
White Moth Black Butterfly - Atone
Kscope / EdelVÖ: 01.09.2017
Abseitsregel
Die spannendsten Entdeckungen finden sich meist abseits der Wege. Nun ist der Pfad, den Künstler des Prog-Rock beschreiten, naturgemäß ziemlich breit, sodass Überraschungen oft gar keine sind. So war es zum Beispiel nicht wirklich erstaunlich, dass ein seit jeher vielseitig veranlagter Musiker wie Steven Wilson mit "To the bone" ein zwar nicht lupenreines, aber doch recht eindeutiges Pop-Album veröffentlichte. Für echte Abwechslung sorgen allerdings ohnehin meist die Ableger bekannter Acts, schließlich werden sie genau dafür ins Leben gerufen. Und so ist es ebenso wenig eine Überraschung, dass sich der Stil von White Moth Black Butterfly deutlich von dem jener Bands unterscheidet, zu denen die hier verantwortlichen Künstler gehören.
TesseracT und Skyharbor gehören nämlich nicht gerade zu den naheliegendsten Vergleichen, die sich beim Eintauchen in den elegischen Alternative-Pop von "Atone" aufdrängen. Deren führende Köpfe, namentlich Daniel Tompkins und Keshav Dhar, haben sich mit dem Komponisten Randy Slaugh zusammengetan, der vor allem durch seine Kollaboration mit Devin Townsend Spuren im progressiven Fach hinterlassen hat. Optisch und stimmlich veredelt wurde die Besetzung mit der eher unbekannten britischen Sängerin Jordan Turner, die hier glücklicherweise einen größeren Anteil hat als auf dem 2013 erschienenen Erstling "One thousand wings".
Die vorzugsweise im Duett vorgetragenen Vocals von Turner und Tompkins legen sich wie zarter Frühnebel über die nach Weite und wohltuender Leere klingenden Kompositionen. Dezente orchestrale Instrumentierung sorgt zusammen mit elektronischen Einsprengseln für eine fragile, zugleich aber auch kraftvolle Stimmungslage, die allerdings nicht das Spannungsverhältnis aufweist, das der Projektname suggeriert, und die gegen Ende etwas an Dichte einbüßt. Melancholie ist die vorherrschende Assoziation, die jedoch eher leichtfüßig als schwermütig daherkommt. Nachdenklich, aber sich nicht dem Weltschmerz hingebend, introvertiert, aber nicht leidenschaftslos – White Moth Black Butterfly vermeiden im Großen und Ganzen gekonnt die bei solchen Projekten lauernden Fallstricke.
Und so macht es den Eindruck, als sei das Album für die Beteiligten der notwendige Ausgleich zu kräftezehrenden Anstrengungen, die sie bei ihren teils deutlich anspruchsvolleren Stammbands an den Tag legen. "Atone" ist wie ein tiefer Atemzug in frischer Luft und damit gerade auch für durch krumme Takte und komplizierte Tonlagen potenziell überanstrengte Prog-Hörer eine erholsame Erfahrung abseits bekannter Wege.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Tempest
- The sage
- The serpent
Tracklist
- I incarnate
- Rising sun
- Tempest
- An ocean away
- Symmetry
- II Penitence
- The sage
- The serpent
- Atone
- III Deep Earth
- Evelyn
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Onesidezero
2017-09-29 13:17:10
Der Sänger von TesseracT heißt Daniel Tompkins, nicht David...
Armin
2017-09-27 20:22:35- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- White Moth Black Butterfly - Atone (2 Beiträge / Letzter am 29.09.2017 - 13:17 Uhr)