Communic - Where echoes gather

AFM / Soulfood
VÖ: 27.10.2017
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Wiedergeburt auf Skandinavisch

Musik kann ganz einfach sein. Sex, Drugs, Rock'n'Roll, dazu noch alle zwei Jahre ein Album auf den Markt werfen, ganz simpel. Musik kann aber auch weh tun, kann Katharsis sein. Das ist mitunter geradezu körperlich zu spüren, wenn die beteiligten Künstler ihr Innerstes nach außen kehren. Die Welt an der Aufarbeitung emotionaler Ausnahmezustände teilhaben lassen. Das selbstbetitelte Album von Temple Of The Dog ist wohl das Paradebeispiel dafür: eine Platte als Requiem für einen Freund, die zudem noch bei Erscheinen 1991 den Boden für ein komplettes Genre bereitete. Oder aber auch "The bottom deep" der norwegischen Prog-Metaller Communic. Denn der "sehr nahe stehende Mensch", dessen Tod von Bandkopf Oddleif Stensland so tief berührend verarbeitet wurde, war niemand anderes als die Tochter des Frontmanns. Wenn also, um den Bogen zu "Where echoes gather" zu schlagen, eine Band stolze sechs Jahre für eine neue Platte braucht, dann liegt dies nicht immer an Motivations- oder Kreativitätsmangel. Sondern in diesem Fall daran, dass sich Stensland und kurz darauf Drummer Tor Atle Andersen binnen kurzer Zeit über Nachwuchs freuen konnten und entsprechend der Familie Vorrang einräumten. Musik kann nämlich auch verdammt nebensächlich sein.

Nun waren Communic in diesen sechs Jahren alles andere als untätig oder gar ausschließlich mit Windelwechseln beschäftigt. Stensland zum Beispiel nutzte die Gelegenheit, um sein Archiv einmal kräftig auszumisten, wobei er endlich alte Songfragmente und Ideen aus der Zeit der frühen Demos zutageförderte und sie als Basis für neue Songs nahm. Und wenn nur ein Bruchteil von dem, was die Skandinavier auf diesen 53 Minuten bieten, aus diesen Sessions stammt, dann möchte vermutlich ein Großteil der Bands, die sich dem Progressive Metal verschrieben haben, im Hause Stensland unter den Teppichen wühlen. Nur um noch ein paar Brosamen dieses Könnens einsammeln zu können. Nehmen wir dazu einmal den eröffnenen Doppelpack, das in zwei – zum Glück nahtlos ineinander übergehende – Tracks zerstückelte "Pulse of the Earth". Riffs aus der Nackenmuskelhölle, rasante Taktwechsel, dazu die so bekannten und so lange vermissten, getragenen Refrains – dies alles verspricht schon in dieser Kürze mehr Spannung als die komplette überlange letzte Platte von Dream Theater in Summe.

Überhaupt: Diese Melodien! Diese Harmonien! Denn der erneut zweigeteilte Titeltrack brennt in dieser Hinsicht erst recht ein Feuerwerk ab, vor allem der zweite Teil "The underground swine" beginnt mit einem wahren Frickel-Inferno, ohne auch nur im Ansatz selbstverliebt zu klingen. Wenn die in der Vergangenheit viel zitierten Parallelen zu den längst verblichenen Nevermore noch in irgendeiner Weise vorhanden sein sollten, dann hier. Zumal Stensland seine Gesangslinien immer noch ähnlich phrasiert wie deren Sänger Warrel Dane. Eine ausdrückliche Spezialität der Norweger allerdings sind Powerballaden wie "Moondance". Nicht erst seit "The bottom deep" ist bekannt, wie viel Gefühl Stensland in seinen Gesang zu legen, wie sehr er sich quasi vor dem Mikrofon komplett nackt zu machen imstande ist. Nur um dann bei Bedarf ansatzlos aus der Haut zu fahren. Wie Stensland, der zudem einziger Gitarrist der Band ist, das live umsetzen möchte, darauf darf man sicherlich gespannt sein.

Vermutlich nicht komplett frei von Hintergedanken hinsichtlich des Titels ist das andere Ende der stilistischen Bandbreite namens "Black flag of hate". Tonnenschwere Riffs kooperieren hier mit feingliedrigen Spielereien, und beileibe nicht zum ersten Mal schwebt ein monumentaler Refrain über diese Wände hinweg. Immer wieder baut das Trio neue Spannung auf, immer wieder wird diese Spannung durch ein erlösendes Break kurz zurückgefahren, bis der Song zum Ende hin komplett eskalieren darf. Und am Ende des ebenfalls überaus gelungenen "The claws of the sea part 1 - Journey into the source" erinnert der dezent hippieske Refrain gar an Hawkwind. Nun waren Communic noch nie eine, nun ja, stilistisch monokulturelle Band. Aber ob es nun der langen Ruhephase oder intensiver Reifung der Songs geschuldet sein mag – die Skandinavier sprühen geradezu vor Ideen, vor Spielfreude. Selten wohl traf das Sprichwort "Was lange währt, wird endlich gut" so zu wie für "Where echoes gather". Willkommen zurück im Kreis der ganz Großen.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Where echoes gather part 2 - The underground swine
  • Moondance
  • Black flag of hate

Tracklist

  1. Pulse of the Earth part 1 - The magnetic center
  2. Pulse of the Earth part 2 - Impact of the wave
  3. Where echoes gather part 1 - Beneath the giant
  4. Where echoes gather part 2 - The underground swine
  5. Moondance
  6. Where history lives
  7. Black flag of hate
  8. The claws of the sea part 1 - Journey into the source
  9. The claws of the sea part 2 - The first moment
Gesamtspielzeit: 53:16 min

Im Forum kommentieren

Kommunikator

2017-10-27 15:45:25

Einfach Bockstark

Bay

2017-10-27 14:55:36

Sehr schön, dass es diese großartige Band noch gibt!

Armin

2017-10-25 22:08:24- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

2017-09-11 22:02:46- Newsbeitrag

COMMUNIC to release new album "Where Echoes Gather" on October 27th!

One of Europe’s leading and most popular prog metal acts is finally back: Norway’s COMMUNIC have made a lasting impression on the scene with their previous four studio albums “Conspiracy In Mind” (2005), “Waves Of Visual Decay” (2006), “Payment Of Existance” (2008) and “The Bottom Deep” (2011), which all have been released by Nuclear Blast. Critical acclaim follows COMMUNIC since day one and a devoted worldwide fan base is hotly anticipating the release of the first COMMUNIC album since six years. With “Where Echoes Gather”, the band impressively confirms and underlines its exceptional status. COMMUNIC’s first album for AFM is nothing short of another dark and atmospheric masterpiece, created by the very same three guys who founded the band back then. COMMUNIC’s characteristic mixture of prog, power and thrash sounds as fresh and relevant as ever and will amaze the band’s countless fans to the fullest.
"Where Echoes Gather" will be available as Digipak and ltd colored Vinyl (250 units gold, 250 red/marbled).

The cover artwork created by artist Eliran Kantor (Testament, Sodom, Iced Earth).



Tracklisting:

Digipak:

01. The Pulse of the Earth (Part 1 - The Magnetic Center)
02. The Pulse of the Earth (Part 2 - Impact Of The Wave)
03. Where Echoes Gather (Part 1 - Beneath The Giant)
04. Where Echoes Gather (Part 2 - The Underground Swine)
05. Moondance
06. Where History Lives
07. Black Flag of Hate
08. The Claws Of The Sea (Part 1 - Journey Into The Source)
09. The Claws Of The Sea (Part 2 - The First Moment)
Bonus Tracks:
10. Watching It All Disappear (Live In Studio 2017)
11. At Dewy Prime (Live In Studio 2017)
12. Waves Of Visual Decay (Acoustic Live Version - 10th Anniversary Concert)

Vinyl :

Side A
01. The Pulse of the Earth (Part 1 - The Magnetic Center)
02. The Pulse of the Earth (Part 2 - Impact of The Wave)
03. Where Echoes Gather (Part 1 - Beneath The Giant)
04. Where Echoes Gather (Part 2 - The Underground Swine)
05. Moondance

Side B
06. Where History Lives
07. Black Flag of Hate
08. The Claws Of The Sea (Part 1 - Journey Into The Source)
09. The Claws Of The Sea (Part 3 - The First Moment)


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