
Van Morrison - Roll with the punches
Exile / Caroline / UniversalVÖ: 22.09.2017
Klassisch, Baby
Er macht es schon wieder: Van Morrison veröffentlicht ein neues Album. "Roll with the punches" ist sein 37. Studioalbum, zumindest zählt sein Label so. Und musste er zuletzt laut maulen, wie nötig er doch das Geld aus den Plattenverkäufen hat, hielt er sich heuer zurück. Manche Dinge sind unverrückbar: Die Rolling Stones überwältigen auf einer Stadionbühne, die sie für Konzerte durch ganz Europa schleppen. Van Morrison überwältigt mit seiner Stimme, egal wie groß der Vorgarten ist, in dem er aufspielt: Dieser nölenden, unsteten, mal kleinmütigen, im nächsten Moment übergroßen Stimme, bei der die Resonanz so mitschwingt, dass sie einschüchtert, niederwalzt, dabei einfach nur selig werden lässt.
"Roll with the punches" ist eine Art Heimspiel. Fünf eigene, neu geschriebene Songs, dazu zehn Coverversionen, etwa von Sam Cooke oder Bo Diddley. Van Morrison spielt die alten Hits, Klassiker des Rhythm'n'Blues und Soul, die Songs seiner eigenen Legenden. Er trägt dabei dick auf, was die Stücke durchaus vertragen: Van Morrison croont arschcool, der erhabene Chor trägt ihn empor: "Gonna be a transformation down in your soul." Dazu leiert Jeff Beck ein paar glühende, auch leicht schmalzige Riffs aus der E-Gitarre, was alleine schon für die Bekehrung ausreichen würde. "Transformation" ist einer der besten neueren Van-Morrison-Songs. Es ist all der Gospel und Soul, den man schon immer von ihm hören will.
Dabei perlt das so einfach von der Hand, so mühelos wie die simpelste Fingerübung. Da sind noch andere große Musiker zu hören, Manfred-Mann-Sänger Paul Jones oder der Pianist Jason Rebello, was alles vorhersagbar gut zusammenpasst. "Roll with the punches" ist Van Morrison in all seiner Noblesse. Wie bei den Theaterspielern, die ihren Text intus haben, sich bei den Dialogen nicht mehr erinnern oder konzentrieren müssen, darf die Aufmerksamkeit auf anderes gelenkt werden. Eingespielt ist das. Gerade, wenn "Bring it on home to me" angestimmt wird, bei Van Morrison eine weit langsamere, wieder mit Chor abklingende Ode. Was bei Sam Cooke damals noch flehend klang, ist hier frustriert. "How far from God" bekommt hingegen ein wenig New-Orleans-Glanz ab. Revolutionär ist das nicht, aber durchaus erfrischend.
Man muss kurz an das letzte Album der Rolling Stones denken: Auch voller Klassiker, auch wie eine Wünschelrute funktionierend, die zurück an den Anfang der Karriere weist. Van Morrisons Vorteil: Der gitarrenquengelnde Titelsong oder das gemächlichere "Fame" sind Eigenkompositionen, die in diesem Kontext der ganz Großen überhaupt nicht weiter auffallen. Da überwältigt er dann doch. Weil über die Notwendigkeit von Coverplatten immer berechtigt diskutiert werden darf, sie meistens vollkommen egal und nicht notwendig sind. Aber diese hier, auch wenn die Auswahl der Songs überraschungsarm ausfällt, ist unabdingbar.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Transformation
- Bring it on home to me
- Mean old world
Tracklist
- Roll with the punches
- Transformation
- I can tell
- Stormy Monday / Lonely avenue
- Goin' to Chicago
- Fame
- Too much trouble
- Bring it on home to me
- Ordinary people
- How far from God
- Teardrops from my eyes
- Automobile blues
- Benediction
- Mean old world
- Ride on Josephine
Im Forum kommentieren
Armin
2017-09-20 21:15:59- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Armin
2017-07-12 18:02:36- Newsbeitrag
"Roll With The Punches" (VÖ: 22.09.2017)
Van Morrison wird am 22. September 2017 sein neues Album „Roll With The Punches“ via Caroline International veröffentlichen.
Auf seinem sage und schreibe 37.(!) Studioalbum präsentiert er eine Auswahl von Rhythm and Blues Klassikern von Bo Diddley, Mose Allison, Sister Rosetta Tharpe, Lightnin’ Hopkins und anderen und kombiniert sie mit eigenen Songs.
Das Album vereint die raue und intime Interpretation einiger der Grundpfeiler des Rock’n’Roll und ergänzt sie um fünf neue Aufnahmen von einem der großen Musiklegenden unserer Zeit.
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