Chad VanGaalen - Light information

Sub Pop / Cargo
VÖ: 08.09.2017
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Kopfsalat

Wer einmal eintaucht in Chad VanGaalens Welt, wird sich sehr schnell fragen: Wo bin ich denn hier gelandet und was geht alles im Kopf des Kanadiers vor? Alleine die kreierten GIFs auf seinem Giphy-Account zeigen überirdische Wesen und psychedelische Landschaften, zeichnen Leben, das Bezugspunkte zum Hier und Jetzt aufweist, aber letztlich alles transformiert oder dekonstruiert und in neue Zusammenhänge setzt. Was er im Übrigen auch mit Instrumenten macht. VanGaalens musikalischer Output kann da gut mithalten, wirkte schon in der Vergangenheit oft kontrolliert verschroben und windschief – und lässt auch auf "Light information" nicht völlig davon ab.

Die Eigenwilligkeit des Mannes aus Calgary zeigt sich alleine im Instrumental "Prep piano and 770". Gemeint ist damit ein Korg-Synthesizer 770. Zwei Minuten lang hängt hier ein diffuser Synthetik-Nebel in der Luft, gepaart mit einer Art tickendem Countdown. Das dürfte David Lynch durchaus zusagen. Oder Nicolas Refn. Oder wer auch immer gerade unheilschwangere Momente voller Unklarheit erschaffen mag. Die Töne tauchen übrigens noch einmal am Ende von "Static shape" auf. So fordernd ist sein sechstes Studioalbum "Light information" aber sonst nirgends. Im Gegenteil.

Wenn er schon alle Instrumente selbst spielt – bis auf den Bass in einem Stück –, kann er sie auch eingängig arrangieren. "Mind highjacker's curse" setzt gleich zu Beginn auf den sanften Antrieb des Basslaufs, schnörkellose Rhythmik und einen spacepoppigen Refrain. Und schon wippen die Füße der einsamen Protoganistin des Songs entgegen: "She's got nobody, she's got no place where she belongs." Mit Blick auf "Old heads", in dem VanGaalen den Anwender und Steuermann seiner Körperzellen sucht, lässt sich festhalten: Noch nie war sein Mix aus Lo-Fi, Surf-Rock, Garage-Pop, Psychedelic-Folk, Schrammeligkeit der Sechziger und Neunziger und seinen transzendent aufspielenden Synthies so zugänglich, unter gleichzeitiger Wahrung seiner bizarren Charakteristika.

Denn wie es die Wesen seiner Animationen suggerieren, thematisiert "Light information" Ängste und Entmenschlichung. Das kann dann sehr realitätsnah sein, wenn er in "Broken bell" noch einmal Zeit mit seinem Vater verbringen möchte. "I should really visit him before he's dead." Oder eben ausfallen wie in "Host body": "I'll be the host body, yes, for the parasitic demons / They can eat me from the inside out, I can already hear them chewing." In "You fool" vibrieren überirdische Synthesizer-Töne zur Akustikigitarre über VanGaalen, der erneut feststellen muss: "I've lost my disembodied head." Den hat er vermutlich beim Sprung ins Gitarren-Feedback von "Mystery elementals" vergessen. Also eintreten. VanGaalens Welt unterhält – und das kann man nicht von jeder behaupten.

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Mind highjacker's cure
  • Host body
  • Old heads
  • You fool

Tracklist

  1. Mind highjacker's curse
  2. Locked in the phase
  3. Prep piano and 770
  4. Host body
  5. Mystery elementals
  6. Old heads
  7. Golden oceans
  8. Faces lit
  9. Pine and clover
  10. You fool
  11. Broken bell
  12. Static shape
Gesamtspielzeit: 38:57 min

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Armin

2017-10-18 22:27:40- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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