kann. Schön ist, dass nicht mit der großen Walze, sondern mit dem feinen Pinsel gearbeitet wird. Auf diese Weise gelingt es den Musikern, einer an sich primitiven Melodie Glanz und Eleganz zu verleihen.
Schön ist das alles. Gerade jetzt, wenn die Blätter dem Laubsauger entgegentaumeln, ist Musik wie die von Jon Hood ein willkommener Gast. Es geht den Schweizern ohnehin eher ums Weglassen, als um das Errichten pompöser Angebereien. In "Tears" deutet die Band zwar an, dass sie auch zu abstrakterer Elektronik in der Lage wäre, der Song bleibt dabei aber im Fokus. Und weil manchmal eine einsame Akustikgitarre reicht, um die maximale Wirkung zu erzielen, geht "I won't hurt you" den Weg der Reduktion konsequent zu Ende. Ganz einfach, ganz intim, ganz und gar wunderbar.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Body semantics
- Spoken dreams
- I won't hurt you
- Tears
Tracklist
- Body semantics
- A ghost is born
- Set you free
- Some water
- Spoken dreams
- Kingston kraut
- Trouble in a bubble
- I won't hurt you
- Tears
Im Forum kommentieren
MasterOfDisaster69
2017-11-25 23:17:52
So hört sich wohl vertonte Langeweile an. Interessant. Aeh, eher nicht.
Armin
2017-11-15 21:30:31- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- Jon Hood - Body semantics (2 Beiträge / Letzter am 25.11.2017 - 23:17 Uhr)