D/troit - Soul sound system
Crunchy Frog / SoulfoodVÖ: 15.09.2017
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Was machen Hipster eigentlich für Musik? Diese Frage fällt in erster Linie schwer zu beantworten, weil die Definition eines jeden für das böse H-Wort äußerst variabel ist. Sind Hipster jetzt englisch-sprechende Mitte-Bewohner, wie Herr Spahn von der CDU unlängst sagte? Glitzernde Festivalbesucher mit Dreieckstattoo und Pseudo-Löchern in der engen Jeans? Oder doch Karohemd tragende Endlos-Studierende? In irgendeine Hipster-Definition fällt sicher auch Toke Bo rein, bedient der dänische Sänger zumindest mit seiner Hornbrille doch ein übliches Klischee. Und es geht noch weiter: Außerdem turnt der Frontmann von D/troit im Video zur ersten Single "Soul sound system" durch eine Craft-Beer-Bar und empfiehlt für die Anschaffung des gleichnamigen Debütalbums die Vinyl-Schallplatte. Drei Gründe, die auf der verhassten Hipsterskala die Höchstwertung ergeben. Doch irgendwie ist alles anders. Wie der Titel bereits verrät, machen D/troit nämlich Soul.
Nicht Neo-Soul, Electro-Soul oder irgendein anderes Genre-Kompositum tönt da aus den Boxen. Einfach nur purer Soul, wie aus längst vergangenen Epochen. Natürlich ist die Musikrichtung, von der eine der Hauptstädte dreist im Bandnamen der Dänen verwurstet wurde, auch in den letzten Jahren in Genüge präsent gewesen – der inzwischen verstorbene Charles Bradley oder auch Jamie Lidell lassen da grüßen. "Sould sound system" ist aber trotzdem einer der reizendsten Zeitmaschinen-Prototypen, die 2017 so entwickelt werden könnten. Die jungen Männer steigen stilecht mit einem simplen Instrumental ein, ehe mit dem Titeltrack ein wahrer Soul-Hit eingeflogen kommt. In der Strophe fliegt Bo über ungewöhnliche Percussion und pointiert eingesetzte Instrumente, der Refrain ist ein unglaublich gutes Zusammenspiel aller Faktoren. Die Bläsersektion ist da, die charismatischen Frauenstimmen geben den letzten Touch, Bo singt über home, love und freedom. Fast ein bisschen viel Klischee, wäre es nicht so überzeugend dringlich dargeboten.
Dabei können D/troit selbstverständlich auch Gefühl. In "Rock me baby" schmusen sich die Kopenhagener durch sanfte Orgel- und Gitarrentöne und geben am Ende schönen Bläser-Harmonien den nötigen Platz. "Lay on me" fängt ganz still an, bevor die Crunch-Gitarre eine treibende Rolle übernimmt und schließlich durch einen knisternden Downtempo-Refrain führt. Überdies spielt sich "Soul sound system" durch seine prägnanten Melodien in den Vordergrund. Ganz besonders das tighte "Roll with the punches" überzeugt diesbezüglich. Eine eigentlich simple Strophe nimmt mit Hilfe eines Klimper-Klaviers eine äußerst hübsche Wendung, die sich mit dem Refrain um die bessere Hook balgt. "This world (is changing)" ist ein weiterer Kandidat, der außerdem aufzeigt, wie wenig bei den analogen Old-School-Aufnahmen getrickst wurde. Alle Instrumente sind im Stereo klar erkennbar und trotz Vintage-Sound nicht verschwommen. Das ist ehrlich, das hat Herz und fällt damit wohl in die wenigsten Hipster-Definitionen. Womit die Ausgangsfrage zum Bedauern aller leider ungeklärt bleibt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Soul sound system
- Roll with the punches
- Lay on me
Tracklist
- D rumble
- Soul sound system
- Roll with the punches
- Rock me baby
- Do your thing
- The world (is changing)
- Lay on me
- People need me
- Hurricane
- A little kindness
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Armin
2017-10-25 22:08:43- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- D/troit - Soul sound system (1 Beiträge / Letzter am 25.10.2017 - 22:08 Uhr)