Stephen Malkmus & The Jicks - Pig lib

Domino / Zomba
VÖ: 17.03.2003
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Altes Semester

Stephen Malkmus\' alte Kameraden von Pavement waren so etwas wie Konsensband aller studierenden Slacker. In der Mensa das vegetarische Alternativgericht, klappriges Fahrrad statt Golf Cabrio und auf dem Plattenteller die kauzigen Scheiben von Pavement. Nach dem tränenreichen Ende der Band und seinem unterhaltsamen Solodebüt hat Malkmus mit The Jicks mittlerweile eine neue Band rekrutiert. Und deren Name gibt irgendwie schon einen Vorgeschmack auf die Musik. Hier geht alles eine Spur relaxter zu als auf den Pavement-Alben. Vorbei die Zeiten des eskapistischen Musizierens. Die Songstrukturen sind eingängiger und ausgefeilter. Ab und an klingt das Ganze wie in \"Witch mountain bridge\" schwer nach Blues-Session. Erdig. Kein Wunder, erklärte doch der Sänger schon beim Vorgänger \"Stephen Malkmus\" das waldige Oregon zu seinem neuen Domizil.

Zurück zur Natur: Bei Pulp endete dieses Vorhaben in der prompten Zerfaserung einer doch so brillanten Truppe, bei Malkmus nun verheißt es gleichzeitig Katharsis und neue Melodik. Und doch klingen die ersten Stücke noch recht hölzern. Eine Gitarre wird dilletanisch gezupft, ein Becken wird dezent angehauen. Die Musikgeschichte hat schon vom Hocker reißendere Albenintros geliefert. Auch \"Ramp of death\" erinnert in seiner Unmelodie an eher schwächeres Pavement-Material. Stephen Malkmus singt mehr, als er spricht, und die Jicks setzen an unbestimmten Stellen ab und an in den Gesang ein. Nicht immer motiviert. Mit solchen Songs quält man seine Haustiere.

Erst bei \"(Do not feed the) Oyster\" wird der neue Mut zur forschen Melodie deutlicher hörbar. Einsamer Höhepunkt jedoch ist das brilliante \"Animal midnight\". Hier erinnert Malkmus gar zeitweise an Blur. Welch Zufall, hatten doch Albarns Jungs unlängst Pavement zu ihren Helden erkoren. Endlich liefern die Waldschrate das, was sich der slackig-abhängende Mensagänger und immer noch am Drahtesel hängende Radfahrer wünschen: possierliche kleine Hymnen, die man immer mal wieder hören mag. Schwer poppig ist dies alles ab und an, aber auch schwer okay. Und sogar die Langzeitstudierenden kommen nicht zu kurz: Sie werden an manchen Stellen Led Zeppelin raushören und verdammt nochmal nicht völlig falsch damit liegen. Viele der Songenden erreichen den Hörer auf sanfte Art, um letztlich doch noch mit finalen Retro-Gitarrensoli zu überraschen. Gar nicht so unclever, der Herr Malkmus: Das System von innen packen, Harm onie vortäuschen und am Ende doch die Bratgitarre quietschen lassen. Die GTI-Fahrer wird er so natürlich immer noch nicht kriegen. Aber ich muß unbedingt mal wieder meine alten Pavement-CDs auspacken.

(Sebastian Peters)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • (Do you feed the) Oyster
  • Animal midnight
  • Dark wave

Tracklist

  1. Water and a seat
  2. Ramp of death
  3. (Do not feed the) Oyster
  4. Vanessa from queens
  5. Sheets
  6. Animal midnight
  7. Dark wave
  8. Witch mountain bridge
  9. Craw song
  10. 1% of one
  11. Us
Gesamtspielzeit: 47:35 min

Im Forum kommentieren

The MACHINA of God

2020-04-15 14:12:29

Freut mich. Wären auch so meine Highlights wohl. Lustig ist auch der Einstieg mit dem verstolperten "Water and a seat".

Garmadon

2020-04-14 20:15:21

So, jetzt habe ich mir die auch mal in Ruhe zu Gemüte geführt. Und kann mich den positiven Aussagen hier anschließen: Das Album macht Spaß!
Was die Favoriten angeht, gehe ich auch mit; "Animal Midnight" und "1% of One" sind toll, dazu noch "(Do Not Feed the) Oyster".

The MACHINA of God

2020-03-14 18:24:43

Jepp, die mag ich acuh total. In der Hinsicht ist "Real emotional trash" ja auch sehr gut. Ja, Prog und Malkmus ist ne tolle Mischung, vor allem weil er bei ihm so locker klingt im Vergleich zu vielem Mathe-Prog.

Plattenbeau

2020-03-14 18:20:20

"Pig Lib" hat mich überhaupt erst zu Malkmus gebracht. Für Pavement war ich zu deren besten Zeiten wohl zu jung, das ging an mir vorbei. "Pig Lib" hat mich fasziniert, unter anderem, weil es diesen seltsamen Prog Rock-Einschlag hatte.

The MACHINA of God

2020-03-13 22:54:52

Und "Animal midnight" vielleicht der beste Malkmus-Solo-Song überhaupt.

Ich streiche das vielleicht.

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