Linkin Park - Meteora

Warner
VÖ: 24.03.2003
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Gewohnheitssache

Was wurde dieser Band nicht schon alles an den Kopf geworfen. Kommerz! Arroganz! Ausverkauf! Ideenlosigkeit! Boygroup! Idioten! Allesamt! Und zugegeben: Irgendwie haben die Spötter recht. Das weltweit 14 Millionen mal verkaufte "Hybrid theory" vereinte zwar noch bewährte Genre-Standards auf unerhört eingängige Weise mit Industrial-Versatzsstücken und ist bis heute das höchstbewertete New Metal-Album auf diesen Seiten. Aber das ist auch schon über zwei Jahre her.

Mit dem Erfolg im Rücken, dem Geldspeicher im Garten und dem Ferrari in der Garage ließen die Jungs inzwischen kein einziges Fettnäpfchen mehr aus. Die vermeintliche Gelddruckmaschine "Reanimation" setzte neue Maßstäbe in punkto Remix-Grausamkeit. Und wer bei öffentlichen Auftritten nur durch ungeschickte Statements und ein gerüttelt Maß an Großspurigkeit glänzt, braucht sich über Unmut nun wirklich nicht zu wundern. Das Ende vom Lied: Linkin Park haben längst die Kollegen von Limp Bizkit abgelöst. Als Pop-Metal-Nonplusultra und als unbeliebteste Band der Rockszene.

Auch auf ihrem zweiten Album verdingen sich Linkin Park wieder als akustische Big Mäc-Brater par excellence. Fast jeder Track schmeckt wie der zuvor, will irgendwie nicht so recht satt machen und ist vor allem schneller weg, als man kauen kann. Und auch das Schema eines Linkin Park-Songs ist bis ins letzte Detail vorgeschrieben: Der ach so arme Chester Bennington jammert, wie schlecht es ihm doch geht. Mike Shinoda stochert mit einem fett gerappten "Dir geht es schon mächtig dreckig! Schon scheiße, das. Arme Sau!" noch ein wenig in der Wunde herum, bevor sich Bennington aufbäumt, die Arme ausbreitet und zu einem "Oooooh, wie ist das alles schlimm, aber ich schaffe es dooooooch"-Refrain abhebt. Schon irgendwie komisch, daß sich Linkin Park über einen ähnlichen Zulauf freuen können wie die unterbezahlten Verkäufer hinterm McDonalds-Tresen. Irgendwie schmeckt's nun mal doch. Every time a good time.

Wenn schon die großen Überraschungen ausbleiben, freut man sich um so mehr über ein paar kleine: "Faint" bettet Altbekanntes in spitze Streicher, knackige Breakbeats und ein raffiniertes Arrangement. Und auch die ruhigen "Numb" und "From the inside" fallen durchs Raster und klingen dank Benningtons Stimme mehr denn je nach Savage Garden mit Tattoos. Die Hip-Hop-Frechheit namens "Nobody's listening" dagegen hätten sie wirklich besser für sich behalten. Mike Shinodas Organ hat hier nicht für zehn Pfennig Flow, Schwachsinn wie "Peep the style and the kids checking for it" gehört vielleicht verboten, aber nicht gerappt. Und mit der ekligen Orient-Flöte sollte mal jemand den Jungs kräftig den Marsch blasen.

Die Luft ist ein wenig raus bei Linkin Park. Die Hitschleuder spuckt zwar mit "Somewhere I belong", "Easier to run" oder "Breaking the habit" einige clevere Selbstplagiate aus. Aber mit Durchschnitt wie "Don't stay" oder "Lying from you" locken die Jungs heute keinen Hund mehr hinterm Ofen hervor. Dann schon eher freiwillig ins Tierheim. "If I could change, I would" behaupten sie, und man muß wohl feststellen: Sie können sich nicht ändern. Und brauchen es eigentlich auch nicht. Die Kids werden "Meteora" lieben. Und alle anderen sich anstrengen müssen, versehentlich nicht doch Gefallen daran zu finden.

(Armin Linder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Faint
  • Breaking the habit
  • Numb

Tracklist

  1. Foreword
  2. Don't stay
  3. Somewhere I belong
  4. Lying form you
  5. Hit the floor
  6. Easier to run
  7. Faint
  8. Figure.09
  9. Breaking the habit
  10. From the inside
  11. Nobody's listening
  12. Session
  13. Numb
Gesamtspielzeit: 36:37 min

Im Forum kommentieren

jo

2025-04-25 13:07:40

Also, der wäre auf jeden Fall besser als einiges gewesen, was letztlich auf "Meteora" gelandet war...

Affengitarre

2025-04-25 11:43:58

Ja, der ist extrem gut. Diese schönen Gitarrenwände und dazu die zurückhaltenden Vocals, das ist schon ein tolles Ding.

8hor0

2025-04-25 11:14:18

Ich mag den fast verloren gegangenen Song "Massive" irgendwie sehr!

https://www.youtube.com/watch?v=D262oTSRQXw

andygoestohollywood

2024-08-17 12:58:22

Die Power von "Crawling" hat mich damals umgehauen, das "One more Light" wird auch die wenigsten kalt lassen, aber dazwischen war auch einiges an Mittelmaß, ein bisschen wie bei Coldplay...das wollte ich damit sagen.

didz

2024-08-17 12:31:35

@machina
ich meinte derjenige, der sagte 'musikalisch schwach', meinte damit einfach nur das es ihm nich gefallen hat. und neytiri hat das zu wortwörtlich genommen und es auf die craft des songwritens bezogen. ich habe neytiri nich in schutz genommen ;-)

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